Freitag, 15. Juni 2012

Goldener Brief 124


124. Die Lesung dient nämlich der Absicht, in der man liest. Wenn der Leser in der Lesung wahrhaft Gott sucht, dann hilft ihm alles (Röm 8,28), was er liest, zu diesem Ziel, nimmt die Gedanken des Lesers gefangen und unterwirft jedes Verständnis des Textes dem Gehorsam Christi (2 Kor 10,5). Wenn das Denken des Lesers aber zu etwas anderem abweicht, dann zieht es das alles nach sich. Denn er findet in den Schriften nichts, was so heilig und so fromm ist, dass er es nicht entweder durch eitlen Ruhm, durch verkehrtes Denken oder durch falsches Verständnis für seine Bosheit oder Eitelkeit verwenden könnte. Darum muss bei der Lesung aller Schriften die Furcht Gottes der Anfang der Weisheit sein (Ps 90,10), damit in ihr vor allem die Absicht des Lesers gefestigt werde und aus ihr ein geordnetes Verständnis oder Erkennen des Textes hervorgehe.

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