Samstag, 31. August 2013

Ich weiß genau

Ich weiß genau, daß ich sofort fallen würde, wenn Gott mir nur einen Augenblick Seine Hilfe entzöge. Darum besteht meine ganze Klugheit darin, auf Ihn allein zu bauen. Der unendliche Abstand zwischen dem Geschöpf und dem Schöpfer ist die Ordnung, die mir Sicherheit gibt; denn von diesen beiden entgegengesetzten Polen kommt all meine Sicherheit.

„Ich habe gelernt, mich mit meinen Verhältnissen abzufinden. Ich weiß mich in die Not zu schicken, ich weiß auch mit Überfluß umzugehen... Alles vermag ich in Dem, der mich stärkt“ (Phil 4, 11-13).

(vgl. Sendung der Stille, Kartäuserschriften für Christen von heute, 1957)



Freitag, 30. August 2013

Kerker der Selbstsucht

Jeder leidet im Kerker seiner Selbstsucht und seiner Schwachheit. Niemandem bleiben dunkle Stunden erspart. Doch wenn wir angesichts unserer Ohnmacht verzagen möchten, wenn die Ausweglosigkeit unserer Lage uns zur Verzweiflung treiben möchte, dann eben soll uns unser Elend zur Rettung werden; ist es doch das kostbare Unterpfand des göttlichen Erbarmens. Freuen wir uns, nichts zu sein, denn das zwingt den Vater, uns nicht uns selber zu überlassen. Das Wissen um diese zwei Konstanten, das Nichts des Menschen und das All Gottes, gibt der Seele eine neue Einstellung, eine neue Schwungkraft, die sie allein retten kann.

Der Weg öffnet sich uns in dem Augenblick, da wir den Vollsinn der Worte Christi erfassen:
„Ihr seid unnütze Knechte“ (Lk 17,10).
„Meine Gnade genügt dir“ (2 Kor 12, 9).

(vgl. Sendung der Stille, Kartäuserschriften für Christen von heute, 1957)



Donnerstag, 29. August 2013

Kein Mut

Viele Seelen träumen von diesem Leben und sehnen sich danach. Aber sie finden nicht den Mut, sich völlig hinzugeben und sich so die inneren Quellen zu erschließen. Als Schöpfer kann Gott nicht anders, als vorbehaltlose Hingabe zu fordern. Wir können Ihm nicht ein halbes Herz schenken. Wenn die Seele nicht den notwendigen Mut aufbringt, so meist darum, weil sie auf ihre eigene Kraft vertraut, die im Bereich des Übernatürlichen stets unzureichend ist. Nur die Gnade kann ihre Entfaltung bewirken und sie fruchtbar machen durch die Berührung des Heiligen Geistes.

(vgl. Sendung der Stille, Kartäuserschriften für Christen von heute, 1957)



Mittwoch, 28. August 2013

Berauschende Wahrheit

Der Glaube, der uns diese berauschende Wahrheit zeigt, macht uns zu Idealisten und Optimisten in einem neuen und tieferen Sinn, für den diese gewöhnlichen Bezeichnungen ganz unzulänglich sind. Man kann ihn nur erlassen, wenn der Glaube in seiner vollen übernatürlichen Folgerichtigkeit gelebt wird als Prinzip einer alltäglichen und göttlichen Wirklichkeit. 
 
„Wenn Gott für uns ist, wer ist dann wider uns? Wenn Er Seines eigenen Sohnes nicht geschont, sondern Ihn für uns alle darangegeben hat, wie sollte Er uns mit lhm nicht alles schenken?“ (Röm 8, 31-32).

(vgl. Sendung der Stille, Kartäuserschriften für Christen von heute, 1957)



Dienstag, 27. August 2013

'Gebet setzt Übung voraus. Und viel Geduld'

Unter dieser Überschrift veröffentlichte kath.net die 
nachfolgende Rezension  einem empfehlenswerten Buch:




Ein kleines, feines und handliches Buch mit wunderschönen Fotos und einem angenehmen Schriftbild lässt aufhorchen und hebt sich wohltuend vom Markt esoterischer Literatur ab, auf dem sich so manche christliche Autoren tummeln. Über das Herzensgebet und über das göttliche Gebet schreibt hier kein Theoretiker und niemand, der mit einer hohen Auflage Geld verdienen möchte. Dom André Poisson war Kartäusermönch und es lag ihm nicht daran, dass seine Schriften gelesen würden.

Was wissen wir von diesem Mönch? - Étienne Poisson wurde am 28. Februar 1923 in der Nähe von Angers in Frankreich geboren. Nach dem Abitur studierte er an der „Ecole Polytechnique" in Paris. In dieser Zeit erspürte er seine Berufung zum Ordensleben. Im Jahr 1946 trat in die Große Kartause ein (Grande Chartreuse, das Mutterkloster des Ordens). Er erhielt bei seiner Einkleidung den Ordensnamen André und legte am 2. Februar 1948 seine Profess ab. Im Jahr 1954 wurde er zum Priester geweiht. Früh erhielt er wichtige Aufgaben im Orden. Unter anderem war er zuständig für den Bau des Kartäuser-Museums, der Correrie, unterhalb des eigentlichen Klosters der Großen Kartause. Dadurch sollten die Touristenströme von Kloster weggeführt werden. Die Correrie ist seither zum Anziehungspunkt für alle, die etwas über das Leben der Kartäuser erfahren möchten, geworden. Noch im vergangenen Jahr wurden großzügige Renovierungsarbeiten abgeschlossen, die es ermöglichen einen noch besseren Eindruck vom Geist und vom Leben in der Kartause zu erfahren.

Am 8. Mai 1967 wurde Dom André von den Mönchen der Grande Chartreuse zu ihrem Prior gewählt. Dadurch wurde er gleichzeitig auch Ordensgeneral aller Kartäuser. Diese wichtige Doppelfunktion übte Dom André über 30 Jahre in großer Verantwortung aus. Im Nachgang des Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) wurden die Ordensstatuten überarbeitet und erneuert (1971). Viele tiefgreifende Entscheidungen standen in diesen Jahren an. Bestehende Kartausen mussten geschlossen werden, neue Kartausen galt es zu gründen. Dadurch gab es riesige Ordens-geografische Veränderungen. Erstmals wurde außerhalb Europas gegründet (USA, Argentinien, Brasilien). Der weibliche Zweig des Ordens erhielt manche Möglichkeiten sich zu erneuern. Denn wie die Chor-Mönche können nun auch die Chor-Nonnen, wie ihre Brüder, in einer noch vollständigeren Einsamkeit nun auch in Einsiedeleien leben.

Ein Höhepunkt in Dom Andrés Leben war sicher die Feier des 900. Jahrestag der Gründung des Ordens im Jahre 1984, zu dem Papst Johannes Paul II. ein wichtiges Schreiben an den Orden sandte und bald darauf auch eine Kartause besuchte (Serra San Bruno in Kalabrien). Im Jahr 1997 trat André Dom als Prior der Großen Kartause und als Ordensgeneral zurück. Er wurde noch für zwei Jahre Prior eines Klosters in der neuen Welt, in der Kartause Transfiguration in Vermont, USA. Anschließend wurde er für zwei Jahre Spiritual der Kartäusernonnen von Vedana, einer vormaligen Männer-Kartause. 2001 zog er sich ganz zurück in der Grande Chartreuse, wo er am 20. April 2005 starb.

Dom André Poisson hat viele geistliche Schriften verfasst. Manche wurden veröffentlicht und können uns dabei helfen, seine Spiritualität der Liebe, der Güte und der Barmherzigkeit Gottes verstehen zu können. Die beiden in diesem Büchlein abgedruckten Werke gehören dazu.

Die Texte atmen die Einfachheit des Lebens in der Kartause. Sie entsprechen der Sicht dieses Lebens. Das Herzensgebet sei „die Frucht einer langen Erfahrungssammlung“ heißt es da. Wie können wir also denken, mit ein paar Übungen könnten wir ein perfektes geistliches Leben erreichen. Gott möchte „mich genau nach seinem Bild“, nicht nach dem wie ich mich sehe. Im Herzensgebet, dem Jesusgebet, sollen wir Christus, Jesus den Sohn Gottes und ihn selbst, empfangen. Der Sohn soll „in meinem Herzen“-schaffen, dort „sein Königreich“ aufrichten. Das „göttliche Gebet“ will im Herzen Orientierung hervorrufen. Das ist die Richtung dieses Gebetes: „Mein Herz“ zeigt direkt auf „das Herz Gottes“ in der direkten Begegnung mit ihm. Wir müssen lernen, dass wir auf unserem Weg nicht einer Quelle nachgehen, die es nicht gibt. Nichts darf in unserem Herzen den Platz Gottes einnehmen. Die Haltung meines Herzens – darauf kommt es an. Gott hat „schon so lange vergeblich angeklopft“, weil „ich mich im Gebet zuerst mit mir selbst beschäftigt hatte“. „Gott wartet, dass du ihn fragst“. Und „wenn deine Gebete umsonst zu sein scheinen, sind sie es sicher nicht“. Unser Glaube an Gott soll nicht durch Nachlässigkeit oder durch Unwissenheit unbeschäftigt bleiben, denn „dann rostet und verkalkt er, obwohl wir unsere Kräfte mit geistlichen Übungen vergeuden“, doch die gefallen uns oft viel mehr, obgleich sie keinerlei Frucht bringen.

Zuletzt ist noch ein kurzes Wort über den Übersetzer zu verlieren. Dr. Jörg Schneider ist evangelischer Theologe und kenntnisreicher Freund der Kartäuser und ihrer Spiritualität. Die vielen ganzseitigen Fotos stammen von ihm und in ihnen wird sein inneres Gespür für das, was notwendig ist, deutlich: Einfachheit und Stille. Zwar verwende die Sprache Bilder, aber diese „sind nur Abbilder und Annäherungsversuche“, sagt er. Dagegen beschreibe die Sprache der Liebe „ziemlich gut das Verhältnis von Gott und Mensch“, auch wenn sie nur dem menschlichen Bereich entnommen sei.

Die Fotos sind alle in der ehemaligen Kartause Sélignac entstanden. Dieses Kloster wird seit dem Jahr 2001 nicht mehr von Mönchen bewohnt. Der Orden hat das Haus auf vielfachen Wunsch von Menschen, die gerne einmal in einer Kartause eine Zeitlang leben möchten ohne dem Orden beizutreten, geöffnet und entschieden, diese Kartause umzuwidmen. Es entstand eine Art „Kloster“ für eine Laiengemeinschaft. Das ganze Jahr über können sich hier Männer und Frauen, für eine gewisse Zeit, zurückziehen und leben nach dem Rhythmus der Kartäuser. Es handelt sich um eine noch nie da gewesene Möglichkeit, Einkehrtage zu verbringen. In dieser Atmosphäre ist das Vorhaben zur Übersetzung der Texte Poissons und deren Veröffentlichung entstanden.



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Über das Herzensgebet und über das göttliche Gebet. 
Meditationen eines Kartäusers
Von Dom André Poisson
Übersetzt, erläutert und bebildert von Jörg Schneider
EOS Verlag Sankt Ottilien 2013
Gebundene Ausgabe, 128 Seiten
ISBN 978-3-8306-7588-4
Preis: 17.50 €



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