Samstag, 19. Dezember 2015

Die Kartause von La Valsainte. - Es ist der 23. Dezember. (2/3)

Jawohl, hier fließt ein lebendiges Wasser, jenes, von dem Jesus spricht - blitzt es in beglückendem Seligsein in meiner Seele auf. Und der beklemmende Druck in dieser so weiten, unvertrauten Stille ist auf einmal einer jubelnden Freude gewichen.

Der Bruder führt mich in ein weißes Zimmerchen, das St. Bruno zum Schutzheiligen hat und wo ich während der Tage meines Aufenthaltes in der Kartause wohnen werde. Er zeigt mir, wie ich den Kartäuserofen mit Hobelspänen anfeuern und das Feuer mit Holzstücken unterhalten soll, die in einem Behälter am Fußende des Bettes aufgeschichtet liegen. Schon prasselt das Feuer, und es wird warm im kleinen, weißen Gemach.

Noch vor dem Abendessen, das wir diesmal später als gewöhnlich, um 7 Uhr einnehmen, kommt ein Pater, um uns zu begrüßen.

Er steht vor mir mit der kleinen Laterne in der Hand in creme-weißem Kleide mit großer Kapuze und schwerem Skapulier, das beidseitig unter der Mitte von einem breiten Bande zusammengehalten wird. Um den glattrasierten Kopf liegt ein schmaler Haarkranz.

Er spricht mit uns in ruhiger Sachlichkeit, als ob er eine Konversation fortsetzen würde, über das Kartäuserleben.

Kartäuserofen einer Zelle der Großen Kartause
Wir sitzen um den kleinen Ofen, drei Menschen in der Weltstille. Hinter uns auf dem Tische steht die Lampe. Ich lausche und sehe mir den Pater an. Silbern schon liegt das Haar auf seinem edlen Charakterkopf. Eine kühn beherrschte Kraft strahlt von ihm aus. Und so unsagbar ruhig und gut ist er.

Wie eine Offenbarung von der Wahrheit fällt alles, was er so einfach und schlicht über das Leben der Kartäuser erzählt, in meine Seele. Es ist einzig Liebe, heldenhafte Liebe, vor der jedes irdische Pathos zusammenbricht.

(Pieter Van der Meer de Walcheren. Das weisse Paradies.)



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