Samstag, 15. Juni 2013

Prostration

Wiederum scheint die Bestimmung von der Vermeidung aller melodiösen Ergötzung der Sinne rigoros zu sein, sie enthält aber die Bemühung, einem rein geistigen Gottesdienst möglichst nahezukommen.

Während des Chordienstes werfen sich die Kartäuser, auf ein Zeichen, plötzlich zu Boden. Sie sinken  im Gebet nicht in die Knie, sondern liegen flach auf der Erde, die Kapuze über den Kopf gezogen. Dieses unerwartete und schlagartige Niederwerfen des Körpers auf die bloße Erde wirkt erschütternd; man scheut sich, dieses Innerste ans Tageslicht zu zerren. Der auf dem Boden hingestreckte Mönch entspricht jedoch der Seinslage des Kartäusers, der nicht erhobenen Hauptes einherschreitet, sondern sich in demütigster Beugung buchstäblich vor Gott in den Staub wirft. Er erinnert an Jesu Gebetskampf im Garten von Gethsemane. Diese beständige und eindrucksvolle Bußgesinnung betätigt er auch in seiner einzigen Mahlzeit pro Tag und in vielem Fasten bei Wasser und Brot.

Walter Nigg (Bruno und die Kartäuser in Geheimnis der Mönche, Zürich 1953)



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