Montag, 28. Februar 2011

Gott schauen, 26

14.  Wie diese Stufen zusammenhängen

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Aus all dem können wir schließen, dass die Lesung ohne Meditation dürr ist, die Meditation ohne die Lesung in die Irre geht, das Gebet ohne die Meditation lau und die Meditation ohne Gebet unfruchtbar ist. Das eifrige Gebet erlangt die Kontemplation, aber die Gabe der Kontemplation ohne Gebet wäre eine seltene Ausnahme oder grenzte an ein Wunder. Der Herr, dessen Macht unermesslich ist und dessen Barmherzigkeit all seine Werken umfängt, kann freilich aus Steinen Kinder Abrahams erweckten, in dem er raue und widerspenstige Herzen zum Guten bewegt, und als Wunder seiner Gnade "den Stier bei den Hörnern packt", wie man im Volksmund sagt, das heißt, in die Seele einkehrt ohne gerufen worden zu sein und sich ihr schenkt ohne gesucht zu sein. Wenn dies tatsächlich manchmal der Fall ist, wie wir es bei Paulus und einigen anderen lesen, so dürfen wir deshalb doch nicht vermessentlich solche Gnaden erwarten und Gott nicht versuchen. Vielmehr müssen wir einfach tun, was von uns abhängt: Im Gesetz des Herrn meditieren und ihn bitten, er selber möge unserer Schwachheit zu Hilfe kommen und unser Elend ansehen. So hat es ja selber gelehrt, als er sagte: "Bittet, dann wird  euch gegeben, sucht, dann werdet ihr finden, klopft an, dann wird euch geöffnet" (Mt 7,7). Denn hier auf Erden "wird dem Himmelreich Gewaltangetan, und die Gewalttätigen reißen es an sich" (Mt11,12).

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