Montag, 21. November 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 27

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

C.   Die Zelle

Die „Zelle“ ist die Wohnung des Kartäusers und das auffälligste Merkmal eines Kartäuserklosters. Im Prinzip setzen sich alle Kartäuserzellen aus denselben Elementen zusammen, auch wenn ihre Einteilung variieren kann. Die Zellen stehen entlang des großen Kreuzgangs, welcher ein langer, gewöhnlich quadratisch angelegter Korridor ist.

Das Wort „Zelle“, mit welchem die Kartäuser seit den Ursprüngen ihre Einsiedeleien bezeichnen, kann leicht missverstanden werden, denn es vermittelt den Eindruck, als handle es sich um einen einzigen kleinen Raum. In Wirklichkeit ist die Kartäuserzelle ein Häuschen, in der Regel auf zwei Etagen, in dessen Innern es Platz für ein Zimmer zum Studieren, ein Oratorium, eine kleine Schreinerwerkstatt und sogar einem kleinen Garten gibt. Seine relative Größe ergibt sich aus der freiwillig eremitischen Lebensform des Ordens: der Kartäuser verbringt den größten Teil seines Lebens in der Zelle.

Die Statuten sprechen bildlich davon, dass die Zelle für den Kartäuser wie das Wasser für die Fische und der Pferch für die Schafe ist. Ein auf ein Holzschild eingeprägter Buchstabe aus dem Alphabet an jeder Zellentür ermöglicht es, die Zellen voneinander zu unterscheiden. Man betritt die Zelle durch einen relativ großen Vorraum, in welchem sich ein Kreuz und ein Bild der Jungfrau Maria befinden. Zu seinen Füßen betet der Kartäuser jedes Mal wenn er die Zelle betritt, kniend ein Ave Maria. Deswegen nennt man diesen Teil der Zelle „Ave Maria“.

In einem offenen Teil in der Mauer sieht man eine kleine mit einem Türchen verschlossene Durchreiche in welche der „Bruder Dispensier“ das Essen stellt, welches der Mönch zur Stunde seiner Mahlzeit dort abholt. Der Kartäuser isst in seiner Zelle; nur an Sonn- und Feiertagen nimmt er das Mahl zusammen mit der Gemeinschaft im großen Refektorium ein. 

"Essensausgabe"

Vom „Ave Maria“ gelangt man in einen hellen Raum wo man Arbeiten mit Holz verrichten kann. Er ist in der Regel mit einer pedalbetriebenen Drehbank und dem gängigen Werkzeug ausgestattet. Jeder Kartäuser hat einen Garten zur Verfügung, den er nach seinem Geschmack bebauen kann. Die Pflege des Gartens verschafft dem Mönch ein gutes Maß körperlicher Arbeit, Erholung und geistliche Entspannung.

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