Freitag, 15. Februar 2013

Dem einsamen Leben, der Einöde -

. . .  widmet Meister Bruno einen großen Raum. Er ließ wegen seiner nackten und unveränderlichen Realität, die solchen Einfluss auf die menschliche Psyche ausübt, bereits auf rein menschlicher Ebene vielfache Einstellungen zu, - aber auch auf geistlicher Ebene war sie Feld und Symbol einer Mystik, eines Kampfplatzes und einer Reinigung Israels, der Kirche und Christi selber.

Bruno entfaltet zwei Gesichtspunkte:
- den ästhetischen Eindruck, den der Kontakt mit der reinen Natur hervorruft, und
- die Einöde als Rahmen kraftvoller sittlicher Forderungen und großer Gnadenerweise Gottes.

Seine kurze, in wohlklingendem Latein verfasste Beschreibung des Tales und der kalabresischen Landschaft, die er mehr plastisch darstellt, erinnert an die Poesie des Klaustrums, der Mönchspoesie.
Sie scheint einer dieser reinen und heiteren Landschaften zu bilden, die den Hintergrund eines Renaissancebildes gestalten. Der Vordergrund tritt weder hervor, noch tritt er störend dazwischen.
Er schmückt ihn aus und rahmt ihn ein.

Die literarische Vaterschaft dieser Mönchspoesie weist man dem heiligen Johannes Chrysostomus zu. Er wurde jedoch wahrscheinlich von der hellenistischen Lyrik über das Landleben inspiriert. Allerdings verlegte Chrysostomus diese lyrische Schau auf die Welt der Mönche, indem er deren Leben als einen engelgleichen Zustand, als ein Vorspiel der Seligkeit vorstellte. Sein beredsames Wort vergoldete die monastische Alltagswirklichkeit allzu sehr, indem er die dunklen Farbtöne des Jahrhunderts bis zum Exzess überbetonte.

Chrysostomus:
„Keine Furcht erschüttert hier den Geist, kein Herr widersetzt sich, keine Frau reizt, noch fällt der Sohn lästig, noch entnervt übertriebenes Lachen, noch lobhudelt die Menge der Schmeichler. Weil all diese Leute ferngehalten werden, kosten sie gleichsam vom Tisch der Engel ... Hier gibt es weder Sklaven noch Herren, denn alle sind Diener und alle sind frei und alle sind auch Herren ...
Die den Engeln gleichen Mönche leben fern von den Dingen der Welt, nutzen sie auf andere Weise als wir und all das Ihrige ist weit weg von dem Unsrigen: Nahrung, Haus, Kleidung, Schuhwerk, Unterhaltung. Könnte jemand sie und uns hören, würde er sogleich erkennen, dass sie des Himmels würdig sind und wir unwürdig der Erde.“

(vgl. G. Posada, Der heilige Bruno)




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