Samstag, 7. Januar 2012

Gedanken einer Kartäusernonne

Die Zelle ist das Universum einer Kartäusernonne
Mahlzeit, Schlaf, Arbeit, Lektüre, Gebet, sie haben keinen anderen gewöhnlichen Rahmen. Einsames Gebet, einsame Arbeit. 


Aber scheinen die Stunden nicht unendlich zu sein, die Tage eintönig?
Das wäre so, wenn die Nonne mit sich selbst allein wäre.
Sie ist nicht allein.
Sie liebt.
Sie liebt einen verborgenen Gott, gewiss, aber seine verbürgte Gegenwart erfüllt sie mit Freude.
Arbeit, Mahlzeiten oder Entspannung, allen diese Realitäten, die das Leben aller Menschen ausmachen, misst die Kartäuserin einen so hohen Wert bei, dass sie Gott selbst daran teilnehmen lässt.
Sie lebt sie mit ihm, mit ihm allein.
Mit ihm, in der Stille ihrer Zelle.
Mit ihm, in der Stille ihres Herzens.
Wenn sich allerdings Gott zurückzuziehen scheint, was geschieht dann mit jener, die alles für ihn verlassen hat?
Wie wird sie die Einsamkeit ihrer Einöde ertragen?
Wo wird sie ihren Durst stillen?
Jesus hat Durst gelitten.
Jesus verweilte in der Wüste durch den Geist.
Die Versuchung bestürmte ihn.
Er hat sie besiegt
und er stärkt jene, die ihm nachgefolgt ist.
Auf sein Wort hin und aus Liebe ist sie ausgezogen.
Und auf sein Wort hin und aus Liebe bleibt sie.
Sie erwartet den Tag.
Sie weiß, dass Gott in der Heiligen Schrift immer spricht.
Er spricht zu ihr, jetzt.
Er spricht zu der Jungfrau,
und die Jungfrau bewahrte, erwog alle diese Dinge in ihrem Herzen.
Marias Schweigen in Nazareth & Niemand kann es ausschöpfen.
Es ist die unausschöpfliche Quelle des Lichtes und der Kraft für die kontemplative Nonne.
Es hilft, den verborgenen Gott im Alltäglichen zu suchen.
Das Alltägliche?
Im Laufe des Tages, lauter Kleinigkeiten: eine Näharbeit, ein Buch öffnen, eine Mahlzeit einnehmen.
Nichts.
Gott ist da.
Nichts weiter in der Werkstatt von Nazareth als Bretter und Hobelspäne.
Gott war da.
Der menschgewordene Gott hobelte mit der ganzen Kraft seiner Hände. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf das Brett, auf den Hobel gerichtet. Und der Kunde, sein Vater Josef und sein himmlischer Vater waren zufrieden.
Selbst wenn Gott abwesend und die Last des Tages an sich schon erdrückend zu sein scheint, die Näharbeit ist da, sie will gemacht sein, das Buch liegt da, es will geöffnet werden, die Mahlzeit ist da, sie will eingenommen werden.
Christus wartet, auch er.
Die Kartäuserin glaubt es mit ihrer ganzen Kraft,
sie richtet ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Näharbeit, auf das Buch, auf die Mahlzeit.
Wird ihr Gott sagen, dass sie ihm so Freude bereitet?
Er sagt es, aber auf eine so stille Art, dass sie es oft nicht wahrnehmen kann.
Sie weiß es durch den Glauben, wie Maria.
Die ganze Eintönigkeit der Wüste, ohne ihren weiten Horizont.
Und dennoch.

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