Sonntag, 18. Januar 2015

Die Selbstsucht und Selbstliebe des Menschen

IL007-VW07

Man versteht es kaum, dort einzutreten! Manchmal kümmert man sich so wenig darum, dort einzudringen. Hat man nicht sogar sehr oft Furcht davor?

Man gibt sich mit jenem summarischen und oberflächlichen Blick zufrieden, der hinreicht, um nach außen hin eine relative Besserung zustande zu bringen. Aber die gründliche Reinigung der Seele, die fortschreitende Umformung des menschlichen Lebens in das göttliche Leben, das Ausziehen des alten Menschen und Anziehen des neuen, all diese Arbeit des tiefen Inneren kennt man kaum.

Man lässt in den Tiefen alle Arten des Elends und Jammers einreißen und herrschen. 

Die Selbstsucht, die alle Laster des Menschen in sich beinhaltet und die die Ursache aller seiner Fehler ist, verträgt sich sehr gut mit dieser oberflächlichen Pflege der Gefühlsreligion. Es ist so angenehm, zufrieden zu sein mit sich - und mit Gott!

Und wenn man sich auf diesem Tabor so wohl fühlt, warum baut man dort nicht drei Hütten? (Mt 17,4). Doch da wird weder Jesus Christus, noch Moses, noch Elias wohnen. Da nehmen vielmehr die Sinnlichkeit und der Hochmut in Begleitung der Gefühlsfrömmigkeit Wohnung.

Diese Stelle hat Gott nicht bestimmt, „um da den Aufstieg aus dem Herzen zu bereiten". Der Aufstieg aus dem Herzen fängt viel tiefer an, er erhebt sich aus dem Tal der Tränen (Ps (83) 84,6). Dort, in diesen Tiefen, gilt es zu kämpfen, zu arbeiten. Da muss man diese Selbstsucht, diese Selbstliebe, die so zäh im Herzen lebt und überall so tief eingewurzelt ist, mit der Wurzel ausreißen. Die Arbeit ist rau und die Genüsse treten selten auf, wenigstens für die Sinne. Es gibt dort wenig Genüsse, aber dafür wahrhaftigere und vollere. Gott selbst nimmt an der Arbeit teil und gewährt dem Arbeiter die Freude seiner Gegenwart. Deswegen ist er glücklich, sagt die Heilige Schrift.

(Dom François de Sales Polien, IL, 20150118)


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