Donnerstag, 12. November 2015

Befriedigung

IL208-Z.20.4

Aber mit dem Tod der Befriedigungen verhält es sich nicht ganz gleich, wie mit dem Tod des Leibes. Wir sterben alle Tage (1 Kor 15,31):  das ist wahr sowohl in Bezug auf die Befriedigungen, als in Bezug auf den Leib. Jeden Tag fällt ein Stück ab, bis zu dem Augenblick, wo die letzte Wand der Trennungsmauer einstürzt und den Tod vollendet. Was den Leib betrifft, ist die Auferstehung aufgeschoben, und sie wird sich erst am Ende der Zeiten und ganz plötzlich vollziehen. Was die Befriedigungen betrifft, so stehen sie in dem Maße, wie sie sterben, gleich wieder in der Herrlichkeit Gottes auf. So findet der Heilige seine Befriedigung umgestaltet, neuerstanden gereinigt gerade in dieser Verherrlichung Gottes wieder, wenn er sie vergisst oder zur Ehre Gottes aufopfert.

Der Heilige ist also nie ohne Befriedigung. Der ursprüngliche Plan, der die Ehre Gottes an die erste Stelle und das Glück des Menschen an den zweiten Platz gestellt hat, wird niemals verletzt. Das Vergessen seiner selbst, der Hass seiner selbst, die Vernichtung seiner selbst, und der Tod sind nur die Umgestaltung des Todes in das Leben, der Tod wird im Siege verschlungen. Derjenige, der seine Seele retten will, wird sie verlieren; und der seine Seele meinetwegen verliert, findet sie (Mt 16,25). Man muss alles verlieren, um alles wiederzufinden. Denn man kann nur wiederfinden, was man verliert. Man verliert das Menschliche, und
findet wieder das Göttliche.

(Dom François de Sales Polien, IL, 20151112)

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