Mittwoch, 4. November 2015

Meine Pflicht, die Ehre Gottes zu erwirken

IL201-Z.19.2

Was ist die Heiligkeit? Ein Beispiel wird es mir leicht begreiflich machen. Wird sich der Kaufmann, der durch eine Geschäftshandlung 200 Franken gewinnen kann, mit dem Gewinn von 100 Franken zufrieden geben? Gewiss nicht, nur ein Einfältiger könnte das tun. Jeder verständige Mensch handelt zum Besten seiner Interessen. Wenn er nicht vollkommen dumm ist, wird also der Kaufmann die 200 Franken gewinnen.

Ich habe die Pflicht, die Ehre Gottes zu erwirken. Das ist das wesentliche Ziel meines Lebens. Die Geschöpfe sind mir dazu gegeben. Nun aber ist es eine klare Sache, dass unter den Geschöpfen die einen die Ehre Gottes mehr fördern, als die andern. Wenn ich nicht völlig dumm sein will, wenn ich will, dass mein Leben nicht unvernünftiger als jenes des gewöhnlichsten Kaufmannes ist, bin ich verpflichtet, die Geschöpfe zu wählen, welche die Ehre Gottes am meisten fördern. Wenn ich mich nicht darum kümmere, jene zu wählen, die mir dazu am meisten nützen, handle ich deutlich gegen die Vernunft, und ich widerspreche durch mein Leben dem Grundprinzip meines Daseins. Wenn ich für diese einzig wesentliche Aufgabe nur das normale Maß der Treue mitbringe, das die Menschen für ihre materiellen Aufgaben aufbringen, muss ich zwischen den Geschöpfen unterscheiden und muss ich jene auswählen, die mehr zur Verherrlichung Gottes beitragen. Diese Wahl des Vollkommeneren ist der eigentliche Akt der Heiligkeit.

(Dom François de Sales Polien, IL, 20151104)



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