Mittwoch, 7. März 2012

Das Raue und Strenge

Aus den Consuetudines - (Kap. XXII)

1. Dem Novizen, der um Barmherzigkeit bittet (das heißt: um die Gunst, aufgenommen zu werden), soll das Raue und Strenge vorgestellt werden. Man stelle ihm so weit als möglich die ganze Niedrigkeit und Strenge des Lebens vor Augen, das er zu ergreifen verlangt. Wenn er unerschrocken und unerschütterlich bleibt, und wenn seine Seele - wie der selige Job sagt-, die Unterdrückung * der Liebe zu den zeitlichen Dingen wählt und sein Gebein den Tod vorzieht, wovon es heißt: "Wenn wir mit ihm sterben, werden wir mit ihm leben" (2 Tim. 2,11), und wenn er mit größter Entschlossenheit verspricht, bereit zu sein, die rauen Wege zu folgen, wegen der Worte des Herrn (vgl. Ps 17,4), dann empfiehlt man ihm schließlich, er solle sich gemäß dem Evangelium mit denen versöhnen, die etwas gegen ihn haben (Mt. 5,23-24) und falls er jemanden betrogen hat, solle er es zurückerstatten, wenn auch nicht vierfach wie Zachäus (Lk. 19,8), so doch gleichwertig, insofern er dazu imstande ist. Weil die Zahl der Religiosen dieser Gemeinschaft streng begrenzt ist, gibt man dem Postulanten ein genaues Datum an, vor dem er angekommen sein muss.


* Wörtlich: "Galgen", vgl. Job 7,15.

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