„Sozial-karitatives
Engagement steht heute - jedenfalls in Worten - hoch im Kurs. Für Seelsorge
haben die Christen regelmäßig noch Verständnis. Ein Leben in Einsamkeit, Abtötung
und Gebet aber erscheint vielen als absurd, als unnütz.
Die Begründung der
Lebensart der Kartäuser ist nur dem Glauben, und zwar einem geläuterten und vertieften
Glauben, verständlich.
Die Kartäuser sind
gleichsam von Berufs wegen Hörende, lauschend auf das, was der Geist Gottes ihnen
sagt.
Die Mönche sind
Moses auf dem Berge vergleichbar, der, während das Volk Israel kämpfte, die
Hände zu Gott erhob; solange er in dieser Weise betete, siegte das Volk.
Auf ihr Gebet hin
wandelt Gott die Herzen der Menschen um, bekehrt sie zu wahrer Besserung des
Lebens, öffnet ihren Sinn für die Botschaft des Evangeliums und lässt sie in
allem Guten Frucht bringen. Wo Predigt und Unterricht Menschen kalt lassen,
vermag das Gebet immer noch die Herzen zu erwärmen. Das Gebet erreicht auch die
Menschen, die von der Verkündigung der Kirche nicht erfasst werden.
Das Gebet der
Kartäuser gilt der ganzen Menschheit. Der Mensch, der sich unmittelbar den
Menschen zuwendet, erreicht immer nur einzelne, vielleicht viele einzelne. Der
Mensch, der sich unmittelbar Gott zuwendet, erreicht alle Menschen, weil Gott
mächtig ist, auf das Gebet eines einzigen Menschen die ganze Menschheit zu
segnen.“
(aus:
Georg May, Die Botschaft der Kartäuser, Der Fels, Heft 1/1973)
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Friedhof
der Mönche in Serra San Bruno, Kalabrien
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