Dienstag, 29. November 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 35

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

Ein Tag des liturgischen Lebens im Dienste der Kirche.
Die Matutin inmitten der Nacht,
die Konventmesse am Morgen,
und die Vesper am Abend,
geben dem Kartäusertag seinen Rhythmus; 

diese Offizien sind die wichtigsten Momente des Tages, zu denen die Mönche ihre Zellen verlassen um sich in die Kirche zu begeben. Da die Berufung des Kartäusers darin besteht, mit Christus und in Christus durch den Dienst des Lobes und der Fürbitte, ein „Lob Gottes des Vaters“ zu sein, so ist die Eucharistie, welche jeden Morgen gefeiert und im Gregorianischen Choral von der Gemeinschaft gesungen wird, „die Wurzel und der Angelpunkt des Kartäuserlebens“.

Wenngleich der Kartäuser einen guten Teil des göttlichen Offiziums allein in der Zelle betet, so weiß er doch, dass seine Stimme keine individuelle, isolierte Stimme ist, welche sich in der Weite des Universums verliert, sondern, sie ist das Gebet Christi und der ganzen Kirche. In der Liturgie ist es Christus selbst, der betet, sodass in Ihm die Stimmen der Mönche erkannt werden als diejenige des Herrn Jesus Christus.

Marienau, Pieta
Foto ©P.Badde


Montag, 28. November 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 34

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

Der Nachmittag und Abend

An jeden Tag wird um 16 Uhr in der Kirche die Vesper gesungen. Die Brüder sind nicht dazu verpflichtet ihr beizuwohnen, aber viele von ihnen nehmen daran teil. An Festtagen ist ihre Anwesenheit verpflichtend. Die Vesper dauert ungefähr eine halbe Stunde. Sie besteht  aus einem Hymnus, vier Psalmen und deren Antiphonen, einem Responsorium und dem Gesang des „Magnificat“. Die Vesper endet mit den Fürbitten, gefolgt vom „Salve Regina“, deren Text und Melodie sich etwas vom des römischen Ritus unterscheiden. 

Marienau, Vesper
Foto ©P.Badde

Die Zeit nach der Vesper ist den geistlichen Übungen vorbehalten. Das Abendessen, oder die Kollation an Fasttagen, nimmt man in der Regel um 18 Uhr ein. Hernach bleibt den Mönchen noch etwas freie Zeit um sich zu entspannen: Man kann im Garten spazieren gehen oder sich in der Zelle beschäftigen. Um 18.30 Uhr hören auch die Brüder auf zu arbeiten und kehren in ihre Zellen zurück.

Um 19 Uhr, läutet die Glocke den abendlichen Angelus. Die Mönche können ihr Gebet oder ihre geistliche Lesung noch während einer Stunde fortsetzen, allerdings ist es angemahnt, das Schlafengehen nicht zu verzögern. Der Tag endet dann mit dem Nachtgebet der Kirche, der Komplet. Mit diesem letzten Abschnitt des göttlichen Offiziums dankt man Gott für alle Gnaden, welche man an diesem Tag empfangen hat und man bittet ihn um seinen Schutz für die kommende Nacht. Zwischen 19:30 Uhr und 20 Uhr ist der Tag in der Kartause zu Ende gegangen. Er war dem Gebet, dem Studium und der Arbeit geweiht.


Sonntag, 27. November 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 33

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

Der Mittag

An den Sonn- und Feiertagen singt man die Non gemeinsam in der Kirche und im Anschluss daran versammeln sich die Mönche im Kapitelsaal, wo sie eine Lesung aus dem Evangelium oder den Statuten hören; danach bekennen sie, von Zeit zu Zeit, in diesem Kapitelsaal freiwillig und öffentlich ihre Verfehlungen: wie zum Beispiel wenn sie das Stillschweigen gebrochen haben. Der Prior legt ihnen eine leichte Buße auf. Nach dem Kapitel geht man in den Garten hinaus, oder, wenn das Wetter dies nicht zulässt in den Kreuzgang wo eine gemeinschaftliche Unterhaltung stattfindet. Diese ist für die Patres an allen Sonntagen verpflichtend und an Feiertagen freiwillig. Die Brüder haben einmal im Monat eine obligatorische Unterhaltung. An Festtagen ist ihre Teilnahme an der Rekreation freiwillig.

Kapitel am Sonntag, Aufnahme eines Postulanten in den Novizenstand

Samstag, 26. November 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 32

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

Die Tagesabläufe sind grundlegend in allen Kartausen gleich, sie können sich aber in den Details ein wenig unterscheiden.

Der Morgen

Die Patres stehen um Viertel vor Sieben Uhr auf. Die Brüder, die in der Nacht der Laudes nicht beigewohnt haben, stehen eine Stunde vorher auf. Um sieben Uhr beten die Priestermönche die Prim, danach ist Meditationszeit. Um acht Uhr ruft die Glocke die Mönche zur Konventmesse. Diese Heilige Messe wird immer gesungen. An Sonn- und Feiertagen geht der Hl. Messe der Gesang der Terz voraus. An Festtagen wird die Messe konzelebriert.

Nach der Konventmesse verrichten die Brüder in ihren Zellen eine viertelstündige Danksagung und begeben sich danach zur Arbeit, welche bis zur Sext dauert. Die Patres dagegen zelebrieren nun ihre Stillmessen in einer der dafür vorgesehenen Kapellen. Nach ihrer Rückkehr in die Zelle beten sie die Terz und widmen sich der geistlichen Lesung. Die Novizen und jungen Mönche widmen sich nun ihren Studien und verrichten danach in der Zelle eine Handarbeit: Schreinerei, Buchbinderei, Malerei, oder mit einer Tätigkeit im Garten.

Vorbereitung auf die private, stille Messe

Um halb zwölf oder zwölf werden die Sext und der Angelus gebetet, danach essen die Mönche, allein, in der Zelle zu Mittag, mit Ausnahmen der Sonn- und Feiertage. Nach dem Essen, hat der Kartäuser bis um 13 Uhr Zeit um sich ein wenig zu entspannen. Er macht vielleicht eine leichte Arbeit im Garten, oder er geht dort spazieren, oder er verrichtet irgendeine andere Hausarbeit in seiner Zelle. Nun ist für die Mönche die Zeit der Non. Danach ist wieder Studium, Arbeit und das private Gebet möglich. Die Patres genießen relativ große Freiheit was die Einteilung ihrer Zeit betrifft. Die Brüder kehren zu ihren Arbeiten in die verschiedenen „Obedienzen“ oder Werkstätten der Kartause zurück: Küche, Schneiderei, Feldarbeit, Schreinerei, Wäscherei usw.

Freitag, 25. November 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 31

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)


Die Matutin setzt sich aus zwei Teilen zusammen, welche Nokturnen (Nachtwachen) genannt werden, von denen jede sechs Psalmen zählt. An Festtagen hängt man eine dritte Nokturn aus drei Gesängen an. Die Psalmodie ist gesetzt, fast langsam. Am Ende jeder Nokturn gibt es Lesungen aus der Heiligen Schrift, oder den Kirchenvätern, und auf jede Lesung folgt der Gesang eines Responsoriums. An Sonntagen und einigen anderen wichtigen Tagen sind die Lesungen mit den dazugehörigen Responsorien zwölf; an Ferialtagen hingegen gibt es nur eine (im Sommer) oder drei Lesungen (im Winter). Der Gesang des „Te Deum“ und die Lesung des Tagesevangeliums schließen die Matutin an Zwölflesungsfesten ab. An den übrigen Tagen endet sie mit einer Reihe schöner Fürbitten für die Bedürfnisse der Kirche und der Welt.

Die Brüder können sich an den Arbeitstagen können die Brüder nach der Matutin in die Zelle zurückziehen. Dennoch ziehen sie es häufig vor, in der Kirche zu bleiben und sich dem Gesang der Mönche für die Laudes anzuschließen. Am Ende des Offiziums der Laudes singt man das Benedictus. Man schließt mit einer Antiphon zu Ehren der Gottesmutter und betet den Angelus (Engel des Herrn).

Hernach begibt sich jeder Mönch in seine Zelle.Dort beten die Patres noch die Laudes vom Offizium der Jungfrau Maria und begeben sie sich danach wieder zur Ruhe. Oft zeigt der Wecker drei Uhr morgens an. Die Kartäuser haben eine Vorliebe für diese Stunden des nächtlichen Gotteslobes, wenn die Stille der Nacht zu einem glühenderen Gebet einlädt.


Donnerstag, 24. November 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 30

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

D. Die Tagesabläufe in der Kartause

Matutin und Laudes

Der Tagesablauf in einer Kartause ist sicher speziell. Zwischen 19 und 20 Uhr gehen die Mönche Schlafen. Im Sommer steht dann die Sonne noch am Himmel. Aber um 23.30 ruft die Kirchturmglocke die Mönche zum Gebet.

Zunächst stehen  nur die Patres auf, während die Brüder noch bis um Mitternacht schlafen können. Nach dem Ankleiden begeben sie sich die Mönche ins Oratorium, wo sie sich hinknien und ihre Gebetsmission mit der „Matutin de Beata“ beginnen. Dabei handelt es sich um das „Offizium der Seligen Jungfrau Maria“. In der Kartause trägt es den abgekürzten Namen „de Beata“. Jede Hore dieses Offiziums geht der entsprechenden Hore des kanonischen Offiziums voraus, mit Ausnahme der Laudes und der Komplet.

Die verbleibende Zeit verbringt der Kartäuser im Gebet. Um 0.15 Uhr schlägt erneut die Kirchturmglocke. Die ganze Gemeinschaft, Patres und Brüder begeben sich nun durch die einsamen, schwach beleuchteten Kreuzgänge zur Kirche.In der Kirche angekommen, bereiten sie die Bücher auf den Chorpulten vor, schalten das Licht aus und treten in eine tiefe Stille ein. Beim Signal beginnt der Gesang der Matutin. 

Marienau, Matutin
Foto ©PRIVAT

Mittwoch, 23. November 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 29

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

Zu Beginn des Kartäuserlebens kann man die Zelle mit einem kleinen Fegefeuer vergleichen, oder besser gesagt, als einen Ort an dem man sich dem „geistlichen Kampf“ aussetzt. Normalerweise verlangt die Zelle vom Novizen einen mehr oder weniger langen und mühevollen Prozess der Anpassung – oder der Entgiftung – um die Stille in sein Inneres einzuführen, die Fantasie, die Anhänglichkeiten und die Gefühle zu beruhigen, bis sein Geist ganz zur Ruhe kommt und sich auf die soliden Dinge konzentriert, auf die übernatürlichen Werte, welche definitiv die einzigen sind, welche das tiefe Verlangen der Seele zu stillen vermögen.

Der Pater Magister gibt einem Neuling mit Klugheit einen genauen Tagesablauf an,  damit dieser sich in geordneter und nützlicher Weise dem Lesen, dem Schreiben, der Psalmodie, dem Gebet der Meditation, der Kontemplation und der Arbeit widmen kann. Er wird auch lernen gegen die Versuchungen der Entmutigung anzukämpfen, sich Schritt für Schritt an das ruhige Hinlauschen des Herzens zu gewöhnen und daran, Gott in sein Inneres eintreten zu lassen. Ihm wird vor allem angeraten, sein Vertrauen auf den Herrn zu setzten, der ihm diese Berufung der Auserwählung geschenkt hat und der ihm auch die nötigen Gnaden schenken wird, um sie zu einem guten Ende zu bringen.

Einkleidung eines Novizen

Dienstag, 22. November 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 28

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

Wenn wir uns zum „Ave Maria“ zurückwenden führt uns eine Treppe in den recht geräumigen Hauptteil des Hauses. Seine Fenster öffnen sich auf den Garten hin. Das Mobiliar besteht aus einem Tisch mit Stuhl aus Holz sowie einem Bücherregal. In diesem Raum gibt es ebenso ein Oratorium, an dem man das Gebet verrichtet. An der Wand steht ein sehr einfaches Bett, und kurz danach gelangt man durch eine Tür in eine kleine Nasszelle mit Toilette. Das ist die Zelle des Kartäusers: hier verbringt er seine Tage, seine Jahre, in der Stille allein mit Gott.

Das Größte an dieser Berufung ist dieses immense Geschenk: allein zu leben, für Gott. In der Tat haben die Mönche aller Epochen die Schönheit des Lebens in der Zelle als dem Ort an welchem die Tage in der Vertraulichkeit des Herrn verstreichen, zum Ausdruck gebracht und besungen. Unsere Statuten schließen sich dieser großen monastischen Tradition an welche die Zelle als den Vorhof des Himmels betrachtet: „Die Zelle ist der heilige Boden und der Ort, wo sich der Herr und sein Diener häufig miteinander unterhalten wie jemand mit seinem Freund. Oft zieht dort das Wort Gottes die treue Seele an sich, der Bräutigam verbindet sich mit seiner Braut, Himmlisches wird dem Irdischen, Göttliches dem Menschlichen geeint.“



Montag, 21. November 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 27

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

C.   Die Zelle

Die „Zelle“ ist die Wohnung des Kartäusers und das auffälligste Merkmal eines Kartäuserklosters. Im Prinzip setzen sich alle Kartäuserzellen aus denselben Elementen zusammen, auch wenn ihre Einteilung variieren kann. Die Zellen stehen entlang des großen Kreuzgangs, welcher ein langer, gewöhnlich quadratisch angelegter Korridor ist.

Das Wort „Zelle“, mit welchem die Kartäuser seit den Ursprüngen ihre Einsiedeleien bezeichnen, kann leicht missverstanden werden, denn es vermittelt den Eindruck, als handle es sich um einen einzigen kleinen Raum. In Wirklichkeit ist die Kartäuserzelle ein Häuschen, in der Regel auf zwei Etagen, in dessen Innern es Platz für ein Zimmer zum Studieren, ein Oratorium, eine kleine Schreinerwerkstatt und sogar einem kleinen Garten gibt. Seine relative Größe ergibt sich aus der freiwillig eremitischen Lebensform des Ordens: der Kartäuser verbringt den größten Teil seines Lebens in der Zelle.

Die Statuten sprechen bildlich davon, dass die Zelle für den Kartäuser wie das Wasser für die Fische und der Pferch für die Schafe ist. Ein auf ein Holzschild eingeprägter Buchstabe aus dem Alphabet an jeder Zellentür ermöglicht es, die Zellen voneinander zu unterscheiden. Man betritt die Zelle durch einen relativ großen Vorraum, in welchem sich ein Kreuz und ein Bild der Jungfrau Maria befinden. Zu seinen Füßen betet der Kartäuser jedes Mal wenn er die Zelle betritt, kniend ein Ave Maria. Deswegen nennt man diesen Teil der Zelle „Ave Maria“.

In einem offenen Teil in der Mauer sieht man eine kleine mit einem Türchen verschlossene Durchreiche in welche der „Bruder Dispensier“ das Essen stellt, welches der Mönch zur Stunde seiner Mahlzeit dort abholt. Der Kartäuser isst in seiner Zelle; nur an Sonn- und Feiertagen nimmt er das Mahl zusammen mit der Gemeinschaft im großen Refektorium ein. 

"Essensausgabe"

Vom „Ave Maria“ gelangt man in einen hellen Raum wo man Arbeiten mit Holz verrichten kann. Er ist in der Regel mit einer pedalbetriebenen Drehbank und dem gängigen Werkzeug ausgestattet. Jeder Kartäuser hat einen Garten zur Verfügung, den er nach seinem Geschmack bebauen kann. Die Pflege des Gartens verschafft dem Mönch ein gutes Maß körperlicher Arbeit, Erholung und geistliche Entspannung.

Sonntag, 20. November 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 26

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

Ein Beispiel dazu: Die Kartäuser pflegen selbst ihre Kranken und Alten, indem sie ihnen helfen so gut sie können, und indem sie sie begleiten, soweit es nötig ist. Dies bringt mit sich, dass man die Zelle wiederholt verlassen muss. Die Kartäusermönche tun das gerne und mit viel Liebe, denn sind überzeugt davon, dass die Nächstenliebe alle anderen geistlichen Werte und Betrachtungen übersteigt.

Auch die sonntägliche Unterhaltungen und der wöchentliche Spaziergang verleihen der Kartause dieses familiäre und evangelische Ambiente und helfen den einzelnen Mönchen dabei, ein gesundes Gleichgewicht zu bewahren. 

Marienau, PUR-Magazin

Samstag, 19. November 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 25

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

5. DIE BESONDERHEITEN DER KARTAUSE 

A. Der Kartäuser, ein in eine monastische Familie integrierter Eremit

Der Kartäuser ist vor allem ein Eremit, der fast sein ganzes Leben in seiner Zelle, seiner Einsiedelei verbringt. Das ist das klarste Zeichen unserer Identität und unser spezifisches Charisma.

Dem Orden wird oft vorgehalten: „Wie kann ich die Füße meiner Brüder waschen wenn ich eingeschlossen in meiner Einsiedelei lebe?“ Dieser  Ausspruch ist vom hl. Basilius, dem Vater des östlichen Mönchstums. Man darf jedoch nicht vergessen, dass in der Kirche, wie der hl. Paulus sagt, nicht alle Glieder dieselbe Funktion haben.

Wenn auch das spezifisches Charisma des Ordens weder darin besteht die Kranken zu versorgen, noch zu predigen, und auch nicht darin zu unterrichten, so ist die Kartause doch keine rein eremitische Institution. Das Leben in der Einsamkeit ist ausgeglichen durch einen wichtigen Teil gemeinschaftlichen Lebens, welcher ebenso essenziell Teil dieses Charismas ist.

Trotz der großen Anziehungskraft welche die Wüste auf unseren Vater, den heiligen Bruno ausgeübt hat, ist sicher, dass er kein Einsiedler im traditionellen Stil war, wie es hingegen die Eremiten Paul, Antonius und Benedikt waren: diese begannen ihr monastisches Leben, indem sie völlig allein in der Wüste lebten. Den heiligen Bruno sieht man niemals alleine: er ist immer von einer Gruppe von Freunden begleitet, welche sein Ideal teilen.

Als Eremiten leben wir in unseren Zellen, aber zu gleicher Zeit bilden wir eine im Herzen des Klosters vereinte Familie. In den vergangenen Jahrhunderten hat man mit dem Wort „Familie“ die Kartäusergemeinschaften bezeichnet, das ergibt sich aus der sehr reduzierten Zahl ihrer Mitglieder; die Statuten von heute tun dasselbe. 


Freitag, 18. November 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 24

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

Die Statuten sagen: „Stellt aber jemand in einem bestimmten Fall oder im Laufe der Zeit fest, dass eine unserer Observanzen seine Kräfte übersteigt und dadurch sein Geist in der Nachfolge Christi mehr gehemmt als angespornt wird, so lege er zusammen mit dem Prior mit kindlichem Herzen das richtige Maß seiner Abtötung wenigstens für eine gewisse Zeit fest.“ - Auch der Gebrauch von Tabak ist „um des Geistes der Abtötung und der Armut willen“ untersagt.

Der Orden hält sie für ausreichend und hat aus Weisheit unumstößlich festgelegt, dass „keiner Bußübungen, die in den Statuten nicht gelehrt werden, ohne Wissen und Zustimmung des Priors vornehmen darf“. Die Kartause hat vom Heiligen Bruno seine Mäßigung und sein Gleichgewicht geerbt. Im Brief an seinen Freund Rudolf, besingt der Heilige mit

Enthusiasmus die Schönheit der Landschaft Kalabriens und um der eventuellen Verwunderung seines Freundes angesichts einer solchen, weniger geistlichen, Überschwänglichkeit zu begegnen, erklärt er: „Dennoch gewährt ein solcher Anblick dem allzu hinfälligen Geist Ruhe und Erholung, wenn er ermüdet ist durch die strenge Regel und durch die Beschäftigung mit geistlichen Dingen. Wenn der Bogen ständig gespannt ist, verliert er an Spannkraft und wird für seinen Zweck weniger brauchbar“.

Die Einsamkeit und das Stillschweigen, die “quies“, die Einfachheit des Lebens, die Strenge, - dies sind die Hauptzüge des kartusianischen Geistes welche sich mit den Grundlinien der Wüstenspiritualität überschneiden.

Brunos Beten in der Einsamkeit

Donnerstag, 17. November 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 23

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

Das Fasten der Kartäuser beginnt am 15 September, will sagen dem Tag nach dem Fest der Kreuzerhöhung, und es dauert bis Ostern, also etwa sieben Monate. Es besteht darin, nur eine wirkliche Mahlzeit am Tag (mittags) zu sich zu nehmen. Am Abend gibt es eine „Kollation“, welche in der Regel aus einem Stück Brot und Wein besteht.

Jede Woche gibt es einen Tag, den man „Abstinenztag“ nennt. An diesem Tag begnügt man sich in der Kartause mit Brot und Wasser. In der Regel fällt dieser Tag auf den Freitag, zum Gedenken der Passion des Herrn, aber wenn es vorkommt, dass während der Woche ein Festtag ist, dann findet die Abstinenz am Vigiltag des Festes statt. 

Essensschalter ehem. Kartause Buxheim, Foto ©P.Badde

Gemäß einer sehr alten Tradition, welche bis auf den Hl. Bruno zurückgeht, isst man in den Klöstern des Kartäuserordens niemals Fleisch und es wird dort auch niemals anderen Personen Fleisch serviert, wer auch immer sie auch sind.

Die Anpassung an unsere Lebensform erfordert von den Postulanten und Novizen Zeit und Vorsicht. Deshalb werden sie Novizen schrittweise an die Gebräuche gewöhnt, unter der wachsamen Kontrolle des Novizenmeisters, der ihnen die angemessenen Ratschläge erteilt.

Mittwoch, 16. November 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 22

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

C. Die „quies“

Die äußere Einsamkeit schafft ein günstiges, ja notwendiges Umfeld, damit sich eine vollkommenere Einsamkeit entwickeln kann, nämlich die innere Einsamkeit. Diese besteht in einem geistlichen Prozess durch welchen das Gedächtnis, die Intelligenz und der Wille, sich Stück für Stück von jeglichem Interesse und Geschmack an den materiellen Dingen loslösen. An ihrer Stelle beginnt man Gott als das einzige Sein wahrzunehmen, das Einzige welches die Tiefen des Geistes zu sättigen vermag. Der Kartäuser wird nur dann ein authentischer Kontemplativer, wenn er voller Bewunderung entdeckt, dass Gott allein ihn auszufüllen vermag. Diese Entdeckung bringt eine solche innere Freiheit und Freude mit sich, dass es schwierig ist, sie in Worten auszudrücken.

Dieser geistliche Prozess ist nicht spezifisch kartusianisch. Genauso wird er vom hl. Johannes vom Kreuz in seinem „Aufstieg zum Berge Karmel“ beschrieben. Jeder geistliche Prozess lässt sich womöglich in einem einzigen Wort zusammenfassen, einem Wort, das dem Hl. Bruno und den ersten Kartäusern sehr lieb war: „Quies“, das will sagen: die Ruhe des Geistes. Das Ambiente der Kartause, die Einsamkeit und die Stille, welche den störenden Lärm der irdischen Wünsche und Bilder eliminieren, begünstigen diesen Prozess.

Es handelt sich um eine ruhige Aufmerksamkeit und ein Ruhen des Geistes in Gott, das durch das Gebet und die langsame Lektüre begünstigt ist. Man kommt also so mit Gottes Gnade zu dieser „quies“ oder Ruhe der Seele in Gott. Ruhe in der Einfachheit, vergöttlicht und freudig, welche dem Mönch in gewisser Weise die Schönheit des göttlichen Lebens zum Greifen nahe bringt. Die „quies“, das Ruhen in Gott, ist das Ziel, welchem der Kartäusermönch entgegen strebt.

ehem. Kartause Buxheim, Foto ©P.Badde

Dienstag, 15. November 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 21

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

Die Einsamkeit und das Schweigen

Die kontemplative Berufung des Kartäusers wird durch die Einsamkeit geschützt. Es gibt in der Kartause weder Radio noch Fernsehen und die Statuten mahnen zur Vorsicht bei den profanen Lektüren. Die Statuten sprechen sogar von der Notwendigkeit „sich selber von den Nachrichten der Welt fernzuhalten.“ Das ist etwas Grundlegendes für das einsame Leben. Der Prior hat die Aufgabe, seinen Mönchen die Nachrichten aus der Welt zukommen zu lassen, wenn es unvernünftig wäre, diese nicht zu kennen.

Die Gesetzgebung der Kartäuser bezüglich der Einsamkeit und des Schweigens stellt den Buchstaben der Observanz dar. Der Mönch versteht, dass sie das günstige Klima für seine Einsiedlerberufung fördern. Und jeder Mönch weiß, dass das nicht alles ist, nicht das Essenzielle in seinem Leben überhaupt.

Auf den Grund der Einsamkeit hinabzusteigen und deren Reichtümer mitzunehmen, welche sie enthält, darin könnte man diesen Sinn von Einsamkeit verstehen. Das Essenzielle für einen Kartäuser besteht jedoch darin, in der Vertraulichkeit mit dem Herrn zu Leben. Die Liebe zur Einsamkeit begünstigt diese Zweisamkeit.

Ein seiner Berufung treue Mönch begreift, dass Gott ihn gerufen hat, damit er ihm in der  Einsamkeit und im Schweigen begegnen kann, einer Einsamkeit und einem Schweigen, welches immer tiefer in seinen Geist eindringt.



Montag, 14. November 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 20

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

Die Einsamkeit und das Schweigen

Die Gesetzgebung des Ordens strebt danach, diese Einsamkeit und das Schweigen zu bewahren und zu begünstigen, welche zugleich die markantesten Züge der Spiritualität der Wüste und somit der Kartäuserspiritualität sind.

Ein praktisches Beispiel: Die Statuten untersagen einem Kartäuserpater, außenstehenden Personen als Beichtvater oder Seelenführer zu dienen, was in sich exzellent sein kann, aber nicht auf der Linie der kontemplativen Berufung liegt. Diese Konsequenz wird nicht immer verstanden, aber genau das ist es, was die Kirche heute von einem Kartäusermönch erwartet.

So hat auch das II. Vatikanische Konzil zum Ausdruck gebracht, worin die Pflicht der Kontemplativen besteht: „Die gänzlich auf die Kontemplation hingeordneten Institute, deren Mitglieder in Einsamkeit und Schweigen, anhaltendem Gebet und hochherziger Buße für Gott allein da sind, nehmen – mag die Notwendigkeit zum tätigen Apostolat noch so sehr drängen – im mystischen Leib Christi, dessen „Glieder nicht alle den gleichen Dienst verrichten“ (Röm 12,4), immer eine hervorragende Stelle ein.» (Perfectae caritatis 7). Das Schweigen? - mag sein, dass dies das Wort ist, dessen die Welt heute am meisten bedarf.


Sonntag, 13. November 2011

Die Freude Kartäuser zu sein, 19

(leicht veränderter Bericht aus einer Veröffentlichung von chartreux.org)
(was hier für Männer beschrieben ist, gilt ebenso für Frauen analog den Bedingungen)

Die Einsamkeit und das Schweigen

Die Gesetzgebung des Ordens strebt danach, diese Einsamkeit und das Schweigen zu bewahren und zu begünstigen, welche zugleich die markantesten Züge der Spiritualität der Wüste und somit der Kartäuserspiritualität sind.

Die Statuten sagen: „Unsere Ordensväter sind einem Licht aus dem Osten gefolgt. Jenem
der alten Mönche, deren Herzen noch in lebendiger Erinnerung an das vergossene Blut
des Herrn glühten, welche das Leben in der Einsamkeit und die Armut im Geiste gelobten
und die Wüste bevölkerten.“

In der Heilige Schrift sowie in der Tradition der Kirche wird das eremitische Leben oft als der Gipfel aller Berufungen dargestellt. Die Statuten wollen zum Ausdruck bringen, dass „die Freude am Psalmensingen, die Lust an den Lesungen, die Glut der Gebete, die Tiefe der Betrachtungen,  die Verzückung in der Beschauung, das Taufbad der Tränen – durch nichts mehr gefördert wird als durch die Einsamkeit“ (Guigo).


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