Samstag, 31. Dezember 2011

Auch in Deutschland

Monastische Familie von Bethlehem, 4

Die Kleinen Schwestern unterhalten derzeit weltweit dreißig Klöster, zwei weitere in Mexiko und Jordanien sind in Gründung. In Deutschland scheiterte eine Ansiedlung in der Lüneburger Heide; einen Platz fand der Orden schließlich mit dem Kloster Marienheide in der Diözese Fulda. Die Schwestern wollen keine Öffentlichkeit, auch die Priorin auf der Kinderalm macht keine Ausnahme. Dass das Haus gefüllt ist, die vierzig Zellen besetzt sind, ist aber ebenso wenig ein Geheimnis wie der steinige Weg zur Ewigen Profess. Zehn Jahre werden die Schwestern geprüft und prüfen sich selbst. Jeder Tag beginnt mit dem ersten Gebet um halb vier in der Frühe, Nachtruhe ist um 19 Uhr. Am Sonntag stehen gemeinsames Essen, Gespräch und Spaziergang an, zweimal im Jahr eine ganztägige Wanderung.

Der ganze Arikel: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/im-kartaeuserkloster-hier-ist-raum-fuer-die-grosse-stille-geschaffen-11577791.html

Nach der Kirchweihe des Klosters in Wollstein, Bistum Fulda

Freitag, 30. Dezember 2011

"Ableger" der Kartäuser

Monastische Familie von Bethlehem,3

Die Kartäuser sind der bedeutendste Eremitenorden der katholischen Kirche. Nicht nach Zahlen, weltweit gehören der Gemeinschaft nur ein paar hundert Mönche an. Sie leben einen Spagat: Sie sind Einsiedler, die dennoch in naher klösterlicher Gemeinschaft leben. Beten, essen, arbeiten, das geschieht in einer Eremitage. Innerhalb der Kirche sind die kontemplativen Orden hoch angesehen - sie gelten als ein Selbstvergewisserungsinstrument, das sich ausschließlich um einen Aspekt des Kerngeschäfts kümmert.

Die Kleinen Schwestern von Bethlehem, auch Monastische Familie von Bethlehem genannt, sind im strengen Sinn keine Kartäuser, orientieren sich aber an der Ordensregel des heiligen Bruno, der 1084 mit der Grande Chartreuse das heute noch existierende Stammhaus der Kartäuser in den französischen Seealpen baute. Weltlich berühmt ist es durch den Kräuterlikör Chartreuse. Das Leben der dortigen Mönche wurde 2005 von dem deutschen Dokumentarfilmer Philipp Gröning kongenial in „Die große Stille“ dokumentiert. Er hatte mehr als zehn Jahre auf die Drehgenehmigung warten müssen. In den Kartausen regiert ein anderes Zeitmaß.

Die erste Klosterkirche der Kinderalm

Donnerstag, 29. Dezember 2011

Der Anfang auf der Kinderalm

Monastische Familie von Bethlehem, 2

Ein paar hundert Meter bergauf dann die dunkel gebeizte Pforte zum Klausurbereich: Das Gelände ist zur Gänze von einem hohen Maschendrahtzaun umgeben, Schutz von außen wie innen, heißt es: Schaulustige würden sonst ungehemmt ins Kloster strömen, ein Leben nach der Ordensregel wäre nicht mehr möglich. Als sich die 1960 als Orden anerkannten Monialen von Bethlehem 1984 auf der Kinderalm ansiedelten, gab es im Tal Widerstand aus der Politik und von Seiten des Naturschutzes. Wieso mitten im Wald, reine Kontemplation, kein karitativer Einsatz - so und ähnlich lauteten die Einwände. Die Rodung von 0,7 Hektar Bergwald, vor der Baugenehmigung ein komplizierter Grundstückstausch, lange Rechtsstreitigkeiten - daran erinnert sich der Architekt. „Es war gut, dass wir diese Widerstände überwinden konnten mit der Kraft unserer Argumente. So waren am Ende alle wirklich überzeugt, und das ist immer besser.“ 

Auszüge aus:

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/im-kartaeuserkloster-hier-ist-raum-fuer-die-grosse-stille-geschaffen-11577791.html


Das Kloster "Kinderalm" - heute

Mittwoch, 28. Dezember 2011

Neue "Kartäuserinnen"

Im Feuilleton der FAZ vom 23.12.2011 erschien ein Bericht über den österreichischen Architekten Matthias Mulitzer. Er arbeitet für die verschwiegensten Bauherren der Welt, denn er plant Klöster für Eremitenorden.

Einige Ausschnitte aus diesem Bericht lassen einen Blick zu auf die "Kinderalm", das Kloster der Kleinen Schwestern von Bethlehem, auch Monastische Familie von Bethlehem genannt, im Pongau im Salzburger Land.

Monastische Familie von Bethlehem, 1

Ein Sturm hat die Bergfichten umgemäht, nun liegt das Kloster „Maria im Paradies“ ohne Sichtschutz von oben da. Umso deutlicher erschließt sich die kongeniale Idee des Architekten, die Anlage in eine Mulde zu ducken, sie ans Gelände zu schmiegen. Die drei Zellenreihen formen einen sanften Bogen. Das Ensemble vermittelt Leichtigkeit, hat beinahe etwas Verspieltes - trotz der Strenge und Kompaktheit wirkt es filigran. Als wäre es eins mit dem Berg. Nur der Klang der Turmglocke schwingt in die Stille. (...). Die Anfänge des Ordenslebens auf der Kinderalm waren von Entbehrungen geprägt. Ein paar zugige Hütten hatten im ehemaligen Lungensanatorium als Liegestätten gedient. Notdürftig winterfest gemacht, überlebten darin die ersten Schwestern die schneereiche Zeit. Eine Ahnung davon kann man heute noch im Unteren Haus bekommen, jenem Bereich des Klosters, der Laien den Zutritt gestattet. Dort können Besucher und Familienangehörige für ein paar Tage Einkehr halten. Eine dunkle Kapelle, simpel wie eine Baracke verbrettert, dient der Sammlung. Aus der Decke hängt das Glockenseil, das eine lautlos aus dem Dämmer auftauchende Schwester mit ganzem Körpereinsatz in Bewegung setzt. Betschemel stehen da, drei Gläubige knien oder liegen flach auf dem Boden, lebensgroße Ikonen verweisen auf die Tradition der Orthodoxie.

Montag, 26. Dezember 2011

Der Rosenkranz und die Kartäuser




Der Kartäuser Dominicus von Preußen (+1427) gilt als der Vater des Rosenkranzes. Im 15. Jahrhunderts rät der Prior der Kartause von Trier Adolph von Essen (+1439), jeden Tag 50 Ave Maria zu beten und das Leben Jesu zu betrachten. Der Novize Dominikus hatte 50 kurze Meditationen bzw. Einschübe (clausulae) aus den Evangelien zusammengestellt. Sein Prior war an dieser Idee sehr interessiert und versendete sie als Vorschlag zur Betrachtung an die Klöster seines Ordens.
Später wird Dominikus, gleichsam parallel zu den 150 Psalmen, dreimal 50 Einschüben entwickeln. So wird es allmählich üblich, den Avemaria 15 Einheiten der Schriftworte zuzuordnen und in 10 Abschnitten zusammenzufassen. Die Gebetsreihe wird mit einem Paternoster begonnen, was gleichzeitig auch ein Merkmal der Gebetsunterbrechung oder Sammlung bedeutete.

Die Anzahl dieser Schriftworte (clausulae, Einschübe) wird von 150 auf nur noch 15 reduziert. Das Gebet schien wohl etwas überfrachtet zu sein. Somit war der Rosenkranz „geboren“. Das Wort „Psalter“ wird dann nur mehr für das Beten aller 15 Gesätzchen verwendet, das Wort Rosenkranz für je 5 Gesätzchen.

Der französische Dominikaner Alain de la Roche, (*1428) verbreitete dieses Gebet; sind doch die Kartäuser nicht für die allgemeine Seelesorge zuständig.Er predigt in Flandern, dann in Lille, Alain entdeckte die sogenannten Einschübe oder Meditationen des Kartäusers Dominikus in den Kartausen in Flandern. Er begeisterte sich für dieses neue Gebet, übte es, predigte darüber und wird zum großen Apostel des Rosenkranzes.


Sonntag, 25. Dezember 2011

In Nativitate Domini

Allen Kartäuser-Freunden
und allen Besuchern dieser Seite 
wünchsche ich ein gnadenreiches
und gesegnetes Weihnachtsfest!

******* 

Happy Christmas!
Joyeux Noël!
Buon Natale!
¡Feliz Navidad!
Feliz Natal!
Crăciun fericit!
Wesołych Świąt!
God Jul!
Hyvää joulua!  
Krishtlindjet Gëzuar!


 
Petrus Christus, 15.Jh. - Anbetung des Jesuskindes durch den Kartäuser

Freitag, 23. Dezember 2011

Die Kartause in Argentinien

Kartause Sankt Joseph - Cartuja San José

Das Generalkapitel des Kartäuserordens erhielt 1995 eine Anfrage von der argentinischen Bischofskonferenz zur Gründung eines Kartäuserklosters in ihrem Land. Im Jahr 1997 kamen vier Gründermönche: zwei Patres und zwei Brüder. Den geeigneten Platz für die neue Kartause fanden Sie in den Ausläufern der Sierra de Sauce Punco, einige Kilometer außerhalb der Stadt Dean Funes, im Norden des Bundesstaates Cordoba. Das Land wurde dem Bischof Lucas Donnelly gespendet, zur Gründung der Kartause San Jose.




Der Ort ist gut geeignet für ein kontemplative Klosterleben: Einsamkeit, halbtrockenes Land, freundliche Mensch in einer natürlichen Umwelt mit einer herben Schönheit sowie einem milden und gesundem Klima. Die Klostergebäude sollten solide und erdbebensicher errichtet werden. Am 15. Oktober 1998 wurde das Gelände und die ersten Gebäude der späteren Kartause durch Kardinal Raúl Francisco Primatesta eingesegnet. Dies war der formellen Beginn dieses einzigartigen und neuen Weges in Argentinien. Durch Bischof Bischof Aurelio J. Kühn und in Anwesenheit des Apostolische Nuntius, Erzbischof Adriano Bernardini, wurden am 15. März 2004 der Altar und die Kirche des Klosters geweiht.



Seitdem führen die Mönche das Anliegen des heiligen Bruno auch in Argentinien fort, allein Gott zu suchen. Nachdem am 24. Juni 1984 die Gründung der Kartause Medianeira Maria im portugisisch sprechenden Brasilien erfolgte, haben die Katholiken in Südamerika nun eine zweite Kartause im spanisch sprechenden Argentinien.

Im März 2011 bestand die junge Gemeinschaft aus acht Mönchen.

Dos notas interesantes en espanol: 
aqui   y   aqui

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Das Gebet der Einfachheit, 19

c) Hören wir noch zum Schluss einen lebenden Kartäuser: "In der unkörperlichen, geistigen Welt ist Einfachheit zugleich Vollkommenheit. Das geistliche Leben geht denselben Weg. Die verschiedenen Übungen der Frömmigkeit, in denen sich die Seelenkräfte am Anfange des Gebetslebens mehr oder weniger zerstreuten, bekommen einen einzigen Sinn. Auch hier heißt es: aus der Vielfalt zur Einheit! Die religiösen Übungen werden zu einem einzigen Akt, der mehr empfangen als hervorgebracht wird. Er besteht darin: Gott in uns sein zu lassen. Man kann ihn heißen: liebe, Glaube, Vertrauen, Anbetung, Dank oder Sühne. Alle diese Worte oder Begriffe werden gleichbedeutend und scheinen ineinander überzugehen im Glühen des Herzens, in weichem das Leben der göttlichen Liebe leuchtet" (P. van der Meer de Walcheren, Das weiße Paradies, München 1930, S. 119-120).

P. Bruno Burgener, P. Hubert Blüm, Kartäuser

Cist-Chron 137, 1977-3

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Das Gebet der Einfachheit, 18

b) Guigo I. (1083-1136) war der fünfte Prior der Großen Kartause und Verfasser der ersten Statuten. Er schreibt zu unserem Thema: "Jesus, unser Herr und Gott, dessen Tugend in der Verborgenheit keine Stütze finden und in der Öffentlichkeit keinen Schaden nehmen konnte, wollte uns durch sein Beispiel lehren. Deshalb wurde er, bevor er anfing zu predigen und Wunder zu wirken, durch Versuchungen und Fasten in der Wüste gleichsam auf die Probe gestellt. Nach dem biblischen Bericht verließ er die Schar seiner Jünger und stieg allein auf den Berg, um zu beten. Und als schon sein Leiden drohend bevorstand, verließ er die Apostel, um allein zu beten. Besonders durch dieses Beispiel hat er uns zu verstehen geben wollen, welchen Gewinn das Gebet aus der Einsamkeit zieht, wollte er doch beim Gebete durch niemanden, nicht einmal durch seine Apostel gestört werden" (Migne PL 153, 758, Consuetudines cp. LXXX, 10; Erneuerte Statuten, Einleitung 2, 9).

P. Bruno Burgener, P. Hubert Blüm, Kartäuser

Cist-Chron 137, 1977-3

Dienstag, 20. Dezember 2011

Das Gebet der Einfachheit, 17

a) So schreibt der hl. Bruno (1035-1101) an seinen Freund Raoul le Verd: "Welchen Gewinn und göttlichen Genuss die Einsamkeit und das Schweigen denen bereiten, die sie lieben, das wissen nur die, welche es verkostet haben. Denn hier können mutige Männer, so oft sie es wünschen, bei sich Einkehr halten und verweilen. Hier sucht man voll Eifer jenes geistige Auge, dessen Lächeln den Bräutigam zur Liebe verwundet und dessen Reinheit Gott schaut. Hier lebt man in einer Muße voller Geschäftigkeit und verharrt in einer Tätigkeit voller Ruhe. Hier verleiht Gott seinen Kämpfern den begehrten Lohn für die Kampfesmühe: den Frieden, den die Welt nicht kennt und die Freude im Heiligen Geiste" (Lettres des premiers Chartreux, Sources Chretiennes tom. 88, Paris 1962, S.70; Erneuerte Statuten 1, 6, 16).

P. Bruno Burgener, P. Hubert Blüm, Kartäuser

Cist-Chron 137, 1977-3

Montag, 19. Dezember 2011

Das Gebet der Einfachheit, 16

Wenn die Kartäuser auch keine eigentliche Abhandlung über das oben beschriebene innere Gebet verfasst haben, so kann man doch aus ihren Schriften ersehen, dass diese Gebetsweise eine logische Folge ihres Lebens ist. Dass Schweigen und Einsamkeit eine notwendige Bedingung dafür sind, um auf diesem Wege und durch diese Gebetsweise zur Vereinigung mit Gott zu gelangen.

P. Bruno Burgener, P. Hubert Blüm, Kartäuser

Cist-Chron 137, 1977-3

Sonntag, 18. Dezember 2011

Aula Dei

Diese vor kurzem von den Mönchen aufgegebene Kartause wird demnächst wieder besiedelt. Die neue geistliche "Gemeninschaft Chemin Neuf" wird einen Teil der großen Klosteranlage besiedeln.

Das Gebet der Einfachheit, 15

Man könnte nun fragen, ob die Kartäuser nur auf ihr eigenes Heil bedacht sind und kein Auge und Ohr haben für die Nöte ihrer Mitmenschen. Die Statuten der Kartäuser geben darauf die Antwort: "Mit der Wahl des verborgenen Lebens erfüllen wir eine Aufgabe in der Kirche, wo das Sichtbare auf das Unsichtbare, die Tätigkeit auf die Beschauung hin geordnet ist. Wenn wir Gott wirklich anhängen, verschließen wir uns nicht in uns selbst. Im Gegenteil: unser Geist wird offen und unser Herz wird weit. Durch die äußere Trennung werden wir eins mit allen, damit wir stellvertretend für alle vor dem lebendigen Gott stehen. Diese Absicht zielt, soweit wir als Menschen dazu in der Lage sind, unmittelbar und ununterbrochen auf Gott (unser aller Endziel. Dadurch allein schon üben wir nach der Mahnung des zweiten vatikanischen Konzils eine Zeichen-, eine Hinweisfunktion aus.) Sie verbindet uns aber auch in besonderer Weise mit Maria, der seligen Jungfrau, die wir die einzigartige Mutter der Kartäuser zu nennen pflegen" (Erneuerte Statuten 1971, Buch 4, Kap. 34, 1-2; vgl. auch 3-4). Der Wert des rein beschaulichen Lebens kann auf jeden Fall nur im Glauben erfasst werden.

P. Bruno Burgener, P. Hubert Blüm, Kartäuser

Cist-Chron 137, 1977-3

Samstag, 17. Dezember 2011

Das Gebet der Einfachheit, 14

Weil nach dem Neuen Testament das christliche Leben wesentlich ein Leben der Liebe ist oder sein sollte, mache man es sich zur Gewohnheit, alles in einem Geiste der Ruhe und des Friedens aus Liebe zu Gott zu tun. In allen Ereignissen während des Tages, selbst den kleinsten, soll man den Willen des himmlischen Vaters sehen. Dadurch wird unser ganzes Leben einfach und einheitlich, was Voraussetzung jeder wahren Heiligkeit ist.

P. Bruno Burgener, P. Hubert Blüm, Kartäuser

Cist-Chron 137, 1977-3

Freitag, 16. Dezember 2011

Das Gebet der Einfachheit, 13

Im Anfang besonders meint man, viel zu verlieren, wenn man nicht ständig in Tätigkeit ist. Die innere Erfahrung jedoch lehrt bald, dass man im Gegenteil viel gewinnt. Die Erkenntnis Gottes wird größer, ohne dass man im Augenblick es merkt. Und je einfacher und klarer diese Gotteserkenntnis ist, umso tiefer und inniger wird auch die Liebe. Umso aufrichtiger die gute Meinung, der Abscheu vor der Sünde, die Sammlung während des Tages, die Selbstlosigkeit und die Demut.

P. Bruno Burgener, P. Hubert Blüm, Kartäuser

Cist-Chron 137, 1977-3

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Das Gebet der Einfachheit, 12

Wer so beten kann, soll in stiller Ruhe auf Gott (oder auf Jesus) hin ausgerichtet bleiben und sich nicht ängstigen. Während dieser Zeit soll man keine Betrachtung, keine Erwägungen mehr machen. Der Verstand ist ja durch einen einfachen, inneren Blick auf Gott, auf Jesus hin ausgerichtet, und auch der Wille bleibt nicht untätig: er liebt. Es ist dies eine rein geistige Liebe, so dass die Seele sich manchmal fragt, was sie denn eigentlich liebt, und doch liebt sie Gott allein.

P. Bruno Burgener, P. Hubert Blüm, Kartäuser

Cist-Chron 137, 1977-3

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Das Gebet der Einfachheit, 11

Mag diese liebende Hinordnung auf Gott anfangs nur kurze Augenblicke gelingen, durch stete Übung wird man immer länger so beten können. Normalerweise eine halbe Stunde etwa so zu beten, wird als die oben erwähnte Stufe des Gebetes der Einfachheit bezeichnet. Es gibt ja im geistlichen Leben mehrere Stufen immer tieferer Vereinigung mit Gott.

P. Bruno Burgener, P. Hubert Blüm, Kartäuser

Cist-Chron 137, 1977-3

Dienstag, 13. Dezember 2011

Das Gebet der Einfachheit, 10

Auf diese oder ähnliche Weise wird mein Inneres auf Gott, auf Jesus hin ausgerichtet. Jetzt soll ich - wie ein kleines Kind auf seine Mutter schaut -, ruhig und mit einem liebevollen, wenn auch dunklen Blick auf Gott schauen. Natürlich kann man Gott nicht sehen; aber ich weiß ihn gegenwärtig. Manchmal hilft es, von Zeit zu Zeit zu sprechen: Mein Gott (oder: Jesus) ich liebe dich! Zuweilen wird mein liebendes Schauen auf Gott stärker, dass es mich fast überwältigt.

P. Bruno Burgener, P. Hubert Blüm, Kartäuser

Cist-Chron 137, 1977-3

Montag, 12. Dezember 2011

Das Gebet der Einfachheit, 9

Wie soll man diese Weise zu beten konkret verwirklichen? Weil man auch beim Beten nicht mit der Tür ins Haus fallen kann, bedarf es je nach unserer Verfassung einer entsprechend längeren oder kürzeren Sammlung und Einkehr. Mit wenigen, langsam gesprochenen Worten kann man seinen vorbehaltlosen Glauben an Gott, seine unerschütterliche Hoffnung auf ihn und sein Verlangen, ihn aus ganzem Herzen lieben zu wollen, bekennen. Oder man lese einige Zeilen eines geistlichen Buches, am besten nicht mehr als eine halbe Seite. Es muss freilich ein Buch sein, das mich persönlich wirklich anspricht, und das sind nur wenige. Oder man spreche einige Male: Mein Gott, ich liebe dich! (Seien wir versichert: lieben wollen ist lieben. Spürbare Gefühle braucht es dazu nicht.)

P. Bruno Burgener, P. Hubert Blüm, Kartäuser

Cist-Chron 137, 1977-3

Sonntag, 11. Dezember 2011

Das Gebet der Einfachheit, 8

Er verlässt jetzt allmählich die Erwägungen und Gespräche mit sich selbst und mit Gott und begnügt sich mit einem liebevollen Blick der Seele auf den Geliebten. Je länger er in diesem Zustand verbleiben kann, umso besser ist es; denn dann kann der Heilige Geist an ihm sein Werk vollbringen. Bei diesem Gebet tut die Seele scheinbar wenig und erhält doch viel; denn sie hält sich an die Quelle des Lichtes und der Liebe und trinkt in langen Zügen das göttliche Leben. So nähert sie sich immer mehr Gott, ihrem einzigen und höchsten Gut, ihrem ersten Anfang und letzten Ziel.

P. Bruno Burgener, P. Hubert Blüm, Kartäuser

Cist-Chron 137, 1977-3

Samstag, 10. Dezember 2011

Das Gebet der Einfachheit, 7


DER EINFACHE LIEBESBLICK

Versuchen wir eine kurze Beschreibung dieses innerlichen Gebetes. Will Gott einen Menschen tiefer in seine göttliche Liebe hineinnehmen, erweckt er in ihm das Verlangen, sich von Sünden lind Unvollkommenheiten zu reinigen, sein Beten zu vereinfachen und sich im Grunde seiner Seele zu sammeln. Dann führt er ihn zu einem viel reineren und innigeren Gebet, das in einem EINFACHEN LIEBESBLICK AUF GOTT besteht.

P. Bruno Burgener, P. Hubert Blüm, Kartäuser
Cist-Chron 137, 1977-3

Freitag, 9. Dezember 2011

Das Gebet der Einfachheit, 6


Das will jedoch nicht sagen, dass ein Kartäuser mit dem Ordenseintritt sofort zu diesem Grade des einfachen Gebetes gelangt. Auch er muss wie jeder andere Gottsucher sich erst mehr oder weniger lange in der Betrachtung und im affektiven Gebet üben. Nur helfen ihm das Schweigen und die Einsamkeit und dann auch die lange nächtliche Psalmodie dabei, leichter und schneller zu diesem Gebet der Einfachheit zu gelangen.

P. Bruno Burgener, P. Hubert Blüm, Kartäuser
Cist-Chron 137, 1977-3

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Das Gebet der Einfachheit, 5

Im Folgenden sei die Weise des Betens aufgezeigt, die besonders für den Kartäuserorden charakteristisch ist. Die Kartäuser haben allerdings keine eigene Methode der Betrachtung und des innerlichen Gebetes entwickelt. Ihre Gebetsweise wird nachdrücklich von ihrer Lebensweise her bestimmt; ganz besonders von dem Leben des Schweigens und der Einsamkeit, worin jeder Kartäuser der Regel gemäß fortwährend zu verharren hat. Dadurch gelangt er sicher zum Gebet der EINFACHHElT. Diese Weise zu beten ist der Höhepunkt, zu dem eine Seele mit Hilfe der gewöhnlichen Gnade gelangen kann (modo humano). Man nennt diese Weise zu beten auch erworbene Beschauung, zum Unterschied von der eingegossenen Beschauung, die ein reines Geschenk Gottes ist und unter dem besonderen Einfluss des Heiligen Geistes steht (modo divino).

P. Bruno Burgener, P. Hubert Blüm, Kartäuser
Cist-Chron 137, 1977-3

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Das Gebet der Einfachheit, 4


Wer Gott betend suchen geht, darf aber auch wissen, dass er nicht mehr allein dasteht. "Der, den er sucht, gibt ihm auch die Kraft zum suchen. Von den ersten Schritten an ist er in die Strömung des göttlichen Lebens hineingenommen. Er ist bereits in dem, den er sucht; und in ihm dringt er tiefer in ihn ein ... Das ist ein großes Geheimnis, und doch ist es durchsichtig für den, der es erfahren hat" (Yves Raguin).

P. Bruno Burgener, P. Hubert Blüm, Kartäuser
Cist-Chron 137, 1977-3
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