4. Die Kartäuser schreiben weithin die Möglichkeit ihres verborgenen Lebens und Dienens dem Beistand der allerseligsten Jungfrau Maria zu. Die Verehrung der allerseligsten Jungfrau Maria nimmt in ihrem Leben einen großen Raum ein. Sie beten täglich neben dem Tagesoffizium immer auch das Marienoffizium. Die außerordentliche Liebe der Kartäuser zu Maria zeigt sich seit den ersten Zeiten des Ordens auch dadurch, dass täglich am Hauptaltar eine Marienmesse gefeiert und möglichst jeden Samstag ihr zu Ehren die Konventsmesse gesungen wird. Darin besteht ein besonderer Dienst des Ordens am Volke Gottes.
Wir bezeichnen den größten Teil des Lebens Jesu, die ersten 30 Jahre in Nazareth, als sein verborgenes Lebens, aus dem wir nur sehr Weniges wissen können. Aber wie alles im Leben Jesu sind diese 30 Jahre von einer großen Heilsbedeutung für Mensch und Welt. Denn diese 30 Jahre sind gefüllt mit dem Dasein des Sohnes Gottes in der Alltäglichkeit menschlichen Lebens, die – ich sage es nochmals – von großer Wichtigkeit und Heilsbedeutung für das Volk Gottes sind. Maria ist die authentischste Zeugin dieses verborgenen Lebens, weil sie dabei war. Die Schrift sagt ausdrücklich: „Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach“ (Lk 2,19). Dazu gehört sicher die intime Familienkatechese von Nazareth, in der wohl der Herr im geschützten Raum von Nazareth seinen irdischen Eltern von seiner eigentlichen Existenz vor seiner Menschwerdung, also von Ewigkeit zu Ewigkeit erzählt hat. Und Maria sollte dann der Kirche das ins Ohr flüstern, was sie in der Verborgenheit Jesu gehört und gesehen hatte, damit sie es dann von den Dächern in die Welt hinabrufe. Hier ist die tiefe Marienverehrung der Kartäuser begründet. In ihrer klösterlichen Verborgenheit werden sie zu Mitgenossen der Verborgenheit von Nazareth. Sie tauchen ein in das verborgene Leben Jesu neben Maria und mit Maria, um diese Verborgenheit für die Gegenwart der Kirche fruchtbar werden zu lassen.
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