Der Mönch um den es hier geht, nennen wir ihn Marianus,
erhielt erst am 27. Juni 2015 in seinem Kloster, einer französischen Kartause,
die Priesterweihe. Damit ist nach menschlichem Ermessen seine klösterliche
Laufbahn vollendet. Nur seine Oberen und Gott können ihm nun noch weitere
Aufgaben im Orden zuteilen. Somit ist die Priesterweihe wohl auch der letzte
Hinweis, die letzte Spur, die von einem Kartäusermönch in der Welt hinterlassen
wird. Denn irgendwer wird sicher auf diese Priesterweihe hinweisen, sei es die
Familie, alte Freunde, die Herkunftspfarrei oder das Bistum, wenigstens aber
das Bulletin des Bischofs, der die Weihehandlung vorgenommen hat. Danach wird
es wieder still um den Mönch. Seine Erinnerung wird bei vielen Menschen
verblassen. - So will ich an dieser Stelle festhalten, was ich über die
Geschichte der Berufung unseres Pater Marianus erzählen kann.
Marianus wurde in einem osteuropäischen Land noch zu
Zeiten des Eisernen Vorhang geboren. Nach der Grundschule lernte er einen
handwerklichen Beruf und besuchte eine Fachschule in Abendkursen um die
Hochschulreife zu erwerben. Mit 19 Jahren wollte er dem Ruf des Herrn folgen,
verließ jedoch die Ausbildung und wurde Benediktiner. Doch schon nach kurzer
Zeit merkte er, dass dies nicht sein Ort war und kehrte wieder zurück; er sagte
„meine Motivation war nicht genug durchdacht." Er beendete seine
Ausbildung und begann ein Hochschulstudium mit den Schwerpunkten
Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre. Dazu arbeitete er in
verschiedenen Tätigkeitsbereichen. Aber, er arbeitete auch an seiner Berufung. Er
spürte, dass Gott ihn rief, dass er ihn etwas schmecken ließ, so, als ob Gott
ihn in seine große Gnade anrührte.
Marianus hatte eine Freundin, aber sie konnte ihm
nicht das Gefühl vermitteln, das sein Herz ersehnte. Er fühlte sich allein. Nur
Gott konnte ihn überwältigen. In dieser Zeit kehrte er wieder in sein erstes
Kloster zurück. Doch diesmal wurde im klar, dass es nicht das Leben der
Benediktiner war, das er suchte, es war das kontemplative Leben, das sicher sein
Herz befrieden könnte. Er suchte ein Kloster, in dem eine strenge Regel das
kontemplative Leben unterstützt und fördert und fand es in Frankreich im Orden
der Trappisten.
Nun lernte Marianus mit Hilfe von Büchern und
Kassetten französisch und wurde im Alter von 26 Jahren Trappist, - um doch
wieder nur zu erfahren, dass er immer noch nicht an dem Ort angekommen war, an
dem Gott ihn haben wollte. Nach einem Jahr schickten ihn seine Oberen in seine
Heimat zurück. Das Leben unter den Trappistenmönche lehrte ihn viel; vor allem
die Nächstenliebe, diese kleinen Gesten, die sich im lächeln oder kleinen Verdemütigungen
und Zuwendungen verstecken können. Marianus
übernahm in seiner Heimat eine Arbeit, der er einige Jahre nachging,
ohne seine Berufung zu vergessen. Er hat oft an seine Trappistenbrüder denken
müssen und zögerte sogar, vielleicht doch wieder zu ihnen zurückzukehren.
Aber sein Herz suchte die Einsamkeit und fand, dass
die Ehe ihm ein gutes Beispiel dafür gäbe. Er sah das Eheleben so, dass sich
die zwei Liebenden nicht ständig unterhalten und reden, sondern dass auf einer
Bank in einem Park sitzen, nicht sprechen, beieinander sind, ohne etwas zu
sagen, weil sie lieben, sie schweigen. Marianus verfügt nun über die
Gewissheit, dass es diese Person ist - und Gott.
Im November 2005 ging Marianus wieder nach Frankreich
und trat in ein Kloster der Kartäuser ein, er wurde Novize, - er war
angekommen.
Am 30. Mai 2008 legte er die zeitlichen Gelübde ab. Danach konnte er mit dem Studium der Philosophie und der Theologie beginnen, damit er irgendwann zum Priester geweiht werden könnte. Marianus durfte am 7. Juni 2013 die Ewigen Gelübde ablegen; er wurde am 28. September 2014 zum Diakon geweiht.
Am 30. Mai 2008 legte er die zeitlichen Gelübde ab. Danach konnte er mit dem Studium der Philosophie und der Theologie beginnen, damit er irgendwann zum Priester geweiht werden könnte. Marianus durfte am 7. Juni 2013 die Ewigen Gelübde ablegen; er wurde am 28. September 2014 zum Diakon geweiht.
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