Aber
wie sollen wir erkennen, dass du so Großes an uns wirkst?
Welches
ist das Zeichen deiner Ankunft?
Sind
nicht Seufzer und Tränen die Vorboten und Zeugen dieses Trostes
und
dieser Freude? Wenn das so ist, dann ist es ein seltsamer Widerspruch,
ein
ungewöhnliches Anzeichen. Denn welche Beziehung besteht
zwischen
Trost und Seufzen, zwischen Freude und Tränen?
Aber
soll man überhaupt von Tränen sprechen und nicht vielmehr
von
dem Überfluss des inneren Taus,
der
von oben eingegossen wurde und sich nun verströmt?
Ist
es nicht die Abwaschung des äußeren Menschen als Zeichen der inneren Reinigung?
Bei der Kindertaufe wird die Reinigung des inneren Menschen
durch
die äußere Abwaschung dargestellt und versinnbildet.
Hier
dagegen geht die innere Reinigung der äußeren voraus.
O
glückselige Tränen, welche die inneren Makel abwaschen und die Brände löschen, die
unsere Sünden entfacht haben!
„Selig,
die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen!“ (Lk 6,21).
O
Seele, erkenne an diesen Tränen deinen Bräutigam,
umarme
den Geliebten,
berausche
dich am Strom deiner Wonnen,
trinke
dich satt an der tröstenden Brust
und
labe dich an ihrem Reichtum (vgl. Jes 66,11).
Diese
Seufzer und Tränen sind die wunderbaren Geschenke des Bräutigams;
in
ihnen reicht er dir den gefüllten Becher und das Brot,
das
dein Herz stärkt, süßer
als Honig und Honigseim.
O
Herr Jesus!
Wenn
die Tränen, die der Gedanke an dich
und
die Sehnsucht nach dir hervorbringen, schon so beglückend sind,
wie
selig wird dann erst die klare Schau deines Wesens sein?
Ist
es Seligkeit, um dich zu weinen,
wie
groß wird die Seligkeit sein,
dich
zu besitzen!
Doch
wozu geben wir diese innersten Geheimnisse preis?
Warum
versuchen wir, mit gewöhnlichen Worten
unaussprechliche
seelische Erlebnisse wiederzugeben?
Wer
sie nicht erfahren hat, wird sie nicht verstehen.
Man
muss sie im Buch der Erfahrungen lesen, wo sie viel besser beschrieben sind, und
muss von der göttlichen Salbung belehrt werden.
Sonst
wird der Buchstabe dem Leser keinen Nutzen bringen.
Eine
bloße Lesung dieses Briefes wäre zu fade,
wenn
sie keine Erklärung fände,
die
nur das Herz geben kann,
das
den inneren Sinn erläutert.
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