Samstag, 30. April 2011

Gott schauen, 56

Herzensreinheit, 4 
(Dionysius der Kartäuser, Sermo in Dominica Palmarum, Opera omnia, 29,515-517):
(2)
Richten wir also unsere Sehnsucht auf Gott,
und begehren wir nichts außer
in Gott und durch Gott,
also nur solche Dinge, 
die zum Leben und zum Dienst Gottes nötig sind. 
Denn Johannes Chrysostomus schreibt: 
„Je mehr wir uns einer Sache hingeben
und sie nicht gottgemäß lieben, 
desto weniger lieben wir Gott“. 
Richten wir unser Augenmerk auf Christus, unseren Lehrer, 
der ganz arm wurde, obgleich er reich war. 
Er wollte uns dadurch ein Beispiel geben, 
damit wir ihn nachahmen.

Freitag, 29. April 2011

Gott schauen, 55

Herzensreinheit, 4
(Dionysius der Kartäuser, Sermo in Dominica Palmarum, Opera omnia, 29,515-517):
 (1)
Während im Alten Testament der Überfluss
an zeitlichen Gütern verheißen wird, 
führte Jesus Christus im Neuen Testament 
die Armut ein. 
Er übte sie zunächst selbst 
und lehrte sie dann öffentlich.
Er pries jene selig, die sie leben, 
und lehrte uns dadurch 
die ungeordnete Anhänglichkeit
an vergängliche Güter aufzugeben, 
dagegen mit Eifer die bleibenden Güter zu suchen.

Donnerstag, 28. April 2011

Gott schauen, 54

Herzensreinheit, 3
(Guigo du Pont, De contemplation, II,8,49):

Wer also Gott schauen will,
muss weltliche Dinge meiden, 
sonst wäre seine Phantasie 
voll von Bildern aus der Welt. 
Wer aufgeht in den Geschäften und Sorgen dieser Welt, 
wird beim Hören und Lesen göttlicher Dinge   
bald Widerwillen empfinden 
und keine geistliche Süßigkeit verkosten.

Mittwoch, 27. April 2011

Gott schauen, 53

Herzensreinheit, 2
(Guigo I., Meditationen, Nr. 181):

So wie die Silbe im Lied, 
so hat jedwedes Ding im Weltenlauf 
seinen Platz und seine Dauer. 
Wenn du dich daher an niedere Dinge gehängt hast, 
wirst du daran zu leiden haben, 
wenn eines nach dem anderen vergeht.

Dienstag, 26. April 2011

Gott schauen, 52

Dritter Teil

Die Bedingungen für die Kontemplation

Herzensreinheit, 1
(Guigo I., Meditationen, Nr. 5):

Leicht ist der Weg zu Gott, 
wenn wir ihn unbelastet gehen, 
schwer hingegen, 
wenn wir ihn mit Lasten gehen müssen. 
Entledige dich darum von jeder Last: 
Und nachdem du alles verlassen hast, 
verleugne noch dich selbst.

Montag, 25. April 2011

Ostermontag

 Nostra conversatio in coelibus est

Du aber,
wenn du betest, geh in deine Kammer 
und schließ deine Tür zu 
und bete zu deinem Vater im Verborgenen. (s. Mt 6,6)

Sonntag, 24. April 2011

Ostergrüße

Allen Besuchern und Lesern meines Blogs
wünsche ich ein gesegnetes Osterfest!


All visitors and readers of this blog 
I wish blessed Easter!

Tutti i visitatori e lettori
saluto cordialmente
e vorrei Buona Pasqua!



Todos los visitantes y lectores
Saludo cordialmente a
y deseo ¡Felices Pascuas!

Ostersonntag

Ostern.

Stille.

Freitag, 22. April 2011

Karfreitag

Kartäuserliturgie

Die Improperien

Mein Volk, was habe ich dir getan?
Womit nur habe ich dich betrübt?
Antworte mir!
Ich habe dich herausgeführt
aus dem Lande Ägypten:
dafür bereitest du deinem Heiland das Kreuz!
.....

Donnerstag, 21. April 2011

Gründonnerstag

Kartäuserliturgie

Graduale

Christus ist für uns gehorsam geworden 
bis in den Tod, 
ja bis zum Tode am Kreuz.
Darum hat Gott ihn erhöht 
und hat ihm einen Namen gegeben, 
über alle Namen erhaben.

Mittwoch, 20. April 2011

Karwoche - Mittwoch

 Die Armut



Weil der Menschensohn keinen Ort hatte, wo er sein Haupt hinlegen konnte, müssen in unseren Zellen in jeder Hinsicht die Einfachheit und die Armut gewahrt werden. Mit beharrlichem Eifer sollen wir Überflüssiges und Auffälliges daraus entfernen und auch gern das Urteil des Priors einholen.
(Aus den Statuten: 3,28,5)

Dienstag, 19. April 2011

Karwoche - Dienstag

Die Armut

Bekommt ein Mönch, sagt Guigo, von einem Freund oder Verwandten ein Kleidungsstück oder dergleichen geschickt, so gibt man es nicht ihm, sondern lieber einem anderen, um nicht den Anschein zu erwecken, als besitze er etwas Eigenes. Kein Ordensmitglied maße sich daher an, von Büchern oder sonstigen Sachen, deren Erwerb der Orden ihm verdankt, das Nutzungsrecht oder einen anderen Rechtsanspruch geltend zu machen. Wenn es ihm gestattet wird, nehme er diese Dinge nicht als sein persönliches, sondern als fremdes Eigentum unter Danksagung an zum Gebrauch. Keiner aber darf jemals Geld zu seiner Verfügung haben oder bei sich aufbewahren.
(Aus den Statuten: 3,28,4)

Montag, 18. April 2011

Karwoche - Montag

Die Armut

Der Mönch hat die Wahl getroffen, dem armen Christus zu folgen, um mit seiner Armut bereichert zu werden. Sich nicht auf Irdisches, sondern auf Gott stützend, besitzt er im Himmel einen Schatz, nach dem sein Herz verlangt. Da er nichts als sein eigen be­trachtet, ist er innerlich bereit, alles ihm Gewährte freiwillig und ohne Umschweife in die Hände des Priors zurückzugeben, sooft dieser es wünscht.
(Aus den Statuten: 3,28,1)

Sonntag, 17. April 2011

Palmsonntag

Kartäuserliturgie

O Herr, mit deiner Hilfe sei mir nicht fern! 
Schau her und beschütze mich! 
Befreie mich aus dem Rachen des Löwen, 
vor dem Horne des Einhorns rette mich Armen!


Samstag, 16. April 2011

Gott schauen, 51

3. Bekehrung, 3

(Jean-Baptist Porion, Im Banne der Dreieinigkeit, 53-54)

(2)  Töricht wäre es, zu meinen, 
wir könnten durch eigenes Bemühen 
das erhabene Leben erreichen, 
zu dem wir in der übernatürlichen Ordnung berufen sind. 
Gewiss, wir müssen große Anstrengungen machen.
Doch diese werden von der Gnade geweckt und begleitet.
„Gott ist es, der in euch das Wollen und 
das Vollenden wirkt, wie es ihm gefällt“ (Phil 2,13).
Im Kampf gegen unsere ungeordneten Neigungen 
werden wir zweifellos einige Siege erringen. 
Doch wir werden mehr und mehr davon überzeugt werden, 
wie gewaltig die Aufgabe ist, deren Erfüllung 
durch uns noch aussteht. 
Deswegen wollen wir uns ganz der gütigen Führung Gottes 
anheimgeben in der Überzeugung, dass wir nichts können.

Freitag, 15. April 2011

Gott schauen, 50

3. Bekehrung, 2

(Jean-Baptist Porion, Im Banne der Dreieinigkeit, 53-54)

(1)  Auf der ersten Stufe des geistlichen Lebens müssen wir uns 
durch steten Kampf von allen Formen der Eigenliebe befreien. 
Denn die Sünde hat die Harmonie der Natur zerstört. 
Das ist nicht das Werk eines einzigen Tages. 
Eine ununterbrochene Anstrengung ist notwendig, um uns zu reinigen.
Und selbst dann,  wenn wir glauben, den Sieg errungen zu haben,
müssen wir uns immer noch in beständiger Kontrolle halten. 
Denn die inneren Kräfte unserer Natur sind stets zum Aufruhr bereit. 
Und nach einem Augenblick der Erschlaffung sehen wir,
wie sie von neuem ihre Herrschaft über uns anstreben.
 Unsrer Körper ist allerdings nicht unser hartnäckigster Feind. 
Die Sünde ist viel tiefer in uns eingedrungen. 
Sie hat ihren Stachel bis in den Mittelpunkt unseres Herzens eingesenkt. 
Da verbirgt die Eigenliebe ihre unfassbaren Wurzelfasern. 
Und selbst, wenn wir glauben, äußerlich abgestorben zu sein, 
müssen wir nur allzu oft erkennen, dass der Keim des Bösen 
in uns an Kraft garnichts eingebüßt hat.

Donnerstag, 14. April 2011

Gott schauen, 49

3. Bekehrung, 1

(Hugo de Balma, De Mystica Theologia, Prologus, 345-346):

Der Aufstieg zur Vollkommenheit erfolgt Stufenweise. 
Der Beter beginnt auf dem Reinigungsweg zunächst 
mit einer vollkommenen Liebe. 
Durch beharrliche Übung der Betrachtung der Heilswahrheiten   
wächst er in der Liebe. Dank häufiger Liebesakte 
wird er schließlich ohne vorausgehende oder 
begleitende Überlegungen immer wieder den Tag hindurch 
von einem lebhaften Verlangen ganz ergriffen, 
Gott zu besitzen, und zwar sooft es ihm gefällt 
und viel schneller, als er zu denken vermag.
Zur höchsten Vereinigung kann er sich durch keine menschliche Bemühung erheben. 
Allein durch die geheime Führung und Belehrung Gottes erfährt der Beter,
nachdem er den Reinigungs- und den Erleuchtungsweg durchschritten hat, 
was kein menschliches Wissen oder Wort zu enthüllen vermag. 
Ja, nur vom Herrn allein, seiner Liebe, kann der menschliche Geist 
jenes Wissen erwerben, bei dem jeder Verstandesakt aufhört
und er nur noch vom Gesetz der Liebe geleitet wird, 
die jede menschliche Bemühung transzendiert.

Mittwoch, 13. April 2011

Gott schauen, 48

2. Die Hingabe des Herzens, 3


(Louis Baudin, Méditationes cartusiennes, II,197):

Bieten wir ihm also unser Herz an, und zwar restlos und für immer 
und aus dem aufrichtigen Verlangen heraus, ihm Freude zu bereiten. 
Dann können wir sicher sein, dass wir uns entsprechend 
unseres Angebotes der Ausgießung der unendlichen Güte 
werden erfreuen können. Hat doch der Herr gesprochen: 
„Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten, 
und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden kommen 
und wir werden Wohnung bei ihm nehmen“ (Joh 14,23).

Dienstag, 12. April 2011

Gott schauen, 47

2. Die Hingabe des Herzens, 2

(Landspergius, Sermo ad Dominicam Ium Adventus, Opera omnia, I,10)
  
(2)  Gott missfällt es auch,
wenn wir ihm unser Herz verkaufen, 
wenn wir ihm nur um des himmlischen Lohnes willen dienen. 
Gewiss ist der himmlische Lohn nichts anderes als Gott selbst. 
Dennoch ist eine solche Liebe nicht rein, weil sie in erster Linie 
auf den eigenen Nutzen sieht und allzu sehr sich selbst sucht.
Darum will Gott, dass wir ihm unser Herz gänzlich schenken, 
so dass wir ihm auch unentgeltlich dienen würden, 
also nicht um unseretwillen, sondern um Gottes willen, 
damit er geehrt und gelobt wird, weil er vollkommen ist, 
obwohl er unseres Lobpreises und unserer Ergebenheit nicht bedarf. 
Der heilige Johannes Chrisostomus sagt mit Recht, 
dass unser Lohn umso größer sein wird, 
wenn wir nicht in der Hoffnung auf Lohn wirken, 
sondern um Gott zu gefallen.

Montag, 11. April 2011

Sankt Bruno

Heiliger Bruno bitte für uns!

Gott schauen, 46

2. Die Hingabe des Herzens, 1

(Landspergius, Sermo ad Dominicam Ium Adventus, Opera omnia, I,10)

(1)  „Sohn, gib mir dein Herz!“ (Spr 23,26 Vulg.). 
Gott fordert nicht nur, dass wir ihm unser Herz anbieten, sondern er will,
dass wir es ihm schenken. Denn er will unser Herz nicht nur für eine gewisse Zeit, 
sondern er will für immer dessen wahrer Herr, Bewohner und Besitzer sein. 
Er will, dass jeder Lobpreis und Dank, den wir ihm erweisen, 
aus unserem Herzen hervorgehe. 
Denn unser Herz ist die Quelle alles Guten und alles Bösen (vgl. Mt 7,20.23). 
Gott will uns damit ganz. Und warum? 
Weil er sich uns zuerst geschenkt hat.
Wer Gott jedoch sein Herz nur von Zeit zu Zeit anbietet und es dann wieder 
zurücknimmt, der schenkt Gott sein Herz nicht wahrhaft.
Wir sollen Gott unser Herz auch nicht nur zum Gebrauch, zur Vermietung anbieten. 
Das tun jene, die solches im Hinblick auf den Lohn tun. 
Diese sollen wissen, dass sie ihren Lohn bereits empfangen haben, 
denn sie dienen Gott um zeitliche Güter willen, 
etwa für die Gesundheit, für die eigene Ehre und das Ansehen vor den Menschen.

Sonntag, 10. April 2011

In der Kartause - Nonnen und Mönche

Das Leben in der Kartause in Bildern und mit Musik untermalt.




Mit herzlichen Dankesgrüßen an Emily!
http://emilyteayudaonline.blogspot.com/2009/10/cuidemos-el-silencio.html

Passionssonntag, Judica

Kartäuserliturgie
Schaff Recht mir, Gott, und führe meine Sache gegen ein unheiliges Volk; 
von frevelhaften, falschen Menschen rette mich; 
denn du bist ja mein Gott und meine Stärke.
Send mir dein Licht und deine Wahrheit, 
dass sie zu deinem heiligen Berg mich leiten 
und mich führen in dein Zelt. Ehre.

Samstag, 9. April 2011

Kartäuserinnen, 7

Noch einige Bilder vom Kartäuserinnenkloster Reillanne.

Reillanne - Cubiculum




Reillanne - Verteilung des Essens im Großen Kreuzgang
Reillanne - Entnahme des Essens in der Zelle
Reillanne - Refektorium
Reillanne - Kapitelsaal

Freitag, 8. April 2011

Kartäuserinnen, 6

 Blick in das Album der ersten Jahre

Inneres der Kirche

(...] Ich darf ein Album mit ins Quartier nehmen, mit Fotos von der Grundsteinlegung bis zum Einzug.)
Gemessen an den Männerklöstern, wirkt die Anlage von „Notre-Dame de Reillanne“ kompakt: Alle notwendigen Gemeinschafts- und Arbeitsräume gruppieren sich eng um die Kirche, an die Kirche auch schließt sich, nach Norden hin, das Rechteck des Großen Kreuzgangs mit den Einsiedeleien an, 16, die ich auszählen kann; weitere verstecken sich offensichtlich – wie der alphabetischen Nummerierung zu entnehmen  - im Gewirr der Gemeinschaftsräume.  Da aus fertigen Betonteilen zusammengesetzt und größtenteils nur eingeschossig, haftet den Gebäuden Fabrikhallen- bzw. Lagerschuppen-Atmosphäre an. Allein die Kirche, die nur wenig den klösterlichen Komplex überragt, zeigt ein interessantes Gesicht [...].

Beim Eintritt in die Kirche übergeben die Nonnen einander das Glockenseil
Nonnen beim Chorgebet, beim Gebrauch der Großen Antiphonarien...
Mein besonders Interesse gehört den Einsiedeleien, ihnen auch sind die meisten Fotos gewidmet. Da vom Fließband, gleichen sie einander, von wenigen Unterschieden in den Eckzellen abgesehen, bis ins Detail: kleine, einstöckige Häuschen mit leicht geneigtem Satteldach, Baracken nicht unähnlich. Ein gelblicher Anstrich und ein rotes Ziegeldach beleben zwar das Bild, vermögen aber die Betonbauten anhaftende Atmosphäre nicht zu verdrängen. Der rechteckige Grundriss, insgesamt nur 20 und 25 Quadratmeter groß, lässt der Planung nur wenig Spielraum. Einem großen Arbeitsraum in der ersten Hälfte schließt sich das Wohn- und Schlafzimmer, das sogenannte „Cubiculum“, in der anderen Hälfte an; ihm ist, durch Zwischenwände abgetrennt, eine Waschgelegenheit und eine Toilette integriert. Innenaufnahmen zeigen, dass jede Schwestern ihr kleines Reich ganz individuell gestaltet hat, soweit es die begrenzten Möglichkeiten zulassen: durch unterschiedliches Arrangieren des bescheidenen Mobiliars aus Bett, Betstuhl, Regal, Tisch, und Hocker, durch ein paar Bilder und Blumen, mehr erlaubt kartusianische Einfachheit nicht. Und dennoch wirkt jedes „Cubiculum“ auf seine Art einladend, ja gemütlich. Der Blick geht durch ein großes Fenster in den Garten hinaus, stößt sich aber bald schon nach allen Seiten hin an nahen Betonmauern, [...]

Nonne bei dr Arbeit in ihrem Arbeitsbereich der Zelle

Die Fotos zeigen eine fröhliche ausgelassene Nonnenschar. Wie ich überhaupt nur lachende Gesichter ausmachen kann.
(siehe Bösen, W., Auf einsamener Straße..., S. 138-149)

Donnerstag, 7. April 2011

Film über die Kartause Marienau

Liebe Kartäuser-Freunde!

Ich habe erreicht, dass mir der SWR einen Mitschnitt  der 
Fernsehsendung über die Kartause Marienau erstellt. 


 Der Film, von 1983:

Leben, um zu beten!
Marienau,
einzige Kartause im deutschen Sprachraum.
Im Jahr 1084 gründete der heilige Bruno von Köln den Kartäuserorden:
In der Bergwildnis von Chartreuse bei Grenoble zog er sich mit sechs Gefährten in ein strenges Einsiedlerleben zurück. Und auch heute, 900 Jahre später, leben die Mönche des Ordens immer noch völlig abgeschlossen von der Welt und nach innen gekehrt. Erstmalig wurde jetzt dem Pfarrer Otto Beck Einblick in dieses abgeschiedene Leben gewährt.

Kartäuserinnen, 5

Fragen im Sprechzimmer,2

Luftaufnahme der mitten im Wald liegenden Kartause D.-D- de Reillanne

Augenblicklich [1984] beherbergt die neue Kartause 28 Nonnen; mehrere Postulantinnen, selbst aus Amerika, haben sich angesagt. Der persönlichen Veranlagung entsprechend lebt man als Chor-, Konvers- oder Donatschwester. Während die Chorschwestern zu einem einsameren leben und auch zu längeren Offizien verpflichtet sind, ist die Einsamkeit der Konversen und Donaten weniger streng, die Handarbeit in ihrem tagesplan gewichtiger. Alle drei ergänzen sich gegenseitig; das vielgebrauchte Bild vom Leib und seinen Gliedern verdeutlicht die Notwendigkeit des Zusammenwirkens, wenn es dem Organismus gut gehen soll.

Kartäuserinnenhäuschen mit Garten

An das Leben in den Einsiedeleien haben sich die Chorschwestern rasch gewöhnt. Worunter man am meisten leidet, ist das Klima. Die extremen Außentemperaturen, im Sommer über 30 Grad plus, im Winter unter 20 Grad minus, sind in den Zellenhäuschen mit ihren dünnen Betonwänden stärker zu spüren als in den dicht nebeneinanderliegenden Zellen der ehemaligen Kartause.

Inneres der Zelle, das Cubiculum: Wohn-, Bet- und Schlafraum der Nonne

Im Lebensstil folgt man weitgehend dem der Patres. Wie sie beten die Chorschwestern zwei Offizien, neben dem Großen Offizium das marianische; wie sie unterbricht man um Mitternacht den Schlaf, und wie sie wahrt man die Einsamkeit der Zelle. Nur hierin gibt es eine Erleichterung: Nach der Messe nimmt man ein leichtes Frühstück ein, etwas Brot mit Milchkaffee.
(siehe Bösen, W., Auf einsamener Straße..., S. 138-149)  
 

Mittwoch, 6. April 2011

Kartäuserinnen, 4

Fragen im Sprechzimmer, 1

Mit meinem Fragenkatalog beschäftigt, warte ich im Sprechzimmer gleich neben der Pforte, einem länglichen Raum, den eine Thekenartige Barriere in zwei Hälften unterteilt. Schneller als mir lieb, öffnet sich an der Breitseite mir gegenüber die Tür, ein dichter Vorhang wird zur Seite geschoben, und eine Schwester kommt auf mich zu, fast lautlos und statuenhaft starr. Eine stolze Frau von vielleicht vierzig Jahren. Der schwarze Schleier über dem gelblichweißen Kartäusergewand gibt ein frisches Gesicht mit großen mandelförmigen Augen frei. „Ich bin Schwester Claire!“, ihre Stimme klingt leise, fast zaghaft. „Mutter Priorin hat mich gebeten, Ihnen Ihre Fragen zu beantworten!“

Wortlos nehmen wir Platz, diesseits und jenseits der Barriere wie in zwei verschiedenen Welten. Von den Formalen, ja geradezu kühlen Empfang überrascht, beginne ich sogleich in der Art eines Prüfers meine Themenliste abzufragen. Uns Schwester Claire antwortet, kurz und präzise, mit keinem Wort zu viel. Das Bild, das sich am Ende aus den Mosaiksteinchen der Antworten zusammenfügen lässt, ist wenig lebendig; nur ein paar persönliche Anmerkungen heben es von dem offiziellen , im Klosterprospekt veröffentlichten ab. Wie diese, dass ein Besuch im Museum der Correrie ihr den Weg zu den Kartäuserinnen zeigte; dass sie 1962 [...] in die französische Kartause Beauregard eintrat; dass sie 1978 darum bat, am Experiment in Reillanne teilnehmen zu dürfen.
(siehe Bösen, W., Auf einsamener Straße..., S. 138-149)  


Dieses Kartäuserkreuz steht an der Straße als Hinweis zum Abbiegen

Hinweisschild zur Kartause auf dem nicht asphaltierten Waldweg

Dienstag, 5. April 2011

Kartäuserinnen, 3

Reillanne - Die Nonnen wollen Leben wie die Mönche

1971 beginnen fünf Schwestern in der Kartause Beauregard, einem alten Schloss in der Nähe von Voiron, das von der Stille, der Raumbeschaffenheit und von der ganzen Atmosphäre her für das eremitische Leben wenig geeignet ist, in Einsiedeleien zu leben, die man im Garten errichtet hat.

1972 interessieren sich andere Häuser für das Experiment: Eine Schwester aus der italienischen Kartause San Francesco und eine weitere aus dem spanischen Kloster Benifaçà kommen nach Beauregard.

1977 übernehmen sechs Kartäuserinnen die Kartause von Vedana bei Belluno, die die Mönche aus Personalgründen kurz vorher aufgegeben haben.

Die Kartause von Vedana bei Belluno. Früher Mönche, seit 1977 Nonnen.

1978 siedelte die Gemeinschaft von Beauregard nach Reillanne über, wo man – in einer einsamen Gegend der Haute-Provence – ein neues Kloster gebaut hat. Sieht man von der Anordnung der Gebäude ab, gleicht es den klassischen Kartausen, einzig in zwei Punkten zeigt es wichtige Unterschiede:  Nicht nur die Chorschwestern wohnen in Zellen aus Häuschen und Garten, sondern auch die Konversschwestern. Des weiteren hat die Kirche eine Seitenkapelle, von der aus Besucher, Frauen wie Männer, an den liturgischen Feiern des Konventes teilnehmen können, ohne die Klausur zu verletzen.
(siehe Bösen, W., Auf einsamener Straße..., S. 138-149) 

Montag, 4. April 2011

Kartäuserinnen, 2

Nonnen schließen sich den Kartäusern an

Schon früh, um die Mitte des 12. Jahrhunderts bereits, schließen sich den Kartäusermönchen auch Nonnen an. Ihre Zahl war nie sehr groß. [Heute gibt es 2 Kartausen in Frankreich und Italien sowie je eine Kartause in Spanien und Südkorea mit ca. 115 –in 1984- Nonnen.]  Sie leben meist in der Verborgenheit eines alten Schlosses oder einer ehemaligen Abtei – ein Leben der Buße und des Gebetes, das dem Leben der Patres und Brüder weitgehend angepasst ist; Milderungen zeigt die Regel hauptsächlich hinsichtlich der Einsamkeit: Statt in Einsiedeleien wohnt man in Einzelzimmern; die Mahlzeiten nimmt man nicht nur sonn- und feiertags gemeinsam ein, sondern auch wochentags; zur Erholung trifft man sich nicht nur zweimal in der Woche, sondern täglich.

[In den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts etwa, wurde der Ruf] nach einem strengeren, einsameren Leben laut. Zu realisieren ist er aber erst in den siebziger Jahren.
(siehe Bösen, W., Auf einsamener Straße..., S. 138-149)  

In Beauregard entstand die Idee nach mehr Einsamkeit für die Kartäuserinnen

Sonntag, 3. April 2011

Sakramentsprozession

Sakramentsprozession im Kreuzgang



mit dem Reverendus Pater der Großen Kartause

4. Fastensonntag, Laetare

Kartäuserliturgie
Freu dich, Jerusalem, kommt alle zusammen, 
die ihr es liebt; 
froh überlasst euch der Freude, die ihr traurig waret: 
frohlocken sollt ihr und
satt euch trinken an der Tröstung Überfülle, die euch quillt.
Wie freue ich mich, da man mir sagte: 
wir ziehen zum Hause des Herrn. Ehre.

Samstag, 2. April 2011

"STAT CRUX DUM VOLVITUR ORBIS"

Das Kartäuser - Wappen



Das Wappen des Ordens der Kartäuser wird hier dargestellt  in einem goldenen Rahmen. Darin  befindet sich vor einem  blauen Hintergrund ein silberfarbener Globus, die Welt (manchmal sind die Farben auch vertauscht) und diese Welt ist „gekrönt“ von einem Kreuz. Die Erdkugel wird umgeben von einem Halbkreis aus sieben Sternen und einem geschwungen  Band, welches das  Motto des Ordens verkündet:

"STAT CRUX DUM VOLVITUR ORBIS"

Das Kreuz steht, während die Welt sich dreht.

Die sieben Sterne erinnern an die ersten sieben Kartäuser und an den Traum des  Bischofs Hugo von Grenoble.

Das Kreuz steht fest auf der Erde (Welt) und symbolisiert den Tod, das Sterben, aber auch die  Festigkeit und Stabilität in der dauernden Veränderung der Menschheit.  Dies deutet hin auf den Aufrag des Ordens, nicht wie ein Grashalm im Winde zu wanken, sondern stets dem Herrn zu folgen.  Darum bedurfte  dieser Orden auch keiner Reformen.


Freitag, 1. April 2011

Gott schauen, 45

Die Liebe zu Gott, 4

(Augustin Guillerand, Écrits spirituels, I,21):
Gott ist Feuerherd der Liebe. 
Das Gebet bringt uns ihm näher 
und in dem Grad als wir uns ihm nähern, 
entflammt er uns. 
Unter der Wirkung dieses Feuers 
werden wir vergeistigt, 
werden wir von allem befreit, 
was uns an ungeordneten Anhänglichkeiten bindet.

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