(Fortsetzung)
Von
diesem Datum an bis zu den Kalenden des Februar dauert sie gleich lang. Von hier
ab bis Ostern nimmt sie allmählich wieder ab, bis sie ausreicht, um die Metten
der seligen Jungfrau zu beten. Von da ab bis zu den Iden des September bleibt
sie wieder gleich lang. *
* Guigo spricht in seinen Gebräuchen zweimal (Kp. XXI X,1 und
3) beiläufig, zur Bezeichnung eines Zeitmaßes, vom Marianischen Stundengebet.
Die Gebräuche enthalten jedoch keine formelle Vorschrift zur Rezitation
desselben. Das legt die Frage nahe, wann die Väter des Kartäuserordens es sich zu
eigen machten. Guigo hätte es nicht als Zeitmaß angeben können, wenn es den damaligen
Kartäusern nicht vertraut gewesen wäre. -
Der Brauch, das Marianische
Stundengebet zu verrichten, verbreitete sich im Laufe des 11. Jahrhunderts im
Mönchtum. Einer seiner Hauptpropagandisten war der Kamaldulenser Petrus Damian.
-
Doch bereits seit 1050/1060 war es den Kanonikern von Sankt Rufus durch ihre
Regel vorgeschrieben. Nun befanden sich unter den sechs Gefährten des hl. Bruno
zwei Kanoniker von Sankt Rufus, die diesen ihnen statutengemäß vorgeschriebenen
Brauch vermutlich beibehielten.
Von ihnen, so darf man annehmen, lernten die ersten
Kartäuser das Marianische Stundengebet
kennen und übernahmen es vom Anfang des Ordens an. Die erste ausdrückliche
Erwähnung desselben findet sich freilich erst sehr spät [...] (1398) des Kölner Kartäusers Heinrich
Egher von Kalkar, der viele Legenden bringt.
Die Wirklichkeit ist folgende:
Bereits 35 Jahre vor der Gründung
der Kartause hatten sich die Mönche eines Klosters, das von verschiedenen
Prüfungen heimgesucht wurde, an Petrus Damian um Hilfe gewandt. Dieser empfahl
ihnen, täglich das Stundengebet zur Gottesmutter zu verrichten. Sie taten es
und alsbald verschwanden alle Schwierigkeiten.
Bei der Weitergabe dieses
Berichtes genügte es, den Namen »Damian« wegzulassen und es blieb der »hl.
Petrus«; sodann wurde aus der Empfehlung eine Erscheinung: als sich nach der
Abreise des hl. Bruno die ersten Kartäuser zerstreuten, soll ihnen der hl.
Petrus erschienen sein und ihnen die Gnade der Beharrlichkeit garantiert haben,
falls sie täglich das Marianische Stundengebet verrichten würden.
Wir haben hier genau die Umwandlung einer geschichtlichen
Episode in eine Legende vor uns. Von Autor zu Autor wird die Erzählung ein
wenig mehr modifiziert ... Die Ehre der seligen Jungfrau wird freilich durch
imaginäre Erzählungen nicht vergrößert.
Es genügte, dass zwei der ersten
Kartäuser das Marianische Stundengebet verrichteten, das dann von den
anderen übernommen wurde. (vgl.
Aux sources de la vie cartusienne, VI, 529-534 passsim).
Worin besteht nun der Unterschied zwischen dem Marianischen Stundengebet und dem allgemeinen Stundengebet mit den marianischen Antiphonen . . . ?
AntwortenLöschenDie marianischen Antiphonen sind der "heilige Rest" des Marianischen Offiziums, das offiziell so gut wie nicht mehr gebetet wird.
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