Von Hause aus ist er Westfale, studierte bis
zu seinem Eintritt vor einem Jahr Theologie im dritten Semester. Sein Ziel war
klar, allerdings nur bis zu jenem Tag, als ein guter Freund ihm von den
Kartäusern erzählte, von ihrer Suche nach Gott in der Einsamkeit und ihrem
Sühneleben für eine gottferne Welt. Das Gehörte packte ihn total, in Herz und
Verstand. Mit dem Kopf voller Fragen reiste er für acht Tage in die Marienau,
das war im Februar; im Mai bereits kehrte er zurück, im Juni wurde er als
Novize eingekleidet. Sollte er seinen Eintritt begründen, geriete er in
Verlegenheit. Letztlich hat er sich ohne Grund entschieden, Kartäuser zu
werden, nur weil er von dem Kartäuserideal nicht mehr loskam.
„Hier habe ich erfahren, dass wirklich nicht
ich, sondern nur Gott einen Grund hat, den nämlich, Menschen für sich, für sich
allein zu rufen!"
Wenn er die vergangenen elf Monate
überschaut, muss er feststellen, dass der Anfang nicht einfach war. Nicht, dass
die Einsamkeit ihm besondere Schwierigkeiten bereitet hätte! Er kann sich gut
beschäftigen, auch in der Freizeit, die
in der Zelle zum besonderen Problem werden kann. Im Augenblick bastelt er für
einen anderen Novizen aus einem alten Kopierer einen Brennkolben für
Holzmalereien für die nächsten Monate plant er eine maßstabsgetreue
Rekonstruktion seiner Zelle.
Aber dennoch ist inzwischen soviel deutlich
geworden: Das Leben mit Gott in der Einsamkeit der Zelle ist alles andere als
das Zusammensein mit dem Geliebten in der Idylle eines Schrebergartenhäuschens.
Ein verregneter Herbst mit wenig Sonne und ein extrem langer und harter Winter
mit Dauerfrost von minus 20 Grad haben an den Nerven gezehrt. Besonders
getroffen aber hat ihn der Weggang des Freundes vor zwei Monaten, jenes
Freundes gerade, der in ihm das Tor zu den Kartäusern vor etwa mehr als einem
Jahr aufstieß. Erstmals wurden Zweifel an der eigenen Berufung laut.
Dass er geblieben ist und heute klarer sieht,
verdankt er seinem Novizenmeister, seiner Kompetenz als Seelenführer, zum
anderen aber der Gottesmutter. Schon vor seinem Eintritt hatte er sich ihr in
der Legio Mariae in besonderer Weise verbunden;
im Kloster ist seine Beziehung zu ihr noch enger geworden. Nicht ohne
Grund nennen die Statuten sie „die einzigartige Mutter der Kartäuser".
Wie sie muss der Kartäusermönch sich
offenhalten für den Anruf Gottes und sein Fiat sprechen, auch wenn er nicht
begreift, wie es geschehen soll (Lk
1,38)! Wie sie muss er Jesus mit sich im Herzen tragen und meditieren,
auch wenn er ihn wie sie nicht versteht (Mk 3,20f.)! Wie sie muss er sich von
Jesus unter das Kreuz mitnehmen lassen sich auszurichten und festzumachen gilt.
Sehr schön!
AntwortenLöschenThomas