Der
Brief Brunos ist ein klassischer Mönchsbrief. Es handelt sich um ein
Mahnschreiben an einen alten Freund. Bruno hat es verfasst um Radolf noch
einmal ernstlich „ins Gewissen zu reden“, damit er doch noch sein Gelübde
erfülle.
+
Bruno
entbietet dem verehrten Herrn
Radolphus,
Propst von Reims,
in
aufrichtiger Liebe Gruß und Heil.
-I-
Deine zuverlässige alte und bewährte Freundschaft tritt umso klarer und
rühmlicher hervor, je seltener man sie bei den Menschen findet. Denn obwohl wir
durch weite Strecken und lange Zeit hindurch dem Leibe nach voneinander
getrennt waren, nimmt dennoch die Freundschaft nicht ab. Das haben Deine lieben
Briefe, in denen Du mich Deiner Freundschaft versichert hast, sowie die
Gefälligkeiten, die Du nicht nur mir, sondern meinetwegen auch Bruder Bernhard
reichlich erwiesen hast und noch manche andere Beweise genügend gezeigt. Dafür
möchte ich Dir Dank sagen. Und wenn dieser Dank auch angesichts dessen, was Du
mir Gutes getan hast, gering ist, so kommt er
doch
aus dem reinen Quell der Liebe.
-II-
Vor einiger Zeit habe ich einen Reisenden, der sich bei anderer Gelegenheit als
gewissenhaft erwiesen hat, mit einem Brief zu Dir gesandt. Aber da ich ihn
bisher nicht wiedergesehen habe, schicke ich einen unserer Brüder zu Dir. Er
wird Dir ausführlich alles, was mich betrifft, mündlich ausrichten. Denn Feder
und Tinte reichen dafür nicht aus.
-III-
Ich möchte Dir erfreulicherweise mitteilen, dass ich körperlich – hoffentlich auch
geistig! - gesund bin und dass die äußeren Umstände ganz nach Wunsch verlaufen.
Im übrigen erflehe ich die Barmherzigkeit Gottes und erwarte von ihr, dass „sie
meine Gebrechen heilt... und meine Sehnsucht mit Gütern erfüllt" (Ps 103
[102],3.5).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen