Mittwoch, 9. Juli 2014

Bruno der Kartäuser - Brief an Radolf, Propst in Reims (2/15)

Bruno legt Wert auf die Hervorhebung der Trennung von der Welt, jener Welt, in der sich sein Freund Radolf und wir, uns befinden, mit all ihren Verflechtungen in die (un)moralische Weltordnung. Beim eremitischen Leben steht alles unter dem Gedanken des Evangeliums. Dabei hat das Ideal der asketischen Strenge, des Schweigens und der Weltabgeschiedenheit kein „muss“, welches das Leben erstickt. Das wichtigste ist die Freude an Gott und auch die Freude an Gottes Schöpfung. Dieses Leben wird gerade auch als sinnenhafte Schönheit in ganz neuer Intensität erlebt.

-IV- Ich hause in einer Einsiedelei in Kalabrien. Sie liegt ganz und gar abseits von sonstigen menschlichen Ansiedlungen. Dort lebe ich mit anderen Ordensbrüdern zusammen. Einige von ihnen sind sehr gebildet. Sie alle stehen gleichsam auf göttlichen Wachtposten, „sie warten auf die Rückkehr des Herrn, dass sie ihm sofort öffnen, wenn er anklopft" (Lk 12,36).
Ich kann nicht angemessen genug die herrliche Lage dieser Einsiedelei beschreiben, ihre angenehme und gesunde Luft, die weite und wunderbare Ebene, die sich zwischen den Bergen hindurch erstreckt mit ihren grünen Wiesen, blühenden Weiden; weiter ist da der Anblick der Hügel, die sich überall sanft erheben, die stillen schattigen Täler mit vielen lieblichen Flüssen, Bächen und Quellen. Dazu kommen wasserreiche Gärten und die verschiedensten reich tragenden Fruchtbäume.


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