Dienstag, 29. Dezember 2015

Authentische Zusammenfassung der Spiritualität und geistigen Physiognomie des Kartäuserordens. (2/14)

Worin besteht die Hauptquelle und das Ziel des geistlichen Lebens, ganz besonders des Kartäuserlebens?

Zuvor einige Worte über seine äußeren Bedingungen und unmittelbaren Wirkungen, welche die Welt noch einigermaßen kennt und anerkennt.

Abtötung der Sinne durch die Strengheiten einer ernsten Regel, Abtötung des Verstandes und Willens durch den Gehorsam, Abtötung des ganzen Menschen durch die Einsamkeit: das sind die asketischen Mittel und Bedingungen, welche die eigentliche Buße des Kartäusers bilden und die Kontemplation zur Entfaltung bringen.

In einen Orden eintreten, heißt sich bekehren, d. h. sich abwenden von der Welt und zu Gott zurückkehren: das ist der Anfang eines jeden Ordenslebens, wie auch unseres Lebens. Jene, welche vom göttlichen Rufe geführt, sich in die Einsamkeit geflüchtet, haben das Wort des Evangeliums verstanden: „Tut Buße... gehe und verkaufe, was du hast...". Sie haben das Opfer gebracht, sie haben sich von den Geschöpfen losgesagt und die Ketten der Knechtschaft zerbrochen. Diese Akte der Losschälung, der Unterwerfung des Geistes sind und bleiben stets notwendig: denn immer haben wir zu kämpfen gegen unsere gefallene Natur: „Ein Kampf ist des Menschen Leben auf Erden". (Job 7,1).

Diese Handlungen sind sozusagen fast alles, was man von der Welt der kontemplativen Orden weiß; auch die Biographen der Heiligen haben meistens und fast nur diese Übungen aufgezeichnet.

(vgl.: Das weiße Paradies. Ein Kartäuser spricht.)


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