Das
Werk der Vernichtung schreitet noch weiter vor. Gott nimmt der Seele die aktive
Tugend, ich will sagen, jene Leichtigkeit zu handeln, die sie während der
früheren Stürme bewahrt hat. In diesem Augenblick besteht eine vollständige Unfähigkeit,
zu handeln. Die Seele kann nur noch eines, leiden.
Diese
Kraft zu leiden oder die passive Tugend, wird ihr auch noch genommen. Die arme,
vernichtete, unter den Schlägen zusammengebrochene
Seele hat nicht einmal mehr die Kraft, sie zu dulden, sie hinzunehmen, sie hat
nicht mehr die Energie, zu dulden. Sie ist zu nichts, absolut zu nichts
imstande. Alles ist ihr genommen, alles ist zerstört, alles ist vernichtet. Es
bleibt ihr keine menschliche Regung mehr, kein rein natürliches Leben, das ist
der mystische Tod. Alles ist vollbracht.
In
diesem Augenblick ist jedes Hindernis für den vollen Eintritt Gottes verschwunden.
Er tritt ein und nimmt von dieser Seele durch die mystische
Vermählung, die den Stand der Einigung verwirklicht, Besitz.
In
diesem Stand wird die Seele nur mehr von Gott in Bewegung gesetzt. Keine Regung
der Natur gibt es in ihr, um von sich aus einen bestimmenden Einfluss auf ihre
Tätigkeit auszuüben. Sie ist ganz und gar
durch den Willen Gottes bestimmt, der einzig über ihre Kräfte herrscht und sie
regiert. Gott verrichtet in ihr all ihre Werke (Jes 26,12). Ihre Kräfte sind
vollkommen von der Tyrannei der Geschöpfe und von der Tyrannei
ihrer eigenen Selbständigkeit losgelöst, sie sind jetzt vollständig frei,
einzig regiert vom Willen Gottes.
(Dom François de Sales Polien, IL, 20151204)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen