Wie
energisch sollte ich mir doch das Verlangen des heiligen Franz von
Sales aneignen! Denn diese Vernichtung, diese gänzliche Reinigung des
menschlichen Wesens, diese vollständige Übertragung meines ganzen
Ich in das Reich der Liebe des Sohnes Gottes, der mich würdig und
fähig macht, im himmlischen Licht an der Gesellschaft der Heiligen teilzunehmen
(Kol 1,12-13), muss vor dem Eintritt in den Himmel vollzogen und in mir
vollendet werden. Keiner wird dort eintreten, bevor diese Arbeit vollendet ist.
Was nicht in dieser Welt getan wird, wird im Fegfeuer getan. Wenn nur
wenigstens die Arbeit angefangen ist, denn die Todsünde
bleibt die ewige Beute der Hölle. Man muss durch den Tod zum
Leben eingehen. Alles muss sterben, um wieder aufzuleben.
Ja,
all diese beinahe unendliche Arbeit der Heiligung, diese Entäußerung, diese
Vernichtung, diese Umbildung des Menschlichen, soll als unerlässliche
Bedingung des Eintrittes in den Himmel vollzogen werden. „Fleisch
und Blut werden das Reich Gottes nicht besitzen, noch die Verweslichkeit
die Unverweslichkeit,“ sagt der heilige Paulus. Das Verwesliche
muss die Unverweslichkeit anziehen, das Sterbliche die Unsterblichkeit.
Bis sie vollständig gereinigt ist, sagt der heilige Johannes vom
Kreuz, „kann die Seele weder hier unten Gott so besitzen, dass sie ganz
in der Liebe in ihm umgestaltet wäre, noch dort oben in der klaren Anschauung."
(Johannes vom Kreuz, Aufstieg zum Berge Karrnel, 1. Buch, 4. Kap.). Wenn in
dieser Welt Gott mit der Seele jene volle Vereinigung,
die die geistliche Vermählung genannt wird, nur nach der
vollständigen
Vernichtung des Menschlichen eingehen kann, wie könnte er
ohne diese die ewige Vereinigung in der Glorie vollziehen!
(Dom François de Sales Polien, IL, 20151209)
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