Jetzt
bin ich allein. Ich kehrte soeben in mein Gastzimmer zurück, wo nichts anderes
sich vorfindet als zwei Stühle, ein Waschtisch, ein Betstuhl, das Bett, ein
Vorrat an Holz, der Tisch mit einer Lampe und ein kleiner Ofen.
Unwillkürlich
gehe ich ans Fenster. Es ist Nacht. Windstiller Raum weitet sich über die
grauweißen Dächer (oder sind es beschneite Gipfel?) der Gebäude, welche den
Innenhof umgeben. Darüber steht ein veilchenblauer Nachthimmel mit all seinen
glitzernden Lichtsternen und dem Diamantenstaub der Milchstraße.
Die
Stille, die tiefe, tiefe Stille: die Sicherheit des Geistes in der geformten
Stille Gottes und des Weltalls.
Und
da drinnen im Herzen der Kartause -dieser Kristallstadt in den Bergen - wohnen
in ihren Zellenhäuschen die Patres.
Ich
kenne diese so randvolle Stille. Ich denke an die Tage im Kloster Oosterhout zurück,
wo auch diese gleiche Stille eine so unsagbar lebendige Gegenwart ist, in der
das so wunderbare Werden und Sein des Geistes aufblüht und lebt - lebt im Atmen
der Ewigkeit.
Wie
unendlich weit von dieser lebensvollen Stille bewegt sich doch das, was wir ein
tatenreiches Leben nennen! Neuerdings und eindrucksvoller denn je zuvor wird es
mir klar, daß hier und noch an einigen andern Orten - Gottesstätten der Welt -
der Mensch vollkommen seinem Ziele und dem Ziel der Schöpfung lebt.
Man
kann Gott vollkommen auch in der Welt dienen. Diese Männer der Einsamkeit aber,
die alles hintansetzen, um die Seele ganz dem Schöpfer hinzugeben, schreiben
mit Flammenschrift an den Horizont der Welt jenes "Eins ist not!" Es
erschreckt uns - und das ist gut.
Ein
klein wenig vom Leben der Kartäuser - wie wenig es auch sein mag - und wäre es
nur das nie verglimmende Sehnen nach dem Allerhöchsten und Allerschönsten, nach
dem Allertiefsten und Allerreinsten, von hier in die Welt hineintragen, würde
schon ein Schatz für das ganze Leben sein: die eine verlorene Drachme, um die
zurückzufinden ich das ganze Haus meines Lebens umkehren will. Und ich werde nicht
rasten, bis ich sie gefunden habe.
(Pieter Van
der Meer de Walcheren. Das weisse Paradies.)
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