Freitag, 30. August 2013

Kerker der Selbstsucht

Jeder leidet im Kerker seiner Selbstsucht und seiner Schwachheit. Niemandem bleiben dunkle Stunden erspart. Doch wenn wir angesichts unserer Ohnmacht verzagen möchten, wenn die Ausweglosigkeit unserer Lage uns zur Verzweiflung treiben möchte, dann eben soll uns unser Elend zur Rettung werden; ist es doch das kostbare Unterpfand des göttlichen Erbarmens. Freuen wir uns, nichts zu sein, denn das zwingt den Vater, uns nicht uns selber zu überlassen. Das Wissen um diese zwei Konstanten, das Nichts des Menschen und das All Gottes, gibt der Seele eine neue Einstellung, eine neue Schwungkraft, die sie allein retten kann.

Der Weg öffnet sich uns in dem Augenblick, da wir den Vollsinn der Worte Christi erfassen:
„Ihr seid unnütze Knechte“ (Lk 17,10).
„Meine Gnade genügt dir“ (2 Kor 12, 9).

(vgl. Sendung der Stille, Kartäuserschriften für Christen von heute, 1957)



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