Wenn wir nur in uns selber in Ordnung wären, dann
würden wir viel mehr Freude an den Dingen dieser Erde haben. Aber wenn ein
Übermaß von Wünschen und Begehrungen in uns ist, so hören wir nur diese immer
an und vermögen nicht die Unschuld der Dinge außer uns zu fassen. Leider heißen
wir sie wichtig, wenn sie Gegenstände unserer Leidenschaften sind, und
unwichtig, wenn sie zu diesen in keinen Beziehungen stehen, während es doch oft
umgekehrt sein kann.
Adalbert Stifter
Es fällt nicht leicht, sich selber zu vergessen
und ohne alle Eigeninteressen
die Dinge froh und arglos anzusehen,
wie sie uns treu und schlicht vor Augen stehen.
Und doch fängt ja das Leben dann erst an,
wenn man den Wünschen mal entsagen kann
und wenn – zumindest ab und zu – der Geist
nicht nur um sich und sein Begehren kreist.
Denn dann, wenn das Verlangen einmal schweigt,
kann es geschehen, dass die Welt sich zeigt,
so wie sie ist: so schrecklich-schön zugleich
und immer neu an tausend Wundern reich.
Dann kommen alle Dinge recht ins Lot:
die Lust, die Last, die Liebe und der Tod,
dann wird so manches scheinbar Große nichtig
und manches Kleine dafür wert und wichtig,
dann sehen wir die Unschuld in den Dingen,
in strahlenden wie auch in den geringen,
dann endlich öffnet sich der freie Blick
für stille Anmut und ein reines Glück.
© Arnd Herrmann
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