Mittwoch, 23. April 2014

Lob der Stille



 Lob der Stille


Wir haben den Sinn für die Stille verloren,
für ihre besänftigend tröstliche Macht.
Wir brauchen Spektakel in unseren Ohren.
Es muss um uns toben und heftig rumoren
vom frühesten Morgen bis tief in die Nacht.

Wir sind wie betäubt von dem ständigen Schreien.
Die Nerven sind ewig gereizt und gespannt
und wissen sich kaum noch vom Druck zu befreien.
Wie soll unser Leben denn da noch gedeihen?
Wir bringen uns selber um Geist und Verstand.

Verraten ans Laute, ans Grelle und Schrille,
das unseren Alltag diktiert und bestimmt –
wer kennt noch den Klang und die Sprache der Stille
und hat ein Gespür für die leise Idylle,
in der man die zarteste Schwingung vernimmt?

Wer übt sich im Schweigen und sucht noch zuweilen
die eigene Mitte, den innersten Grund,
statt jedem Geräuschherd entgegenzueilen?
Dabei kann die Stille so vieles doch heilen.
Sie nimmt uns die Unrast und macht uns gesund.

© Arnd Herrmann



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