Montag, 12. Mai 2014

Der Herr will die Unwilligen nicht (6/6)

Bei diesen Worten aber hat der Herr sechs Arbeiten untauglicher, nutzloser Buße ausgeschlossen:
das ist zum ersten wegen Wildheit, Ungestüm,
dagegen sagt er:
„Wer mir nachfolgen will“;
zum zweiten wegen Zersplitterung, wenn nämlich der Mensch Gott das gibt, was Gottes ist und sich selbst der Welt,
dagegen sagt er:
„der verleugne sich selbst“.
Zum dritten wegen Wollust und Schlemmerei, weil manche so Buße tun, dass sie keinerlei Bedrängnis fühlen;
dagegen sagt er:
„er soll das Kreuz auf sich nehmen“.
Zum vierten wegen Borgens: wenn nämlich manche sich des Leidens ihrer Väter oder Brüder rühmen, selbst aber nichts dergleichen vorzuweisen haben und tun;
dagegen sagt er:
„sein eigenes“, nicht das eines anderen.
Zum fünften wegen Wankelmut, wenn nämlich manche den einen Tag fasten und die anderen Tage mit Vergnügungen zubringen;
dagegen sagt er im Lukas-Evangelium:
„täglich“!
Zum sechsten wegen Verstellung, das meint, Heuchelei;
dagegen sagt er:
„er folge mir nach“,
und nicht in Wirklichkeit der Gunst und dem Beifall der Welt.

(Ludolf v. Sachsen, Vita Jesu Christi, 3, Bd.2, Kap. 2., Joh. Lanczkowski)


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