Aber
mit dem Tod der Befriedigungen verhält es sich nicht ganz gleich, wie mit dem
Tod des Leibes. Wir sterben alle Tage (1 Kor 15,31): das ist wahr sowohl in Bezug auf die Befriedigungen,
als in Bezug auf den Leib. Jeden
Tag fällt ein Stück ab, bis zu dem Augenblick, wo die letzte Wand der
Trennungsmauer einstürzt und den Tod vollendet. Was den Leib betrifft,
ist die Auferstehung aufgeschoben, und sie wird sich erst am Ende
der Zeiten und ganz plötzlich vollziehen. Was die Befriedigungen betrifft,
so stehen sie in dem Maße, wie sie sterben, gleich wieder in der Herrlichkeit
Gottes auf. So findet der Heilige seine Befriedigung umgestaltet, neuerstanden
gereinigt gerade in dieser Verherrlichung Gottes wieder, wenn er sie vergisst
oder zur Ehre Gottes aufopfert.
Der
Heilige ist also nie ohne Befriedigung. Der ursprüngliche Plan, der die Ehre
Gottes an die erste Stelle und das Glück des Menschen an den zweiten Platz
gestellt hat, wird niemals verletzt. Das Vergessen seiner selbst, der Hass
seiner selbst, die Vernichtung seiner selbst, und der Tod sind
nur die Umgestaltung des Todes in das Leben, der Tod wird im Siege
verschlungen. Derjenige, der seine Seele retten will, wird sie verlieren; und
der seine Seele meinetwegen verliert, findet sie (Mt 16,25). Man muss alles
verlieren, um alles wiederzufinden. Denn man kann nur wiederfinden, was man
verliert. Man verliert das Menschliche, und
findet
wieder das Göttliche.
(Dom François de Sales Polien, IL, 20151112)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen