Freitag, 6. November 2015

Durst Gottes

IL203-Z.19.4

Dieser Zustand wir durch Zweierlei charakterisiert. Erstens durch die einzige Sorge für die größere Ehre Gottes. Bei den drei vorhergehenden Stufen bestand die Hauptsorge der Seele darin, das Gleichgewicht zwischen ihrer eigenen Befriedigung und der Ehre Gottes herzustellen, die Vorherrschaft der ersteren zu verhindern und die Ehre Gottes an die Spitze ihres Lebens zu stellen. Jetzt ist die Ordnung verwirklicht, der Friede befestigt, der Befriedigung endgültig der gebührende Platz angewiesen.

Ich brauche nicht mehr das Gleichgewicht zwischen meiner Befriedigung und der Ehre Gottes herzustellen, ich mache einen Schritt vorwärts und stelle die Ehre Gottes höher. Ich beschäftige mich nur mehr mit den Interessen meines Gottes, und ich wäge jedes Geschöpf ab, um jenes kennen zu lernen, das am meisten für ihn da ist.

Damit macht die Seele einen großen Schritt aufwärts. Sie lebt nur der ernsten Sorge, ihren Gott durch die möglichst besten Mittel zu verherrlichen. Einzig der Eifer für sein Haus verzehrt sie (Ps (68) 69,10). Sie trachtet nur, ihn zu ehren, und lebt nur, um ihm angenehm zu sein. Gott ist ihr alles, seine Ehre ist ihr ganzer Hunger und ihr ganzer Durst; (Mt 5,6) sein Wohlgefallen ist ihre einzige Nahrung (Joh 4,34). Sie findet nichts im Himmel und sie sucht nichts auf Erden, außer Gott und seine Ehre. Er ist der Gott ihres Herzens, und aller Reichtum in Ewigkeit (Ps (72) 73,25). Die Wünsche ihres Herzens und die vielfachen Bedürfnisse ihres Leibes fassen sich zusammen in diesem einzigen Durst (Ps (62) 63,2).

(Dom François de Sales Polien, IL, 20151106)


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