Freitag, 13. November 2015

Neigungen

IL208-Z.20.5

„Man kann," sagt der heilige Franz von Sales, „nicht lange in jener Blöße, aller Neigungen beraubt, bleiben. Deswegen müssen wir, nach der Meinung des heiligen Apostels, nachdem wir die Kleider des alten Adam ausgezogen, uns mit den Gewändern des neuen Menschen, das heißt, Jesu Christi, wieder bekleiden. Denn nachdem wir auf alles, sogar selbst auf die Neigungen zu den Tugenden verzichtet haben, um jene oder irgendwelche andere nur mehr so weit zu wollen, als es das göttliche Wohlgefallen gestattet, müssen wir uns abermals mit mehreren Neigungen, und vielleicht mit den gleichen bekleiden, deren wir entsagt und auf die wir verzichtet haben.

Doch müssen wir uns nicht mehr deshalb neuerlich mit ihnen bekleiden, weil sie uns angenehm, nützlich, ehrenvoll und zur Befriedigung unserer Eigenliebe geeignet sind, sondern weil sie Gott angenehm, zu seiner Verherrlichung nützlich, und für seine Ehre bestimmt sind." So fällt stückweise unser äußerer Mensch Tag für Tag dahin, und der innere Mensch erneuert sich jeden Tag (2 Kor 4, 16).

(Dom François de Sales Polien, IL, 20151113)

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