Dienstag, 18. Februar 2014

Keimhaft und dennoch kostbar

Von dem Augenblick an, da unsere Seele als Geliebte von Liebe zu Gott entbrannt ist, strebt sie mit allen Mitteln danach, Ihn immer besser zu erkennen, um sich Ihm noch vorbehaltloser schenken zu können.

Obwohl das, was sie gefunden hat, nicht mehr ist als ein keimhafter Anfang des Gottesreiches, ist es ihr doch so kostbar, dass sie es um keinen Preis mehr veräußern wollte. Ihre Kenntnis Jesu weckt das Verlangen nach tieferer Erkenntnis Seines Wesens. Und was sie von Seiner Liebe verkosten darf, weckt in ihr das Verlangen nach größerer Liebe.

Je besser sie den Schatz erkennt, den sie besitzt, desto mehr wächst ihr Mut, und sie ist bereit, ihn jetzt auch zu verteidigen, jeden Augenblick dafür zu kämpfen, gegen wen immer es sei.

Christus soll in ihrer Seele Gestalt annehmen und heranreifen bis zum Vollalter der Vermählung. Wenn sich die Herzen gegenseitig erschließen, entsteht eine unerschöpfliche Übereinstimmung des Willens und Denkens, ja sogar ihrer zwei Naturen. Es ist ein unaufhörliches Wachsen, das auf Erden kein Ende findet.

Unser Leben lang ringen wir darum, uns vom Vergänglichen zu lösen, wie die Gnade es uns eingibt, damit die unendliche Liebe in uns erstarke. So tun wir nichts mehr, was nicht auf Gott hinzielt, und unser Wille wird von Tag zu Tag gefügiger, sein Weg gerader. Kindlicher Gehorsam in jedem Augenblick vereinigt uns mit dem Leben des Vaters, dem einzigen Ziel unserer Bemühungen, der einzigen Stütze unserer Hingabe.

„Einst wart ihr Finsternis. Jetzt aber seid ihr Licht im Herrn. Wandele nun als Kinder des Lichtes“ (Eph 5,8).

(vgl. Sendung der Stille, Kartäuserschriften für Christen von heute, 1957)




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