Freitag, 31. Juli 2015

„Wie steht es in dieser Sache mit mir?“

IL144-Z.13.5

Ach, wie viele lässliche Sünden gibt es da!
Bringt mich nicht die Selbstsucht jeden Augenblick dazu, Gott zu beleidigen?
Wie oft erfasse ich das wohl?
Gebe ich mir darüber Rechenschaft?
Und wie viele beinahe unbewusste Fehler, die von Gewohnheiten herstammen, die ich zu überwachen vernachlässige!
Wie oft vermehren meine bösen Triebe, die ich wenig oder gar nicht unterdrücke, die Wunden, beinahe ohne dass ich darauf achte! –

O, meine lässlichen Sünden! Ich sehe ihre Zahl nicht! Sie sind zahlreicher als die Haare meines Hauptes! (Ps (39) 40,13).

(Dom François de Sales Polien, IL, 20150731)


Donnerstag, 30. Juli 2015

Gelegenheiten zu lässlichen Sünden

IL143-Z.13.4

Die Vollkommenheit dieser Stufe wird nicht so leicht erreicht. Denn es ist eine beinahe unermessliche Arbeit, Geist, Herz und Sinne von aller verzeihlichen Neigung, von aller Anhänglichkeit zu reinigen; allmählich die engen Maschen zu lösen, die durch so viele verzeihliche Gewohnheiten, die mein armes Menschenwesen umschließen, ganz verworren sind; so viele Schlupfwinkel im Innern, wo sich die Blicke des Stolzes, die Hinneigung zu den geschaffenen Dingen, die Gefühlshascherei verbergen, zu reinigen; alle Kräfte zu jener leichten Fertigkeit empor zu heben, die den rechten Weg weitergehen lässt und jede verzeihliche Umkehr verhindert.

Welche Bahn ist von der ersten Stufe der Frömmigkeit bis zur Vollkommenheit dieser zweiten Stufe zu durcheilen! Wenn es schon durchaus nicht leicht ist, ein für allemal die Todsünde vollständig zu meiden, was sollen wir von der vollständigen Meidung der lässlichen Sünde sagen?

Die Gelegenheiten zu lässlichen Sünden sind viel zahlreicher als jene zur Todsünde.

(Dom François de Sales Polien, IL, 20150730)


Mittwoch, 29. Juli 2015

Die zweite Stufe der Frömmigkeit

IL142-Z.13.3b

Was diese Stufe ausmacht, das ist die Leichtigkeit und wohlerworbene Fertigkeit, mit der ich meiner Befriedigung ihren Platz und ihre Aufgabe zuweise, ohne ihr gut bedacht den geringsten verzeihlichen Sprung zu erlauben. Und diese Fertigkeit muss meinen ganzen Geist, meine ganze Seele, meinen ganzen Leib beherrschen und leiten. Diliges ex toto!

Sie muss sich auf alle Verhältnisse und auf alle Geschöpfe ausdehnen. Und wenn ich meine Befriedigung opfern muss, wenn ich selbst mein Leben hingeben muss, bevor ich freiwillig und mit Überlegung die geringste lässliche Sünde begehe, bin ich zu diesem Opfer bereit. Nichts, selbst nicht die Furcht vor dem Tod, würde mich dazu bringen, freiwillig eine lässliche Sünde zu begehen.

Wenn diese Neigung in meiner Seele ist, wenn ich mit Fertigkeit und Leichtigkeit eher die notwendigen Opfer bringe, als meiner Befriedigung einen kleinen lässlichen Seitensprung zu erlauben, dann habe ich diese zweite Stufe der Frömmigkeit erreicht, die in der Meidung der lässlichen Sünde besteht.
Darin besteht das echt christliche Leben.

(Dom François de Sales Polien, IL, 20150729)


Dienstag, 28. Juli 2015

Abstellung dieser Unordnung

IL141-Z.13.3a

Die zweite Stufe der Frömmigkeit besteht in der Abstellung dieser Unordnung.

In den Fällen, wo lässliche Sünden vorkommen, das heißt, bei denen meine Befriedigung Gott dadurch verwundet und verletzt, weil sie seiner Ehre vorausgeht, werde ich dazu gelangen, jener heiligen Ehre ihren Platz und ihre Rechte zu wahren. Keine Lust wird sich diese anmaßen, sobald sie verboten ist.

(Dom François de Sales Polien, IL, 20150728)


Montag, 27. Juli 2015

Der Nutzen

IL140-Z.13.2

Dieses zweite, weniger schwere Übel ist noch wesentliche Unordnung, das heißt, es ist das Übel, verglichen mit dem alle andern Übel nicht den Namen Übel verdienen.

Ach, meine Lust ist sosehr die Richtschnur meines Lebens, dass ich Mühe habe, es zu erkennen, und noch mehr Mühe, es zu fühlen. Die Übel, die meine Lust angreifen, erkenne ich so leicht und ich fühle sie so mächtig!
Das Übel, das die Ehre Gottes angreift, erkenne ich so schlecht und fühle ich so wenig! - 'Wer erkennt die Sünde? (Ps (18) 19,13). Wo ist die Weisheit, die sie erkennt; wo der Verstand, der sie erfasst? (Hos 14,10). –
Mein Gott, in welchem Irrtum lebe ich, wenn ich das ein Übel nenne, was oft nur ein ganz geringes ist, und wenn ich das kaum für ein Übel halte, was es so sehr ist! –

Die Übel, die mich betrüben, sind oft so nützlich! - Die lässliche Sünde ist es niemals!

Die größten Übel enthalten immer irgend ein Gut, in der geringsten lässlichen Sünde gibt es als Sünde keine einzige Spur an Gutem!
Wer erkennt die Sünde!

(Dom François de Sales Polien, IL, 20150727)


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