Die Mönche im Kreuzgang. La Valsainte. |
Die
Mönche beten und singen halb stehend, halb sitzend, die Arme auf den breiten
Lehnen des Chorgestühls. Ihr Gesang ist monoton und wirkt nach einiger Zeit
beinahe meditativ. Die seit Jahrhunderten unveränderten Melodien klingen spröde.
Sie unterliegen keinem Wandel des kirchenmusikalischen Geschmacks. Vor sich haben
die Klosterbrüder überdimensionale Bücher liegen, Folianten, die kunstvoll
geschrieben und verziert sind, der Text traditionsgemäß in Latein.
Um
Mitternacht gehen alle Lichter aus. Nur das „ewige Licht" flackert in die
Dunkelheit. Der Akt tiefster Demut, die „Prostratio" ist der Höhepunkt der
Messe. Dabei legen sich die Mönche flach auf den Boden und verharren fast zehn
Minuten in stillem Gebet.
Die
Liturgie der Kartäuser ist schlicht. Es gibt keine Orgel, Flöte oder Gitarre.
Allein der Gesang bildet den Rhythmus zur inneren Einkehr. Alle
„mechanische" Musik gilt als zu weltlich. So gibt es auch in den Mönchszellen
kein Radio und keinen Plattenspieler. Auch Fernsehen und sogar Zeitungen sind
verpönt.
(Text:
Hans-Dieter Zinn, iwz-Stuttgart, 1986)
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