Sonntag, 30. Juni 2013

Samstag, 29. Juni 2013

Heiliger Schauder

>>> Nigg durfte auch dem nächtlichen Gebet der Mönche und Brüder beiwohnen. Benedikt von Nursia hatte die herausragende Bedeutung dieser Nachtwachen zwischen 23 Uhr und 2 Uhr in der Morgenfrühe betont. Im Stundengebet sollte der Mönch in den ewigen Lobgesang der Engel einstimmen. Wer aber den Schlaf unterbricht und zur Mitternachtsstunde die Psalmen singt, der führte schon auf Erden ein Engelleben.

In der Kirche von La Valsainte erlebte Nigg dieses Mysterium hautnah. Keine Orgel begleitete den lateinischen Gesang in der nur notdürftig vom Kerzenschein erhellten Kirche.

Nigg war in die Rituale nicht eingeweiht worden und reagierte mit einem heiligen Schauder, als sich die Mönche während des Chorgebetes plötzlich zu Boden warfen. Sie sanken nicht auf die Knie, sondern lagen mit über den Kopf gezogenen Kapuzen ausgestreckt auf den kalten Steinen. Nigg war von dieser Gebetshaltung in vollkommener Hingabe an den Willen Gottes nachhaltig tief bewegt, ergriffen, ja geradezu erschüttert:

»Dieses unerwartete und schlagartige Niederwerfen des Körpers auf die bloße Erde wirkt erschütternd; man scheut sich, dieses Innerste ans Tageslicht zu zerren.«

Das Bild dieser Hingabe in Demut und der nächtliche Gesang wurden für Nigg zu einer unauslöschlichen Erinnerung. <<<

(Hervorhebungen von mir)

(vgl. Uwe Wolff, "Das Geheimnis ist mein", Walter Nigg - eine Biographie, TVZ Theologischer Verlag Zürich)

Freitag, 28. Juni 2013

Die Kartause - keine Romantik

>>> Nigg sah die Kartause nicht mit dem verklärten Blick des Romantikers. Das Leben in La Valsainte ist überaus hart und nur für eine Elite bestimmt. Auch wenn er eine geistige Verwandtschaft zu den Mönchen spürte, so wusste er doch, dass er zu ihrem Leben nicht berufen war. Das karge Klosterleben der Kartäuser hatte nichts gemein mit jenem des Hieronymus im Gehäuse bürgerlicher Gelehrsamkeit, dem Nigg letztlich doch verhaftet blieb.

Gewiss, auch sein Tagesrhythmus folgte einer klaren Struktur, aber die Unterbrechungen der Arbeit durch einen Orangensaft am Vormittag, eine Mittagsmahlzeit auf altem Familienporzellan und einen Abendimbiss waren doch meilenweit entfernt vom Gebetsleben dieser Gottesmänner. Verglichen mit ihrer Askese war jedes Weltkind ein armer Sünder.

Hier in der Kartause erfuhr Nigg in aller Tiefe den hellen Glanz einer anderen Welt, die alles Leben in der Gegenwart, auch sein eigenes, in den Schatten stellte. In der »großen Stille«  erlebte Nigg das Leben in seiner reinen Form. Vor diesen Kartäusern schrumpfte auch er zu dem Durchschnittsmenschen, gegen dessen oberflächlichen Lebensstil er immer wieder wetterte. Hier erlebte er die Glut des Gebets, die er an den spanischen Mystikern so sehr liebte.

»In der Kartause wird ein christliches Dasein von einer Unbedingtheit gelebt, das sich dem Besucher als unauslöschliche Erinnerung einprägt.« <<<

(Hervorhebungen von mir)

(vgl. Uwe Wolff, "Das Geheimnis ist mein", Walter Nigg - eine Biographie, TVZ Theologischer Verlag Zürich)

Donnerstag, 27. Juni 2013

Was wäre wenn

>>> Nigg durfte in dem Kloster übernachten. Allein in der Zelle, spürte er das Mysterium des Ortes in großer Verdichtung. Es wurde ihm unheimlich, ein Entsetzen packte ihn und der Gedanke an Flucht schoß ihm für einen Moment durch seinen Kopf, Verglichen mit den Einsiedlermönchen, die sich so radikal von allem Weltlichen abwenden, fühlte sich Nigg mit seiner Liebe zur Kunst und zur Dichtung, all seinen Verpflichtungen als Pfarrer, Ehemann und Vater als sündiges Erdenkind.

Wie wäre sein Lebensweg verlaufen, wenn er nach dem Tod der Mutter bei den Verwandten geblieben wäre und sich ihren Versuchen der Rekatholisierung nicht durch Flucht entzogen hätte? Wäre er katholisch geworden und säße an der Schwelle zu seinem 50. Geburtstag, ganz dem inneren Erleben und dem Gebet hingegeben, in einer Zelle? Ein tiefer innerer Frieden würde auf seinem Gesicht liegen. Gewiss ist es keine Koketterie, wenn er in dem Bericht über die Tage in La Valsainte bemerkt:

»Die Kartäuser gestatten nur zwei Gruppen von Menschen den Zutritt, den Freunden des Hauses und den notorischen Sündern, wobei sich der Schreiber dieser Zeilen bei seinem Besuch durchaus zu den letzteren gezählt hat.« <<<

(Hervorhebungen von mir)

(vgl. Uwe Wolff, "Das Geheimnis ist mein", Walter Nigg - eine Biographie, TVZ Theologischer Verlag Zürich)

Mittwoch, 26. Juni 2013

Ein Privileg

>>> Die Kartäusermönche führen ein stilles Gebetsleben. In der Einsamkeit ihrer Einsiedlerhäuschen suchen sie die Einheit mit Gott, Tag und Nacht sind sie allein mit ihm. Das Essen wird ihnen einmal täglich von den Brüdern durch eine Luke gereicht. Dreimal treffen sie sich zum Gebet in der Kirche. Gegenseitige Besuche in den Zellen sind ebenso verboten wie das Gespräch. Geredet wird nur einmal in der Woche auf dem gemeinsamen dreieinhalbstündigen Spaziergang.

Für Nigg war das Privileg der Begegnung mit diesen Menschen, die ihr Leben in der Abgeschiedenheit ihrer Zellen verbrachten, wie ein Nachhausekommen.

»Je länger der Mönch in seiner Zelle lebt, umso inniger liebt er sie. Der Friede, den er in seinem Häuschen gefunden hat, läßt ihn das Alleinsein als einen Schutz seines inneren Lebens empfinden. Der Mensch hat ein heiliges Recht auf Einsamkeit, die nur im kollektiven Kolchosenbetrieb als Krankheit bewertet wird und in Wirklichkeit das höchste Wachsein der Seele bedeutet.« <<<

(Hervorhebungen von mir)

(vgl. Uwe Wolff, "Das Geheimnis ist mein", Walter Nigg - eine Biographie, TVZ Theologischer Verlag Zürich)

Dienstag, 25. Juni 2013

Erwartungen an die Kartäuser

Walter Niggs Buch „Große Heilige“ wurde in der katholischen Welt sehr bekannt und von vielen Ordensleuten gelesen, wie auch in vielen Kloster-Refektorien vorgelesen. Somit war er bald kein Unbekannter mehr, der er als evangelischer Theologe bis dahin bei den Katholiken stets gewesen ist. „Große Heilige“ wurde für ihn somit „zum Türöffner“ für Besuche bei Ordensleuten und in Klöstern; ja sie brachten ihm „in den sechziger und siebziger Jahren zahlreiche Einladungen zu Vorträgen vor Ordensangehörigen“. Denn man war gleichzeitig interessiert und fasziniert und hörte mit Skepsis von „Niggs Erwartungen an das Mönchtum“.

(Hervorhebungen von mir)


>>>Nigg hatte den heiligen Bruno, aus dessen Wirken der Kartäuserorden hervorging, noch nicht in den Chor seiner Heiligen erhoben. Nach dem Klosterbesuch sollte ihm ein besonderer Rang zukommen. In La Valsainte begleitete ein freundlicher Gastpater den Hagiographen. Wie der Dominikaner auf dem Umschlagbild legte sich Nigg später ein Schweigegebot auf und hat den Namen des Paters nicht genannt. Von seiner Gestalt gibt er nur das strahlende Leuchten seiner Augen preis. Er sah in ihnen den vollkommenen Ausdruck einer tiefen Erfahrung der Gottesfreude als Frucht eines jahrelangen Gebetes.

Der Zugang in Innere wurde gewährt, so dass Nigg nicht nur den Ort in allen Einzelheiten besichtigen, sondern auch am nächtlichen Chorgebet der Mönche teilnehmen konnte.<<<



(vgl. Uwe Wolff, "Das Geheimnis ist mein", Walter Nigg - eine Biographie, TVZ Theologischer Verlag Zürich)
 
 



„Der Dominikaner auf dem Umschlagbild“

Montag, 24. Juni 2013

Walter Nigg und die Kartäuser

Dr. Walter Nigg (1903-1988) war evangelischer Theologe, Pfarrer und Professor für Kirchengeschichte. Er schrieb u.a. Aufsätze und Bücher über Persönlichkeiten und Heilige. Viele seiner „Heiligen“-Bücher fanden auch in der katholischen Welt weite Verbreitung. Genannt seien nur die beiden Werke „Große Heilige“ (1946) und „Vom Geheimnis der Mönche“ (1953). Aus dem zuletzt genannten Buch habe ich bereits mehrfach kleine Abschnitte veröffentlicht.
SIEHE HIER

Der Begegnung Walter Niggs mit dem Mönchtum hat der Autor und Nigg-Biograph Uwe Wolff in einer groß angelegten Arbeit (Das Geheimnis ist mein "Walter Nigg, Eine Biographie) das Kapitel „Die große Stille: Mönche und Mystiker“ gewidmet. In dieser Nigg-Biographie berichtet er über Niggs Begegnung mit den Kartäusern in dem Unterkapitel „Ein Schlüsselerlebnis: Die Kartause La Valsainte“ (S. 372-377). - Daraus will ich in den nächsten Tagen einige Sätze veröffentlichen. 


Uwe Wolff, "Das Geheimnis ist mein", Walter Nigg - eine Biographie
Verlag: TVZ Theologischer Verlag Zürich;
1., Aufl. 2009, 516 Seiten, ca. 44 €
Uwe Wolff, Dr. theol, Jahrgang 1955, Studium der Theologie, der Pädagogik, der Mediävistik und der Philosophie, Schriftsteller und Publizist, seit 1987 freier Mitarbeiter für die NZZ, Rheinischer Merkur, Welt am Sonntag, Die Zeit u. a.


Sonntag, 23. Juni 2013

Deus, in adjutorium meum intende - (Vesperae S.S.Bruno)

Papst Benedikt XVI. zu Besuch in der Kartause Serra San Bruno
am 9. Oktober 2011;

Liturgie des Göttlichen Offiziums:
die Vesper am Sonntag,
gemeinsam mit den Kartäusermönchen.

 


Samstag, 22. Juni 2013

Hingabe an Jesus - cedere a Gesù

Jesus trägt dich immer in Seinen Armen.
Lass dich tragen.

Gesu di Porta sempre nelle sue braccie.
Lasciate portare.


Siehe auch HIER

Freitag, 21. Juni 2013

Verborgen in Gott

Die äußere und die innere Haltung während des Offiziums im Chor stehen für das Geheimnis des Lebens, das, demütig verborgen in Gott, einzig Ihm ein wunderbares und einfaches Lob darbringt.

In der Liturgie vereinigt sich
die Menschheit mit Gott.
Jeder Tag vollzieht sich so
in der Anschauung Gottes
neu.



Vertieft im Gebet


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