Sonntag, 16. Juni 2013

Keine Idylle

Das entbehrungsreiche Leben der weißen Mönche lässt keine idyllische Deutung der Kartause zu.

Schon die Rute, die noch heute als Symbol in einer Ecke des Kapitelsaals steht, spricht eine Sprache, die alle lieblichen Auffassungen vom Kartäuserleben i m Keime erstickt. Die immerwährende Einsamkeit, die Mönche selbst schon mit einem Grab verglichen haben, in das sie sich freiwillig hineinlegen, verursacht nach einiger Zeit oft schwere Seelenkrisen, denen nicht alle Menschen gewachsen sind.

Immer wieder gibt es Novizen, die um Entlassung bitten müssen, weil sie die Gleichförmigkeit dieser Lebensweise nicht mehr länger aushalten. Von dem die Schwierigkeiten überwindenden Kartäuser wird das einsame Dasein in seinem Häuschen jedoch als eine große Bevorzugung empfunden, lebt er doch des Glaubens, „unser Leben formt und gestaltet sich vollkommen um, sobald die göttliche Innewohnung, die Gegenwart Gottes in uns, sich vollauswirken kann, ohne dass wir ihm Widerstand entgegensetzen“ .

Walter Nigg (Bruno und die Kartäuser in Geheimnis der Mönche, Zürich 1953)




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