Verwandtschaft von Kartäusern und Zisterziensern
Zwischen 1140 und 1144 besuchte der Zisterzienserabt Wilhelm die Kartause Mons Dei. Er muss dabei auf die Kartäusermönche einen großen Eindruck gemacht haben, denn sie erbaten sich von ihm hernach eine „geistliche Wegweisung“. Wilhelm schrieb auf diese Bitte hin seinen berühmten „Brief an die Brüder von Mons Dei“; den „Goldenen Brief“, wie ihn Jahrhunderte später Jean Mabillon treffend genannt hatte.
Im „Zeitalter des heiligen Bernhard von Clairvaux“, dem wichtigsten der Väter des Zisterzienserordens, gab es nicht nur Auseinandersetzungen um die Art und Weise, wie Mönchsleben „zu gehen hat“ (nach der Blütezeit der Cluniazensern Reform, der benediktinischen, damals weitverbreiteten mönchischen Lebensweise, oder Streitereien über die Glaubenswahrheiten, wie sie etwa Bernhard selbst mit Abaelard führte. Es war auch die Zeit großer geistlicher Aufbrüche, zu denen neben der Bewegung der Zisterzienser auch das Ideal der Kartäuser zählte, sowie im Süden Europas etwa die franziskanische Bewegung. Ihnen allen gemein waren die Ideale, die Ziele: Anschauung Gottes, Erfüllung des Liebesgebotes Jesu, die uneingeschränkte und konsequente Nachfolge Christi, so wie sie diese jeweils verstanden.
Schon von Anfang an gab es eine große geistliche Nähe und Verbundenheit zwischen der zisterziensischen und der kartusianischen Ordensbewegung, die bis heute nachverfolgt werden kann. Der Brief Wilhelms ist ein solches Bindeglied.
Vicente Carducho 1632, Sankt Bernhard besucht den Prior der Großen Kartause, Paris, Louvre |
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