277.
Wenn nun der Mensch von Gott, dem Herrn, dem Heiligen Israels, unserem König
(Ps 88,19) erhoben wird, betrachtet der weise und fromme Geist durch die
erleuchtende und helfende Gnade in der Schau des höchsten Gutes auch die Gesetze
der unveränderlichen Wahrheit, soweit er es verdient, sie mit dem Verstehen der
Liebe zu berühren, und schafft sich aus diesen Gesetzen eine Art himmlischen
Wandels (Phil 1,12), ein Ideal der Heiligkeit. Er betrachtet nämlich die
höchste Wahrheit und die Dinge, die ihre Wahrheit von ihr ableiten; das höchste
Gut und die Dinge, die durch es gut sind, die Tiefe der Ewigkeit und was aus
ihr hervorgeht. Jener Wahrheit, liebe und Ewigkeit macht er sich gleich,
während er sein Leben hier auf Erden führt. Er erhebt sich nicht über sie durch
sein Urteil, sondern schaut in Sehnsucht zu ihnen auf, oder ist ihnen in liebe
verbunden. Während er die geschaffene Welt annimmt, passt er sich ihnen an,
nach ihnen formt er sein Leben, aber nicht ohne das Urteil der Unterscheidung, nicht
ohne überlegende Prüfung und vernünftiges Urteil.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen