Will
diese Geneigtheit vollkommen sein, muss sie in meinem ganzen Wesen herrschen,
muss sie alle meine Kräfte und mein ganzes Leben beeinflussen. „Du sollst den
Herrn deinen Gott lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus
deinem ganzen Gemüte und aus allen deinen Kräften!" (Mk 12,30).
Die
Todsünde darf weder in meiner Seele noch in meinem Herzen noch in meinem Gemüte
noch in meinem Leibe einen Platz mehr haben. Kein Geschöpf, kein Umstand darf
sie dort eindringen lassen, es sei denn aus Überraschung. Ich sage Überraschung;
denn die armselige Schwäche des Menschen ist derart, dass Überraschungen immer
möglich sind, selbst beim besten und festesten Willen. Diese vorübergehenden
Fehler hemmen jedoch nicht die erworbene Fertigkeit standzuhalten und bringen
die Seele nicht dahin, wieder von dem Zustand herabzusinken, den sie bereits
erreicht hat.
Wenn
man von einem Zustand der Seele, von einer Tugendstufe redet, darf man niemals
die Fehler der reinen Gebrechlichkeit in Rechnung stellen.
(Dom François de Sales Polien, IL, 20150630)
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