Unter
dem Vorwand, einfach meine Befriedigung der Ehre oder dem Dienste Gottes
unterzuordnen, kann mir sehr leicht eine Täuschung begegnen; und unter der
Hülle der Verherrlichung Gottes kann ich im Grunde mehr an mir hängen als an
Gott, mehr mich suchen als Gott.
Die
vielfältige List der Eigenliebe ist so fein und die Täuschungen des Versuchers
sind so arg!
Wie
oft geschieht es gerade, dass ich sehr kostbare Vorwände zur größten
Verherrlichung Gottes finde, um nicht nur Unvollkommenheiten, sondern wahrhafte
Sünden berechtigt erscheinen zu lassen? Was ist bei dieser Gefahr zu tun? Denn
es ist eine Gefahr, eine große Gefahr.
Ich
muss einfach darüber wachen, dass ich meine rechte Absicht aufrecht halte, ich
muss sehen, ob ich nicht mich selbst zu hintergehen und zu täuschen suche.
Darüber gibt das Gewissen dem, der sich ernstlich fragen will, ausreichend
klaren Aufschluss; und im übrigen darf ich mich auf Gott verlassen.
Denn
da, wo unfreiwillige Täuschungen vorkommen, übernimmt Gott die Aufgabe, sie zu
verjagen. Er übernimmt die Aufgabe, die getäuschte Seele von der Befriedigung, von
der sie eingenommen wird, loszureißen; und wenn diese Befriedigung von Ihr mit
Gewalt losgerissen ist, dann fühlt sie, in welchem Maß sie an ihr gehangen war.
Je schwieriger die Trennung davon, desto mehr zeigt sich der Grad der Gier,
weiter in ihrem Besitz zu sein und zu bleiben (Augustinus, De doctr. christ.
Lib.3. tr. 27).
(Dom
François de Sales Polien, IL, 20150902)
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