Dienstag, 15. September 2015

Verkehrung und Unordnung

IL173-Z.17.1b

Ich spreche vom Guten, das ich tue oder das ich zu tun glaube, denn es handelt sich hier nicht mehr um Sünde. Ja, in diesem Teil meines Lebens, der bei weitem der wichtigste ist, weil er fast alle Augenblicke in jener ununterbrochenen Aufeinanderfolge von indifferenten oder guten Handlungen, aus denen der Faden meiner Tage sich zusammensetzt, ausfüllt, sehe ich gewöhnlich an erster Stelle meine Person, liebe ich meine Person, suche ich meine Person. Meine Person geht im allgemeinen Gott vor, meine Lust seiner Ehre.

Was für eine Verkehrung, was für eine Unordnung! –

Mein Gott! ist es möglich, dass mein Leben eine beständige Unordnung ist?
Leider ja! Alles, was ich für meine guten Handlungen halte, für meine Gerechtigkeit, all das ist nur ein beschmutzter Lappen! (Jes 64,6).

Und wenn das Gute, das ich in mir glaubte, und worauf ich mir vielleicht selbst nur zu leicht etwas einbildete, wenn dieses Gute schmutzig ist, welcher Gegenstand des Schreckens muss ich in den Augen Gottes sein, wenn ich noch widerlichere Seuche der zahlreichen Sünden unaufhörlich das Verderben vermehrt?

Wenn meine Gerechtigkeit nur Unreinheit ist, was bin ich, O mein Gott?

(Dom François de Sales Polien, IL, 20150904)


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