In
der Zelle ist alles drauf hingeordnet und durch Jahrhunderte erprobt, dass der
Mönch die Einfachheit des Ortes, die ja seine Wüste ist, seine Einöde, ertragen
kann und dass sie ihm zur Notwendigkeit wird für sein geistliches Leben, damit
er darin dem Herrn begegnen kann. Was notwendig ist, das ist vorhanden. Mehr
braucht es nicht.
So
wie die Zelle als Ort der Wüste und Gottesbegegnung ist, so kann sie auch Ort
des Kampfes sein. Denn die Einsamkeit, das Getrenntsein von Menschen und die
Öde des Ortes können den Schwachen, Einsamen, Trägen, Hoffnungslosen,
Hochmütigen, - den Sünder, der jeder Mensch und Mönch ist, verführen und in ihm
Trugbilder hervorbringen. So wird die Zelle Ort der Begegnung mit dem Teufel,
den Dämonen, der Auseinandersetzung mit der eigenen dunklen Seele, der eigenen
Schwächen. Die Abgründe, die die Seele an sich am meisten erkennt, deuten auf
die vermeintliche Gottferne hin, der sie sich ausgesetzt sieht. Doch
Gottesferne ist nicht die Abwesenheit Gottes. Gottesferne kann auch der Anruf
Gottes an die Seele sein, sie solle sich endlich frei machen vom alten
Menschen, von allen Anhänglichheiten, denen sie sich immer wieder hingibt und
ausliefert. Ja. auch die Mönchszelle kann zum Ort der Bequemlichkeit werden.
Denn der Mönch könnte sich in ihr „einrichten“, als Rückzugsort, als Fluchtburg
– vor Gott. Wehe dem!
Dem
Wüstenvater Antonius, der den Kartäusern zum Vorbild taugt, zog sich in Gräbern
und Krüften zurück. Aus Furcht vor den eigenen Leidenschaften. Er wollte den
Sünden sterben, den eigenen Sünden. Antonius hatte keinerlei Bequemlichkeit,
nicht einmal zu essen. In der Wüste war er darauf angewiesen, dass andere ihm
zu essen gaben, ihm das Essen brachten. Antonius wollte mit Christus leben, wie
heute die Kartäuser. Und so machte Antonius ein Grab und die Wüste zu seiner
Behausung und zu seiner Zelle. Doch auch
hier entging Antonius nicht sich selber. Die Dämonen gingen ihm nach. Er
entging den Dämonen nicht. Denn er konnte nicht sich selbst flüchten. Dämonen
beschäftigen die Seele, sie attackieren auch körperlich. Dass Dämonen über
Menschen herfallen kennen wir auch aus den Lebensbeschreibungen von Heiligen,
etwa des heiligen Pfarrers von Ars oder vom heiligen Pater Pio.
Die
Mönchszelle ist für den Kartäuser also auch der Ort des Kämpfens. Zum Trost
soll er aber wissen, dass in diesem Leben eher solche Christen von Dämonen
angegriffen werden, die ein ausgesprochen frommes Leben führen. Sie sind ideale
Gegner für den Teufel und seine Helfershelfer, nicht die Lauen. So wappnen sich
die Kartäuser mit dem Anzug eines strengen Lebens und nicht zu unrecht nennt
man ihr Leben auch ein Büßerleben.
Und
doch ist die Kartäuserszelle heiliger Boden und der Ort wo sich der Herr und
sein Diener häufig miteinander unterhalten. Der Freund trifft hier den Freund
und das Wort Gottes zieht die treue Seele an sich. Der Bräutigam verbindet sich
mit seiner himmlischen Braut. So wird Himmlisches mit Irdischem, Göttliches mit
dem Menschlichen vereint (vgl. Statuten 4.1).
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