Donnerstag, 13. Juni 2013

Wachend mit dem Schlaflosen

In ihrer Unbegreiflichkeit entziehen sich die Nachtwachen jeglicher Vergleichsmöglichkeit, wenn auch für den in der Welt an Schlaflosigkeit leidenden Menschen ein merkwürdiger Trost darin beschlossen liegt, daß um die gleiche Zeit, da er wach auf seinem Lager liegt, die weißen Mönche ihrem Gebete obliegen.

Aus der wenig erhellten Dunkelheit erhebt sich ein schmuckloser Gesang, der in seiner Herbheit von keiner Orgel begleitet wird. Im ganzen Kloster gibt es kein einziges Musikinstrument, was für jenen Menschen ein schwerer Verzicht bedeutet, der vor seinem Eintritt in die Kartause ein Leben ohne Musik als Irrtum empfand.

Walter Nigg (Bruno und die Kartäuser in Geheimnis der Mönche, Zürich 1953)




1 Kommentar:

  1. Keine Musik.
    Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.

    Das bringt mir zu Bewusstsein wieviele Versuchungen die Ordensleute ihr ganzes Leben lang bekämpfen und durchstehen müssen.

    "Noch einmal draußen eine Sinfonie hören!"

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