Sonntag, 15. Februar 2015

Kartause Johannisberg in Freiburg, Breisgau

Die letzte bauliche Erneuerung der mit elf Chormönchen und sechs Laienbrüdern blühenden Freiburger Kartause war unter dem Prior Benedikt Kaysser im Juli 1753 begonnen und unter seinem Nachfolger Athanasius Kolb 1756 vollendet worden.

Der Archäologe Ralph Eggers entwickelte diese dreidimensionale Rekonstruktion der Freiburger Kartause nach den barocken Neubauten.

Vor den spätmittelalterlichen Klausurtrakt mit der Klosterkirche, dem großen Kreuzgang und den elf Mönchshäuschen, die in der 3 D-Rekonstruktion gut zu sehen sind, wurde der noch erhaltene dreiflügelige Neubau gesetzt.

3D-Rekonstruktion der Freiburger Kartause
Archäologe Ralph Eggers (Foto Badische-Zeitung)

Die Freiburger Kartäuseraffäre

Die repräsentative Form der Anlage entspricht bei aller ordensüblichen Bescheidenheit den Klosterbauten der Umgebung. Doch scheint nicht allein der barocke „Bauwurm" – so nannten die Zeitgenossen scherzhaft die Bauwut der barocken Äbte – Auslöser der Bautätigkeit gewesen zu sein. Prior Athanasius Kolb, der unter seinem Vorgänger das wichtige Amt des Klosterschaffners (Vermögensverwalter) inne hatte, strebte vielmehr für sein Kloster die Aufnahme in den Prälatenstand und damit den Sitz in den Vorderösterreichischen Landständen an – also die Teilnahme an der Regierung. Die Nachbarklöster, allen voran die Äbte von St. Peter und St. Blasien, unterstützten Kolb dabei, denn ein weiterer Sitz in den Landständen wäre allen Klöstern des Breisgaus zugute gekommen.

Um sein Anliegen voranzutreiben, weilte der Prior ab 1772 nicht weniger als drei Jahre fern von Freiburg in Wien. Vor allem die lange Abwesenheit entfremdete den Prior zunehmend von Teilen seines Konvents, damals noch acht Patres und drei Brüder, und spalteten diesen in zwei Parteien. Im Sommer 1775 führte dies zur innerklösterlichen Revolte und löste die Freiburger „Kartäuseraffäre" aus.

Die Vorderösterreichische Regierung griff ein, verfügte die Abdankung und sofortige Rückkehr von Prior Athanasius aus Wien, stellte die Kartause unter staatliche Aufsicht und betrieb die Aufhebung des Klosters. Der Bischof von Konstanz und die Ordensleitung der Kartäuser versuchten das zu verhindern. Dem im März 1776 eingesetzten neuen Prior Hugo Poyok verweigerte die Regierung unter Berufung auf die Kritiker im Konvent die Anerkennung und erklärte im Herbst 1776 einseitig die Schließung des Klosters. Erst Ende 1779 schien die Situation bereinigt und der neue Prior konnte einziehen – allerdings verließen daraufhin vier Patres unter Protest das Kloster. Zu allem Unglück zerstörte ein Brand im Januar 1780 das Dach der Kirche und richtete auch an den Klostergebäuden beträchtlichen Schaden an.

Nachdem im Frühjahr 1781 die abtrünnigen vier Mönche doch noch zurückgekehrt waren, schien die Ordnung wiederhergestellt. Das war aber trügerisch, denn Kaiser Joseph II. hatte die Auflösung aller Kartausen und der Klöster weiterer kontemplativ-beschaulicher Orden verfügt. Ihre nach innen gerichtete Lebensweise erfüllte in den Augen der Aufklärung keinerlei gesellschaftlich notwendigen Zweck.

Am 25. Januar 1782 stellte die breisgauische Regierung der Kartause den kaiserlichen Aufhebungsbeschluss zu. Die acht Freiburger Kartäusermönche mussten ihr Kloster binnen fünf Monaten zu verlassen, in anderen Klöster unterkommen oder dem Orden entsagen und eine Anstellung in der Seelsorge suchen. Für den Übergang wurden staatliche Pensionen ausgesetzt.

Sieben der Freiburger Kartäuser wurden Weltpriester, lediglich Prior Hugo Poyok blieb im Orden und wurde bis zu seinem Tod 1791 als Prior in Franken und im Spessart eingesetzt.




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