Der
Archäologe Ralph Eggers entwickelte diese dreidimensionale Rekonstruktion der
Freiburger Kartause nach den barocken Neubauten.
Vor
den spätmittelalterlichen Klausurtrakt mit der Klosterkirche, dem großen
Kreuzgang und den elf Mönchshäuschen, die in der 3 D-Rekonstruktion gut zu
sehen sind, wurde der noch erhaltene dreiflügelige Neubau gesetzt.
Die
Freiburger Kartäuseraffäre
Die
repräsentative Form der Anlage entspricht bei aller ordensüblichen
Bescheidenheit den Klosterbauten der Umgebung. Doch scheint nicht allein der
barocke „Bauwurm" – so nannten die Zeitgenossen scherzhaft die Bauwut der
barocken Äbte – Auslöser der Bautätigkeit gewesen zu sein. Prior Athanasius
Kolb, der unter seinem Vorgänger das wichtige Amt des Klosterschaffners
(Vermögensverwalter) inne hatte, strebte vielmehr für sein Kloster die Aufnahme
in den Prälatenstand und damit den Sitz in den Vorderösterreichischen
Landständen an – also die Teilnahme an der Regierung. Die Nachbarklöster, allen
voran die Äbte von St. Peter und St. Blasien, unterstützten Kolb dabei, denn
ein weiterer Sitz in den Landständen wäre allen Klöstern des Breisgaus zugute
gekommen.
Um
sein Anliegen voranzutreiben, weilte der Prior ab 1772 nicht weniger als drei
Jahre fern von Freiburg in Wien. Vor allem die lange Abwesenheit entfremdete
den Prior zunehmend von Teilen seines Konvents, damals noch acht Patres und
drei Brüder, und spalteten diesen in zwei Parteien. Im Sommer 1775 führte dies
zur innerklösterlichen Revolte und löste die Freiburger „Kartäuseraffäre"
aus.
Die
Vorderösterreichische Regierung griff ein, verfügte die Abdankung und sofortige
Rückkehr von Prior Athanasius aus Wien, stellte die Kartause unter staatliche
Aufsicht und betrieb die Aufhebung des Klosters. Der Bischof von Konstanz und
die Ordensleitung der Kartäuser versuchten das zu verhindern. Dem im März 1776
eingesetzten neuen Prior Hugo Poyok verweigerte die Regierung unter Berufung
auf die Kritiker im Konvent die Anerkennung und erklärte im Herbst 1776
einseitig die Schließung des Klosters. Erst Ende 1779 schien die Situation
bereinigt und der neue Prior konnte einziehen – allerdings verließen daraufhin
vier Patres unter Protest das Kloster. Zu allem Unglück zerstörte ein Brand im
Januar 1780 das Dach der Kirche und richtete auch an den Klostergebäuden
beträchtlichen Schaden an.
Nachdem
im Frühjahr 1781 die abtrünnigen vier Mönche doch noch zurückgekehrt waren,
schien die Ordnung wiederhergestellt. Das war aber trügerisch, denn Kaiser
Joseph II. hatte die Auflösung aller Kartausen und der Klöster weiterer
kontemplativ-beschaulicher Orden verfügt. Ihre nach innen gerichtete
Lebensweise erfüllte in den Augen der Aufklärung keinerlei gesellschaftlich
notwendigen Zweck.
Am
25. Januar 1782 stellte die breisgauische Regierung der Kartause den
kaiserlichen Aufhebungsbeschluss zu. Die acht Freiburger Kartäusermönche mussten
ihr Kloster binnen fünf Monaten zu verlassen, in anderen Klöster unterkommen
oder dem Orden entsagen und eine Anstellung in der Seelsorge suchen. Für den
Übergang wurden staatliche Pensionen ausgesetzt.
Sieben
der Freiburger Kartäuser wurden Weltpriester, lediglich Prior Hugo Poyok blieb
im Orden und wurde bis zu seinem Tod 1791 als Prior in Franken und im Spessart
eingesetzt.
Quelle:
Badische-Zeitung
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