Sonntag, 1. Februar 2015

Aus der Wurzel Davids wird ein Reis wachsen (Jes 11,1)

IL021-VW21

Die Frömmigkeit wird gerade durch jenes Bild gut dargestellt. - Es ist eine Wurzel vorhanden, das ist die Vernunft; ein Reis, das ist der Glaube; und eine Blüte, das ist das geistliche Leben. Ohne Wurzel gibt es kein Reis, ohne Reis keine Blüte. Die Blüte sprießt aus dem Reis und das Reis aus der Wurzel. Der geheimnisvolle Saft, der die Wurzel befruchtet, dringt im Reis empor und entfaltet sich in der Blüte. So wird unter der geheimnisvollen Tätigkeit des göttlichen Saftes, der Gnade, die Vernunft, die die Wurzel ist, genährt, auf ihr erhebt sich das Reis des Glaubens und auf diesem Reis des Glaubens kommt die bewunderungswürdige Blüte des geistlichen Lebens zur Entfaltung. X) 

So ist das geistliche Leben die Blüte des Glaubens und der Vernunft, es wächst gleichermaßen aus der Vernunft und aus dem Glauben hervor. Sagen wir es offen: Jedes geistliche Leben, das nicht dieses Reis und diese Wurzel hat, das in seinen Grundlagen nicht theologisch und philosophisch ist, ist nicht die Blüte, auf welcher der Geist Gottes ruht.

X)
Ich sage hier, der Glaube baut sich auf der Vernunft auf, und nicht, der Glaube wird aus der Vernunft geboren. Obwohl der Glaube, der sich aus einem doppelten, einem göttlichen und einem menschlichen Element zusammensetzt, wie alles, was dem Gottmenschen zugehört und von ihm kommt, wirklich aus der Vernunft geboren wird so weit sein menschliches Element in Betracht kommt, so erlaubt doch sein göttliches Element, das die Hauptsache ist und das aus der Gnade und der Offenbarung geboren wird, nicht zu sagen, der Glaube wird aus der Vernunft geboren, wie man sagt, dass Jesus aus Maria geboren ist. Wenigstens hat die katholische Sprache diesen Vergleich niemals gutgeheißen, um die pelagianische Häresie zu vermeiden.

(Dom François de Sales Polien, IL, 20150201)

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