Bd.
41: Die Kartause St. Johannisberg in Freiburg im Breisgau.
Historische
und baugeschichtliche Untersuchungen.
Hg.
von HEINZ KRIEG, FRANK LÖBBECKE und KATHARINA UNGERER-HEUCK. Freiburg 2014.
Verlag Stadtarchiv Freiburg 2014
ISBN
978-3-923272-38-9
168
Seiten,
zahlreiche
Farbabbildungen,
Format
23,5 x 27,5 cm, gebunden
Preis:
24,50 Euro
Stadtarchiv
Freiburg i. Br., Grünwälderstr.
15, 79098
Freiburg
Band 41 der „Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau” widmet sich auf 168 Seiten der Geschichte dieser durch kaiserlichen Aufhebungsbeschluss untergegangenen Kartause.
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Der von Heinz Krieg, Frank Löbbecke und Katharina Ungerer-Heuck herausgegebene Band widmet sich Geschichte und Baugeschichte der Freiburger Kartause St. Johannisberg in vergleichender Perspektive und geht auf die Tagung „Die Freiburger ‘Kartaus’ und die Umnutzung ehemaliger Klosteranlagen” im April 2011 zurück (Tagungsbericht). Anlass für die Tagung war die bevorstehende, damals noch unbekannte Umnutzung der Freiburger Kartause, die „nach der Aufhebung des Klosters im Zuge der Josephinischen Reformen (1782) zunächst als Adelssitz und von 1895 bis 2008 als Alten- und Pflegeheim genutzt” wurde.
Das
Buch ist in drei Teile gegliedert.
Ein
erster mit „Allgemeines” betitelter Teil versammelt Beiträge zur Geschichte der
Kartäuser im Mittelalter. James Hogg beleutet „Ordens- und Ideengeschichte der
Kartäuser”, Hermann Josef Roth nimmt die Gründungssituationen mittelalterlicher
Kartausen im Vergleich mit Zisterziensergründungen in den Blick, die
Bauingeneurin Elke Nagel stellt verschiedene architektonische Konzepte des karthusianischen
Zellenhauses vor und der mittlerweile verstorbene Sönke Lorenz zeigt die
Ausbreitung der Kartausen unter besonderer Berücksichtigung der von Bern bis
Flandern reichenden Provincia Rheni.
Der
zweite Teil widmet sich der Geschichte der Freiburger Kartause und sei hier
etwas ausführlicher vorgestellt. Heinz Krieg geht auf die Gründungsphase der
1345 vom Freiburger Bürger Johannes Snewlin, genannt „der Gresser“, gestifteten
Kartause ein und hebt hervor, dass weniger die finanzielle Grundausstattung,
sondern die „institutionelle Einbindung“ der Stadt und deren Führungsschichten
in Snewlins Testament der Kartause langfristig zum Erfolg verhalf. Den
bauhistorischen Zustand der Kartause kurz vor deren Aufhebung nimmt Frank
Löbbecke anhand eines von ihm transkribierten Sachverständigengutachtens von
1775 (Transkription S. 155-163)5 in den Blick.
Daniel
Parello widmet sich den zwischen 1512 und 1525/1530 entstandenen Glasfenstern
der Kartause, unter denen insbesondere die nach Konzepten von Hans Baldung
Grien von der Freiburger Werkstatt des Hans Gitschmann gefertigten großen
Kartausscheiben herausragen. Zwar sieht Parello im damaligen Prior Gregor
Reisch „die Schlüsselfigur des Projekts”, macht aber aufgrund der Analyse heute
teilweise verlorener Stifterinschriften deutlich, dass die Glasscheiben vom
Kaiser, auswärtigen Adligen, aber auch von Stadtrat, Bürgern, Geistlichen und
Universitätsgelehrten gestiftet wurden. Eva-Maria Schüle nimmt den „in
einzigartiger Weise erhalten gebliebenen” Küchengarten der Freiburger Kartause
und dessen Bepfanzung in den Blick. Dieter Mertens behandelt die Verbindungen
der Freiburger Kartause zur Universität. Obwohl die Universität als „Institution
des Redens” eigentlich einen Gegensatz zum auf Schweigen ausgerichteten
Ordensideal der Kartäuser dargestellt hätte, bestanden – so Mertens – enge Beziehungen zwischen
Freiburger Kartause und Universität. Erstens studierten Mönche und Prioren vor
ihrem Ordenseintritt häufig an der Freiburger Universität, zweitens sind
zahlreiche Stiftungen Freiburger Universitätsangehöriger für die Kartause
überliefert und drittens konnte sich die Kartause unter den Prioren Johannes
Keßlin (1475-1486) und Gregor Reisch (1501-1525) “institutionellen Einfluss”
bei den beiden ältesten Freiburger Studienhäusern, der Domus Carthusiana und
dem Collegium Sapientiae, sichern. Felix Heinzers Beitrag untersucht Gregor
Reisch (ca. 1467-1525), den bekanntesten Freiburger Prior, und insbesondere
dessen Enzyklopädie ‘Margarita philosophica’. Heinzer beleuchtet Reischs Rolle
als Berater für die Hieronymus-Ausgabe des Basler Druckers Johannes Amerbach
und kann eine Handschrift der Freiburger Universitätsbibliothek mit Exzerpten
aus Augustins De civitate dei als Autograph Reischs einordnen und so neue
Perspektiven auf die Arbeitsweise Reischs werfen, da sich die exzerpierten Stellen
als Zitate im Text der Margarita wiederfinden.
Der
dritte Teil des Buches betrachtet in vergleichender Perspektive Geschichte und
architektonische Neubelebung anderer Kartausen. Margrit Früh behandelt die
jahrhundertelangen engen Beziehungen der Kartausen Freiburg und Ittingen und
macht deutlich, dass ca. 10 Prozent der Ittinger Mönche aus Freiburg kamen und
die Freiburger Kartause nach Plünderung und Krieg die Ittinger Kartause
wiederholt finanziell sowie mit Büchern unterstützt hat. Die Neubelebung der
Ittinger Kartause zum Museum und Kulturzentrum ist Thema des Beitrags von Jürg
Ganz, während Helmut Stampfer sich der Renovierung und Nutzung der Kartause
Allerengelberg (Schnals, Südtirol) widmet. Zuletzt erweitertet Daniel Reicke
die auf der Tagung gehaltenen Beiträge um einen Artikel zum ““fast gebauten
Turm” der Basler Kartause.
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