Johannes Cassian erzählt (Unterredungen):
„Man sagt, der
heilige Evangelist Johannes habe einst, als er ein Rebhuhn sanft mit den Händen
streichelte, plötzlich Einen erblickt, der im Jagdanzug auf ihn zukam. Dieser
wunderte sich, daß ein Mann von solchem Ansehen und Ruf sich zu so kleinlicher
und unbedeutender Unterhaltung herablasse, und sprach:
`Bist du nicht
jener Johannes, dessen ausgezeichneter und ruhmvoller Ruf auch mich zu dem heftigsten
Verlangen gereizt hat, dich kennenzulernen? Warum gibst du dich nun mit solch geringfügiger
Ergötzung ab? ´
Der heilige
Johannes sprach zu ihm:
`Was ist das, was
du in deiner Hand trägst? ´
Jener sagte: `Ein Bogen´.
`Warum nun, sprach der Heilige, trägst du ihn nicht immer gespannt Umher? ´ Jener antwortete:
`Das geht nicht,
damit nicht durch die beständige Krümmung die Kraft der Spannung nachlasse,
erschlaffe und aufhöre, und damit nicht, wenn dann stärkere Pfeile auf ein Tier
gerichtet werden sollten, wegen der durch zu lang dauernde Spannung verlorenen
Kraft die Absendung eines tiefer bohrenden Schusses unmöglich wird. ´
`So möge denn,
sprach der heilige Johannes, auch diese so kleine und kurze Abspannung unseres
Gemütes dir, junger Mann, keinen Anstoß bieten. Denn wenn dieses nicht zuweilen
durch einiges Nachlassen die Strenge seiner Spannung erleichtern und mildern
würde, so könnte es, durch den ununterbrochenen Eifer erschlafft, der Kraft des
Geistes, wo es die Notwendigkeit erfordert, nicht mehr entsprechen.“
(vgl. G. Posada, Der heilige
Bruno)
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